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Behinderte Behinderte: Erster Schönheits-Wettbewerb für Frauen im Rollstuhl

Von Amélie Fidric 14.09.2004, 15:06
Beim bundesweit ersten Modelwettbewerb für Frauen im Rollstuhl wird eine dieser Frauen am späten Montagabend (13.09.2004) in Hannover zur «Miss beauties in motion 2004» gekürt. Von links nach rechts Bianca Reiszmann, Edina Müller, Janina Fischer, Danya Bernsteiner, Michaela Heering, Hülya Durmaz, Stefanie Kulske und Nina Wortmann. Die acht Frauen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Bei einer Durchlaufprobe haben sich die Frauen für ihren Auftritt vor rund 200 Zuschauern im hannoverschen GOP-Variété-Theater vorbereitet. «Wir wollen zeigen, dass wir nicht anders sind als andere», sagt die 21 Jahre alte Edina. Sie ist seit ihrem sechzehnten Lebensjahr gelähmt. (Foto: dpa)
Beim bundesweit ersten Modelwettbewerb für Frauen im Rollstuhl wird eine dieser Frauen am späten Montagabend (13.09.2004) in Hannover zur «Miss beauties in motion 2004» gekürt. Von links nach rechts Bianca Reiszmann, Edina Müller, Janina Fischer, Danya Bernsteiner, Michaela Heering, Hülya Durmaz, Stefanie Kulske und Nina Wortmann. Die acht Frauen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Bei einer Durchlaufprobe haben sich die Frauen für ihren Auftritt vor rund 200 Zuschauern im hannoverschen GOP-Variété-Theater vorbereitet. «Wir wollen zeigen, dass wir nicht anders sind als andere», sagt die 21 Jahre alte Edina. Sie ist seit ihrem sechzehnten Lebensjahr gelähmt. (Foto: dpa) dpa

Hannover/dpa. - Den meisten Schwung hat Danya Bernsteiner. Mitvollem Tempo kommt die 40-Jährige auf die Bühne und dreht sich imTakt der Musik. Die querschnittsgelähmte Frau gehört zu den achtFinalistinnen des bundesweit ersten Model-Wettbewerbs für Frauen imRollstuhl. Am Montagabend wurde in Hannover die Siegerin gekürt, die21-jährige Hülya Durmaz aus der Nähe von Hagen in Nordrhein-Westfalen. Mit dem Schönheits-Wettbewerb, für den sich 180 behinderteFrauen aus Deutschland und Österreich beworben hatten, wollen dieOrganisatoren die Sichtweise auf Frauen im Rollstuhl verändern.

Zu oft würden diese als «Frauen zweiter Klasse» angesehen, sagtRenate Weidner aus Hannover. Die 41-Jährige arbeitet bei derBehindertenzeitschrift «Partizip» mit, die den Wettbewerbveranstaltet hat. Die 38-jährige Michaela Heering, die am Model-Wettbewerb teilnahm, formuliert es noch drastischer: «Früher, als ichFußgängerin war, haben Männer mich angeguckt. Jetzt gucken sie übermich hinweg.» «Wir sind auch lebenslustig und attraktiv. Das muss mandurch den Rollstuhl nicht verlieren», sagt ihre MitbewerberinEdina Müller. Die 21 Jahre alte Kölnerin sitzt seit ihrem sechzehntenLebensjahr im Rollstuhl.

«Mit Attraktivität und Schönheit können die Menschen etwasverbinden - aber keine Frauen im Rollstuhl», sagt die OrganisatorinWeidner. Die energische blonde Frau kämpfte um die Finanzierung, aberauch um Verständnis für den Model-Wettbewerb: «Viele haben gesagt, essei nicht richtig, jetzt auch noch Behinderte dem Schönheitsideal zuunterwerfen.»

Für Edina geht es nicht darum zu gewinnen: «Unsere Zukunft hängtnicht an einer Model-Karriere. Wenn wir nicht gewinnen, bricht füruns keine Welt zusammen.» Die begeisterte Sportlerin fängt jetzt mitdem Studium an, geht gern aus und fährt auch allein ins Ausland. Mitihrer Teilnahme will sie dazu beitragen, das Bild von Frauen imRollstuhl in der Öffentlichkeit zu ändern: «Es ist ein Prozess. Ichhoffe, dass wir damit den Anstoß gegeben haben.»

In Freizeit- und Abendkleidung präsentieren die acht Frauen beimFinale des Wettbewerbs vor allem eins: Selbstbewusstsein. Mit ihrenRollstühlen bewegen sie sich auf der Bühne des Varieté-Theaters GOPin Hannover mal ganz elegant, mal witzig, jedenfallsselbstverständlich. Als Siegerin Hülya auf die Bühne gerufen wird,ist alles wie sonst auch bei einer Miss-Wahl: Schärpe, Blumenstraußund Tränen in den Augen. «Ich habe gar nicht damit gerechnet», sagtdie Siegerin. Danya aus Österreich ist Dritte geworden. Aber auch ihrging es nicht nur ums Gewinnen.