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Bekleidung Bekleidung: «Lonsdale» geht jetzt gegen das Nazi-Image vor

Von Michael Flacke 30.09.2004, 06:06
Der Torwart der Kreisliga A-Mannschaft vom United African Sports Club trägt am Sonntag (26.09.2004) in Düsseldorf ein Torwarttrikot mit der Aufschrift "Lonsdale". Die Kleider-Marke Lonsdale sponsorte die afrikanische Mannschaft, um der negativen" Werbung" von Neonazis entgegen zu treten, die Kapuzenpullover von Lonsdale bei Nazi-Aufmärschen tragen, weil die Buchstaben NSDA unter offen getragenen Bomberjacken zu sehen sind. (Foto: dpa)
Der Torwart der Kreisliga A-Mannschaft vom United African Sports Club trägt am Sonntag (26.09.2004) in Düsseldorf ein Torwarttrikot mit der Aufschrift "Lonsdale". Die Kleider-Marke Lonsdale sponsorte die afrikanische Mannschaft, um der negativen" Werbung" von Neonazis entgegen zu treten, die Kapuzenpullover von Lonsdale bei Nazi-Aufmärschen tragen, weil die Buchstaben NSDA unter offen getragenen Bomberjacken zu sehen sind. (Foto: dpa) dpa

Neuss/dpa. - Die Reklame bei Neonazi-Aufmärschen war zwarkostenlos, aber dem Unternehmen dennoch nicht geheuer.Kapuzenpullover von «Lonsdale» wurden zur Lieblingskleidunggewaltbereiter Kahlköpfe. Getragen unter der offenen Bomberjackesind die Buchstaben «NSDA» zu lesen. Zwar fehlt der Buchstabe P fürdie Hitlerpartei NSDAP, doch dafür ist der englische Schriftzugrechtlich unangreifbar. Mit einer Marketingkampagne geht die NeusserFirma «Punch», die die britische Sportmarke in Deutschland vertreibt,nun gegen das Skinhead-Image vor.

Den Anfang wagten die Marketing-Strategen in der sächsischenOberlausitz. Die Neusser sponserten dort ein multikulturellesKulturfestival. Initiativen gegen Rechtsextremismus erhieltenkostenlos T-Shirts mit dem «Lonsdale»-Schriftzug. Schließlichbetätigten sich die Neusser als Trikot-Sponsor für eine afrikanischeFußball-Mannschaft. Unter dem Slogan «Lonsdale loves all colours»(«Lonsdale liebt alle Farben») liefen die farbigen Fußballer in denStadien auf.

Den letzten Ausschlag für das Engagement habe nebenMedienberichten eine Meinungsumfrage in der jugendlichenKäuferschicht gegeben. Von vielen potenziellen Käufern wurde dieMarke dabei mit der Neonazi-Szene in Verbindung gebracht. «Wir leidenunter der Vereinnahmung der rechten Szene», beklagt Tobias Heupts,Marketing-Chef für Lonsdale Deutschland. Genaue Zahlen nennt Heuptsnicht, aber das Ergebnis sei «abschreckend» gewesen.

Das Unternehmen startete das Wagnis, sich von einem Teil ihrerKunden bewusst zu distanzieren. Verträge mit 14 Händlern, die zumDunstkreis der rechten Szene zählten, wurden gekündigt. Dennocherwartet Heupts für das laufende Geschäftsjahr mit 3,8 Millionen Euronahezu stabile Umsätze. Ein leichter Rückgang sei auf diewirtschaftliche Lage zurückzuführen.

Auch Verfassungsschützer attestieren Lonsdale inzwischen, dass dasUnternehmen sich glaubwürdig von der rechten Szene distanziere.Vertreter von Anti-Rassismus-Initiativen im Osten bescheinigen dieWirkung der Bemühungen: In der rechten Szene sei es «zu regelrechtenKleiderverbrennungen gekommen».