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Schon gewipfelt? Baumwipfelpfad Harz in Bad Harzburg: Spaziergang zwischen den Baumkronen

Von Kornelia Noack 21.07.2016, 09:48
Der Baumwipfelpfad Harz schlängelt sich 700 Meter durch den Wald in Bad Harzburg. Gleich daneben gibt’s einen Kletterparcours.
Der Baumwipfelpfad Harz schlängelt sich 700 Meter durch den Wald in Bad Harzburg. Gleich daneben gibt’s einen Kletterparcours. dpa

Bad Harzburg - Tina atmet noch mal tief durch. Geheuer ist ihr das Ganze nicht. Dann aber wagt sie, den Blick auf ihre Füße gerichtet, doch den ersten Schritt. Vorsichtig tritt die Zwölfjährige vom stabilen Holzsteg auf die durchsichtige Glasplatte der Aussichtsplattform, ihre Hände klammern sich am Geländer fest. Langsam geht sie voran, bis sie nach wenigen Metern die Spitze erreicht hat. Einen Blick für die riesigen Bäume um sich herum, mit denen sie fast auf Augenhöhe ist, hat Tina, die ihren Ferientag mit ihren Großeltern verbringt, gerade nicht. Ihre Augen starren nach unten, durch das Glas, auf dem sie steht und das die Sicht freigibt auf den Waldboden und die winzig erscheinenden Menschen - ganze 26 Meter tiefer.

Keine Frage, der kleine Glassteg ist ein absolutes Highlight auf dem Baumwipfelpfad in Bad Harzburg am Nordrand des Harzes kurz hinter der Landesgrenze. Selbst bei höhentauglichen Besuchern dürfte der erst im April dieses Jahres eingeweihte Anbau kurz für ein Kribbeln in der Magengegend sorgen. Nicht zuletzt, weil die freistehende Plattform ein wenig schwankt. Wer sich aber erst einmal überwunden hat, wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt.

Vor gut einem Jahr ist der Baumwipfelpfad in Bad Harzburg im Landkreis Goslar eröffnet worden. Seitdem können Besucher in dem Städtchen nicht nur durch den Wald laufen, wie überall im Harz, sondern in etwa 20 Metern Höhe durch die Baumkronen eines alten Mischwaldes wandern. Bislang hat die Attraktion alle Erwartungen übertroffen. Statt der erhofften 100 000 Besucher kamen in den ersten 14 Monaten 300 000 Gäste - Tendenz steigend. Und da der Wipfelpfad unweit des Burgbergs nicht nur malerisch gelegen ist, sondern - zusammen mit dem Kletterpark „Syrope“ und dem Luchsgehege an den Rabenklippen in der Nähe - auch Spaß für die Jüngsten bietet, ist er genau das Richtige für einen Familienausflug in den Ferien.

Gewaltige Stahlkonstruktion empfängt Besucher

Gleich am Eingang empfängt den Besucher eine gewaltige Stahlkonstruktion, die in den Himmel ragt. In ihrem Inneren führt in einer Spirale, die auch für Rollstühle und Kinderwagen geeignet ist, ein Holzweg in die Höhe bis zu einer Aussichtsplattform. Unterwegs ist an verschiedenen Stationen der „Urknall“ erlebbar - kindgerecht wird die Entstehung des Universums, der Erde und des Lebens erklärt. Oben beginnt dann der erste Baumwipfelpfad Niedersachsens.

Es riecht nach Holz. Ein leichter Wind weht. Und unten im Tal murmelt ein Bach. Von allen Seiten dringt Vogelgezwitscher ans Ohr. Und rechts und links Baumkronen: Buche, Bergahorn, Lärche, Eiche. Der Pfad ist zwischen acht und 22 Metern hoch und führt mitten durch die Kronen. Doch das ist noch nicht alles. „Da unser Baumwipfelpfad nicht direkt zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Harz führt, haben wir ihn mit vielen Inhalten gespickt“, erklärt Eva-Christin Ronkainen, Projektleiterin des Baumwipfelpfades.

Und tatsächlich werden die Plattformen zwischen den Wipfeln nicht nur regelmäßig zu kleinen Bühnen für Konzerte und Lesungen. Besucher finden auf dem breiten Holzsteg rund 30 Stationen zur Natur des Harzes. Sie lernen die verschiedenen Bäume zu unterscheiden, sie können sich anhören, wie Luchse fauchen oder aber einer Harzer Kiepenfrau lauschen, die berichtet, wie sie als Lastenträgerin in früheren Zeiten die Menschen im Oberharz mit dem Nötigsten versorgt hat. Sie können täuschend echte Hirsche, Rehe, Fledermäuse oder Wildkatzen beobachten oder Granit, Korallenkalk und andere Gesteine ertasten. Es gibt Quiz-Aufgaben und kleine Geschicklichkeitsspiele.

Zurück geht es wieder über den Wipfel-Weg. Vielmehr lohnt sich jedoch, den Pfad zu verlassen und eine kurze Wanderung auf den angrenzenden Burgberg zu machen. Oben angekommen wird man mit einem Ausblick auf Bad Harzburg und das Kalte Tal belohnt. Wer mag, kann im Gasthaus einkehren oder noch einen Abstecher zum Luchsgehege an der Rabenklippe einlegen. Wieder hinab geht es wahlweise zu Fuß oder aber bequem und ganz urig mit der fast 140 Jahre alten Burgberg-Bahn. (mz)

Service: Der Spaziergang durch die Wipfel ist täglich möglich

Zu finden ist der Baumwipfelpfad in der Nordhäuser Straße 2b in Bad Harzburg. Er ist ausgeschildert und liegt verkehrsgünstig. Parkplätze finden sich in unmittelbarer Nähe an der Tourist-Info (kostenpflichtig) oder rund fünf Minuten fußläufig vom Ticketverkauf (kostenlos). Dort befindet sich auch die Talstation der Burgberg-Bahn.

Geöffnet ist täglich von 9.30 bis 18 Uhr, von November bis März 10 bis 16 Uhr.

Der Eintritt kostet 8 Euro, Kinder 4 bis 17 Jahre 6,50 Euro, Kinder bis drei Jahre frei. Es gibt auch Kombitickets inkl. einer Fahrt mit der Burgberg-Seilbahn.

Führungen werden regelmäßig angeboten. Es gibt auch Erlebnistouren wie „Nachts in den Wipfeln“. Und Hexe Tula erzählt bei einem Rundgang Geschichten aus dem Harz.

Weitere Infos: Tel.05322/8777920 und www.baumwipfel-pfad-harz.de