Belgien Belgien: Marc Dutroux muss mit lebenslanger Haftstrafe rechnen

Arlon/dpa. - Acht Jahre nach seinen Verbrechen ist der belgischeKinderschänder Marc Dutroux als dreifacher Mörder verurteilt worden.Er muss deshalb mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. DasSchwurgericht im südbelgischen Arlon urteilte am Donnerstag, Dutrouxhabe Mitte der 90er Jahre die Mädchen An Marchal (17) und EefjeLambrecks (19) sowie seinen Komplizen Bernard Weinstein vorsätzlichumgebracht.
Über das Strafmaß werden die zwölf Geschworenen zusammen mit dreiBerufsrichtern voraussichtlich an diesem Dienstag entscheiden. Zuvorkommen am Montag die Staatsanwaltschaft und Verteidiger zu Wort.
Das Gericht sprach den 47 Jahre alten Dutroux in fast allenPunkten der Anklage für schuldig. Dutrouxs mitangeklagte Ex-EhefrauMichelle Martin und Komplize Michel Lelièvre waren wie Dutroux fürdie Entführung, Freiheitsberaubung und Misshandlung von sechs Mädchenim Alter von 8 bis 19 Jahren verantwortlich, entschieden dieGeschworenen am vierten Tag ihrer Beratungen. Martin und Lelièvremüssen beide mit 30 Jahren Haft rechnen. Dutroux und seine Ex-Frausind ebenfalls an der Gefangenschaft mit Todesfolge der Mädchen JulieLejeune und Melissa Russo (beide 8) schuldig.
Die Vorsitzende der Jury trug mit der Hand auf dem Herzen und mitfester Stimme das Votum vor. Anschließend verlas einGerichtsschreiber den Angeklagten das Urteil. Diese nahmen denSchuldspruch mit unbewegter Miene auf.
Der vorbestrafte Geschäftsmann Michel Nihoul wurde wegen Menschen-und Drogenhandels schuldig gesprochen und muss damit mit einerzehnjährigen Haft rechnen. In der Hauptsache, der mehrfachenMädchenentführung, wurde Nihoul hingegen frei gesprochen. Diezwielichtige Nihoul galt als ein möglicher Kontaktmann Dutrouxs zueinem Kinderschänderring - harte Beweise sah das Gericht dafür abernicht.
Der seit 1. März dauernde Prozess, der weit über die GrenzenBelgiens Wellen schlug, ist fast abgeschlossen. Die Geschworenenurteilten in 243 Einzelfragen über Schuld oder Unschuld der vierBeschuldigten. Die Laienrichter hatten seit Montag unter strengerpolizeilicher Abschirmung in einer Kaserne in der Nähe Arlons überden Fragenkatalog beraten.
Im Mittelpunkt stand der Mordvorwurf. Die Laienrichter warenüberzeugt, dass Dutroux zwischen 1995 und 1996 An und Eefjeumbrachte. Die Leichen der Mädchen waren später vergraben auf einemGrundstück von Dutroux gefunden worden. Zu Julie und Melissa hatte esin dem Prozess keine Mordanklage gegeben.
Die Eltern der Opfer zeigten sich erleichtert: Betty Marchal, dieMutter der von Dutroux ermordeten An, sagte: «Wir sind glücklich,wenn man das so sagen kann.» Der Vater von Eefje, Jean Lambrecks,äußerte sich zufrieden und begrüßte vor allem, dass DutrouxsEx-Ehefrau zur Rechenschaft gezogen wurde. Die Mutter von LaetitiaDelhez, Patricia Martin, lobte die ruhige und unaufgeregte Atmosphäreim Gerichtssaal. Mit Blick auf die Antworten der Volksjury zu denSchuldfragen sagte sie: «Viele "Ja" - das freut einen.» Laetitiahatte ihre Gefangenschaft in Dutrouxs Keller überlebt.
Im Mittelpunkt des Prozesses steht die Entführung von sechsMädchen, von denen vier qualvoll in ihrer Gefangenschaft starben.Dutroux, ein vorbestrafter Entführer und Vergewaltiger, hatte dieMordvorwürfe stets bestritten.
