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Belgische Königsfamilie Belgische Königsfamilie: Lieb und (S)teuer

Von Peter Riesbeck 07.06.2013, 18:02
Die Belgische Königsfamilie (v.l.): Königin Paola, König Albert II., Kronprinzessin Mathilde und Kronprinz Philippe
Die Belgische Königsfamilie (v.l.): Königin Paola, König Albert II., Kronprinzessin Mathilde und Kronprinz Philippe dpa Lizenz

Brüssel/MZ - Einfach hatten es die belgischen Royals nie. „Meine Herren, Sie sind hart mit dem König ins Gericht gegangen. Ihre Verfassung ist arg demokratisch. Aber mit ein wenig gutem Willen von beiden Seiten wird es schon irgendwie gehen“, schimpfte Leopold I. aus dem Hause Sachsen-Coburg schon 1831. Dennoch nahm er die Krone an, die ihm das Parlament des neugegründeten Staates angetragen hatte. Was will man auch machen, so ein Königstitel ergibt sich nicht alle Tage.

Nun aber ist das belgische Parlament wirklich hart mit dem Königshaus ins Gericht gegangen. Von einer Revolution spricht das Blatt „Le Soir“. Auch die Mitglieder des Königshauses müssen künftig Steuern zahlen. Zudem werden die Dotationen gekürzt. Ausgenommen ist nur der Monarch. Der leistet schließlich seinen aktiven Dienst am Volke. Staatsreform nennen es die belgischen Politiker. Man könnte auch von einem letzten Versuch sprechen, die Monarchie zu retten. Das Königshaus ist in Kritik geraten, nicht nur im eher anti-royalen Landesteil Flandern. In Zeiten, in denen in Europa den Steueroasen der Kampf angesagt wird, müssen auch Royals um ihre Privilegien bangen. Einst haben die Herrscher die Abgaben selbst festgelegt, nun müssen sie selbst entrichten. Statt lieb und teuer, heißt es es künftig in Belgien: Lieb und Steuer.

Besonders hart trifft es Königin Fabiola ( ist nicht mit auf dem Foto). Die Witwe des 1993 verstorbenen Regenten Baudouin wird kommende Woche 85. Im Frühjahr wollte sie ihr Erbe regeln. Steuergünstig brachte sie ihr Vermögen in eine Stiftung ein. Die Sache flog auf. Fabiola musste die Pläne zurückziehen. Nun wird auch die Apanage gekürzt. Von einst 1,4 Millionen Euro soll die jährliche Zuwendung schrittweise auf rund 460 000 Euro sinken. Brutto. Denn es werden Steuern fällig. „Die Königinwitwe muss ihren Lebensstil anpassen“, jubelt die flämische Zeitung Standaard.

Anti-royale Häme, soweit ist es gekommen. Zuletzt legte der flämische Separatist Bart De Wever Kronprinz Philippe gar nahe, auf die Krone zu verzichten. De Wever will ein eigenes Flandern. Und so ist Belgien das einzige Land, in dem sich nicht die Frage stellt, ob die Monarchie eine Zukunft hat, sondern die Einheit des Staates als solche. König ohne Land? Keine echte Alternative. Um den Thron zu retten, darf man da ganz bürgerlich auch mal Steuern zahlen.