"Avengers"-Premiere "Avengers"-Premiere: Kult um die Nationalmannschaft der Superstars

Wenn die Filme der „Avengers“-Reihe wie nun in Los Angeles Premiere feiern, liegt nicht bloß ein Hauch von Karneval über der Szene – regelrechte Kostümfeste werden aus diesem Anlass zelebriert, so wie man es auch von „Star Wars“ oder „Star Trek“ kennt. Dann säumen Fans den Roten Teppich, denen kein Aufwand zu groß ist, in die seltsamen Klamotten ihrer Vorbilder zu schlüpfen: in die robusten Fluganzüge von Iron Man, ins blau-weiße Leder von Captain America, oder sie tragen eine wallende Mähne und einen Hammer zur Schau wie Chris Hemsworth als Thor.
Die „Avengers“ sind Kult, gesellschaftliches Großereignis und eine Riesengaudi, ganz wie Kinobetreiber rund um den Globus sich dies wünschen. Letzterer wird natürlich auch in der jüngsten Episode gerettet, und das Universum gleich dazu. „Endgame“ heißt das vierte „Avengers“-Abenteuer, das am heutigen Mittwoch weltweit in die Kinos kommt. Schon seit Monaten sorgt dieses Datum in der Gemeinde für emotionale Wallungen, und die Auserwählten, die in Los Angeles dabei sein durften, veröffentlichten erste Eindrücke bereits im Netz – mancher will gar geweint haben.
Bestbezahlte Stars vereint
Was aber macht die Reihe derart erfolgreich, dass sich die zuletzt durch Mega-Sommer und Streamingdienste gebeutelte Kinobranche das große Heil vom „Avengers“-Endspiel verspricht? Zweifellos sind am triumphalen Auftritt der Filme die Stars beteiligt, die sich in nie dagewesener Zahl in den futuristischen Kulissen drängen: Konnte Zack Snyder einst stolz darauf sein, für „Batman und Superman“ Ben Affleck und Henry Cavill gemeinsam vor die Kamera zu bekommen, so dürften Anthony und Joe Russo darüber nur herzlich lachen.
Für „Endgame“ holten sie von Gwyneth Paltrow über Michael Douglas bis hin zur bewährten Superhelden-Truppe um Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Chris Evans und nun auch Brie Larson das bestbezahlte Darstellerpersonal Hollywoods vor die Kamera, und selbst Kürzestauftritte reichen als Anreiz aus, damit sich die Schauspielelite um einen Einsatz bei den „Avengers“ reißt.
Doch die Stars allein garantieren noch keine Rekorde, und für diese war bislang noch jeder Film der Reihe gut. Verantwortlich dafür dürften auch die Vorlagen des Comic-Giganten Marvel sein, die tief im kulturellen Bewusstsein der ganzen Welt verankert sind: Captain America erblickte einst das Licht der Welt, um die Nazis das Fürchten zu lehren.
Die Mutation des Nuklearphysikers Bruce Banner in den grünen Hulk reflektierte im Mai 1962 die Furcht vor der atomaren Bedrohung und war ganz allgemein Ausdruck eines mulmigen Gefühls angesichts einer immer undurchschaubareren Forschung – Iron Man hingegen gab wenige Jahre später das Versprechen, die Wissenschaft doch in den Griff zu bekommen, und sei es als unermüdlicher Bastler. Die Kinofilme haben all das für neue Generationen zugänglich gemacht.
Der vor kurzem verstorbene Marvel-Pionier Stan Lee erschuf einen Großteil dieser Figuren, die sich bei den „Avengers“ zur Nationalmannschaft der Superhelden vereinen. Dass man gemeinsam einer lebensbedrohlichen Gefahr entgegentritt – auch dieser Teamgeist passt gut in eine Zeit, in der sich der Einzelne unheimlichen Mächten wie der Globalisierung ausgesetzt sieht. Gemeinsam sind die Avengers stark. Auch an der Kinokasse.