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Baden-Württemberg Baden-Württemberg: Eichener See erstmals seit zwei Jahren wieder aufgetaucht

Von Judith Köhler 31.01.2011, 12:26
Fußspuren sind am Ufer des gefrorenen Eichener Sees in Südbaden zu sehen. Das Stillgewässer taucht nur dann auf, wenn kleine Wasserrinnsale aus Regen oder Schneeschmelze den Grundwasserpegel unterhalb der Bodensenke ansteigen lassen, berichtet Hartmut Heise, Naturschutzwart des Landkreises Lörrach. (FOTO: DAPD)
Fußspuren sind am Ufer des gefrorenen Eichener Sees in Südbaden zu sehen. Das Stillgewässer taucht nur dann auf, wenn kleine Wasserrinnsale aus Regen oder Schneeschmelze den Grundwasserpegel unterhalb der Bodensenke ansteigen lassen, berichtet Hartmut Heise, Naturschutzwart des Landkreises Lörrach. (FOTO: DAPD) dapd

Schopfheim/dapd. - Ist die ausMuschelkalk bestehende löchrige Karstwanne voll, steigt das Wasserstetig nach oben bis sich ein See bildet. In diesem Jahr zeigt sichder See zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren wieder.

Seit 1990 ist Heise als Naturschutzwart für das LandratsamtLörrach ehrenamtlich tätig. «Wenn der See ungefähr zweieinhalb Metertief ist, dann ist er gut 255 Meter lang und 135 Meter breit», sagtHeise. 1942 sei der Eichener See per Verordnung zumLandschaftsschutzgebiet erklärt worden, der See selbst sei seit 1983ein Naturdenkmal, erzählt Angela Klein aus der Abteilung Umwelt undNaturschutz am Landratsamt Lörrach.

Zwtl: Einzigartiger Lebensraum für Blattfußkrebs

Heute steht der See als Flora-Fauna-Habitat sogar untereuropäischem Schutz. Der Grund dafür ist der etwa zwei Zentimetergroße, grüne Blattfußkrebs, die älteste Tierart der Welt. «Vor 440Millionen Jahren hat die Evolution diesen speziellen Krebshervorgebracht, seither hat er sich kaum verändert», erläutertKlein. Der See sei deutschlandweit der einzige Ort an dem dieserSüßwasserkrebs lebt.

Das Tier hat sich perfekt an seine Umgebung angepasst, denn zumÜberleben brauchen die gelaichten Eier erst etwa vier Wochen Wasserund dann Trockenheit. Heise erklärt: «Die Trockenphase kann sogarzwei Jahre lang sein, das ist egal. Erst wenn der Eichener Seewieder auftaucht und die Eier wieder ins Wasser gelangen, entwickelnsie sich weiter.»

Da das Gewässer ein Naturdenkmal ist, sind Schwimmen oderSchlauchbootfahren nicht erlaubt. Die Schopfheimer nutzen dieUmgebung als Naherholungsgebiet. «Im Frühjahr oder Sommer ist eshier wunderschön, fast schon mediterran, vor allem abends, wenn dieSonne langsam untergeht und es dabei noch warm ist», schwärmt Heise.

Zwtl: Schmiechener See ist Rastplatz für Zugvögel

Der Schmiechener See im Alb-Donau-Kreis bietet ein ähnlichesSchauspiel, auch wenn der See nie ganz austrocknet. Bei normalemWasserstand ist er kaum höher als einen Meter, sein einziger echterZufluss ist der Siegengraben, ein Bach mit Ursprung bei Altheim.Tiefer absinken kann das Wasser nicht, wie in einem geologischenGutachten 1983 festgestellt wurde. Denn der See, der keineVerbindung zum Grundwasser hat, liegt auf einer bis zu 40 Meterdicken Tonschicht, die das Gewässer praktisch abdichtet.

Michael Rieger ist Naturschutzbeauftragter und hat als solcherein Augenmerk auf das ovalförmige Gewässer. «Wenn es länger heißist, kann der See bis auf wenige Tümpel austrocknen. Andererseitsfüllt er sich bei Regen auch schnell wieder», sagt er. Gerade fürZugvögel hat der Schmiechener See als Rastplatz große Bedeutung.

Stelzenläufer, Grün- und Rotschenkel sowie Regenpfeifer nutzendas Naturschutzgebiet, um auszuruhen oder zu brüten. «Enten sindhier ständig zu beobachten, außerdem ist das etwa 50 Hektar großeNaturschutzgebiet ein gutes Libellenrevier», sagt Rieger.