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Bahnunfall Bahnunfall: Kollission zweier Züge bei Schwäbisch Hall

11.06.2003, 16:02
Eine entgleiste Diesellok liegt am Mittwoch auf einer Wiese bei Schrozberg. (Foto: dpa)
Eine entgleiste Diesellok liegt am Mittwoch auf einer Wiese bei Schrozberg. (Foto: dpa) dpa

Schrozberg/Bonn/dpa. - Bei einem Frontalzusammenstoß zweier Regionalzüge in Baden-Württemberg sind am Mittwoch sechs Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. Die beiden Lokführer starben bei dem Unglück. Ein Polizeisprecher konnte nicht ausschließen, dass unter den Toten auch Kinder sind.

Während Polizeikräfte vor Ort von etwa 25 Verletzten sprachen, gab die Bahn ihre Zahl mit 13 an. In beiden Zügen hätten sich zum Unglückszeitpunkt 18 Fahrgäste befunden, teilte eine Bahn-Sprecherin mit. Zu der Ursache des Unfalls bei Schrozberg im Kreis Schwäbisch Hall und zur Geschwindigkeit der Züge wurden zunächst keine Angaben gemacht. Nnach Ansicht von Experten können Mängel an den Fahrzeugen ausgeschlossen werden. Auch Fehler am Gleis kommen nach Ansicht des Eisenbahn-Bundesamtes als Grund für den Zusammenstoß der beiden Regionalzüge nicht in Frage. «Die Ermittlungen konzentrieren sich nunmehr auf die Stellwerke Schrozberg und Niederstetten», erklärte das Bundesamt. Vor allem die Stellwerkstechnik und ihre Bedienung sollen genauer untersucht werden.

Rettungskräfte, Polizei, Bundesgrenzschutz und Staatsanwaltschaft seien vor Ort. Die Gegend wurde weiträumig abgesperrt, Polizeihubschrauber kreisten über dem Unglücksort. Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) reagierte mit Bestürzung auf das Zugunglück: «Ich bin zutiefst erschüttert über das Unglück, das mehrere Menschen in den Tod gerissen hat.» Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte: «Unser Mitgefühl gilt jetzt den Opfern und den Angehörigen.» Die Bahn versprach schnelle und unbürokratische Hilfe. Nach Angaben der Polizei fahren auf der Strecke regelmäßig Schulkinder.

Die beiden Züge kollidierten gegen 12.00 Uhr auf einem Bahndamm an der eingleisigen, nicht elektrifizierten Strecke zwischen den Bahnhöfen Schrozberg und Niederstetten. Nach Polizeiangaben stürzten beide Züge - ein Triebfahrzeug der Bauart VT 628 sowie eine Diesellok des Typs 218 - nach dem Zusammenprall sofort seitlich um. Dabei stürzte die zertrümmerte Diesellokomotive des Regionalexpress 19534, der von Aschaffenburg nach Crailsheim fuhr, eine etwa 5 bis 6 Meter tiefe Böschung hinunter. Einer von insgesamt vier Wagen, die an der Diesellok angehängt waren, entgleiste.

Kräfte des Technischen Hilfswerks sind nach Angaben der Polizei dabei, die auf der Strecke verbliebenen Waggons zu sichern. Der in Gegenrichtung fahrende Regionalexpress 19533 blieb nach dem Zusammenprall schwer beschädigt auf der Bahnstrecke liegen.

Trotz des Zusammenstoßes hält der Fahrgastverband Pro Bahn eingleisige Strecken nicht für ein generelles Sicherheitsrisiko. Grundsätzlich seien diese Abschnitte mit der nötigen Signaltechnik gesichert, sagte der Vorsitzende Karl-Peter Naumann der dpa. Dennoch könne es wegen menschlichen oder technischen Versagens zu Unfällen kommen, die bisher aber sehr selten seien.

Die etwa 100 Kilometer lange Strecke zwischen Crailsheim und Wertheim ist durchgehend eingleisig. Die Züge verkehren im versetzten Stundentakt und können sich so normalerweise nicht auf freier Strecke begegnen. Ausweichstationen sind die jeweiligen Bahnhöfe. Fahrgäste können in den Hauptverkehrszeiten stündlich in jede Richtung fahren.

Die Deutsche Bahn richtete für Angehörige von Fahrgästen eine Hotline ein. Die Nummer lautet 0800 - 3 11 11 11.

Ein entgleister Wagon eines Nahverkehrszuges liegt am Mittwoch auf den Gleisen bei Schrozberg. (Foto: dpa)
Ein entgleister Wagon eines Nahverkehrszuges liegt am Mittwoch auf den Gleisen bei Schrozberg. (Foto: dpa)
dpa
Ort des Zugunglücks in Baden-Württemberg (Grafik: dpa)
Ort des Zugunglücks in Baden-Württemberg (Grafik: dpa)
dpa