1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Australien: Australien: Flutwelle erreicht Metropole Brisbane

Australien Australien: Flutwelle erreicht Metropole Brisbane

11.01.2011, 08:31
Ein Blick auf Forest Hill, Queensland. Die Flutwelle rollt weiter Richtung Brisbane. (FOTO: DPA)
Ein Blick auf Forest Hill, Queensland. Die Flutwelle rollt weiter Richtung Brisbane. (FOTO: DPA) AAP

Berlin/dpa. - Das Hochwasser in Australien trifft auch Deutsche.«Die Innenstadt ist komplett lahmgelegt, Geschäfte sind geschlossen,man kann kaum etwas einkaufen», erzählt Jonas Damhuis, der auf seinerAustralien-Reise gerade in der überfluteten Millionenstadt BrisbaneHalt macht. Ein schlechter Zeitpunkt. Das Stadium steht meterhochunter Wasser, ebenso Straßen und Parks. Die Stadt verlassen geht auchnicht mehr, zumindest nicht mit Bussen. «Man schlägt hier einfach dieZeit tot», erzählt der 21-Jährige aus Waken bei Hamburg. «Wir sindschon froh, dass wir noch Gas und Strom im Hostel haben.»

Torsten Schmidt, der seit einigen Monaten in Brisbane wohnt undarbeitet, hat am Mittwoch einen Ausflug in die überfluteten Teile derStadt gewagt. Über eine noch geöffnete Brücke querte er denmittlerweile reißenden Brisbane River. «Von der Brücke aus sieht mandie Hotels am Ufer, die alle seit heute Nacht unter Wasser stehen»,sagte Schmidt der Nachrichtenagentur dpa.

Der 28-Jährige aus Dresden hat erlebt, was die Fernsehbilderzeigen. «Menschen haben ihr Hab und Gut auf die Straße gestellt.Kleiderstangen mit Klamotten, Elektrogeräte, Büromaterial.» IhreSachen wollten sie wohl bei Freunden unterbringen. An Kreuzungendrückte das Wasser durch Gullideckel. «In einigen Straßen haben sichkleine oder auch schon große Bäche gebildet, sie fließen zwischen denHäusern entlang oder durch Passagen mit Geschäften.»

Polizei und Rettungsdienste sind überall unterwegs, erzählt derGrafikdesigner. In einem Park, am Rande der Flut, riefen Polizisten:«Wer seine Autos rund um diesen Bereich geparkt hat, sollte sie jetztwegfahren. Oder Sie werden sie verlieren.» Der Wasserpegel war imBegriff, stark anzusteigen. Wie Schmidt waren gerade viele Fußgängerunterwegs, um Fotos von den Wassermassen zu machen. «Die Leute sindvor allem neugierig», sagt er. «Und, was habt ihr erlebt? Wie ist esda draußen?», fragten Menschen sich gegenseitig auf den Straßen.

Für die deutsche Studentin Pia Ellendt begann die Sorge mit einerDurchsage an ihrer Universität. Am Dienstagmorgen um zehn Uhr(Ortszeit) hieß es über Lautsprecher, Regierungschefin derbetroffenen Region Queensland, Anna Bligh, habe den Notstandausgerufen. «Somit mussten wir die Universität sofort verlassen.»Nicht nur das. «Ich habe gesehen, dass entsprechend viele Bürogebäudeevakuiert wurden», berichtet die Studenten von ihrem Heimweg. «ZumGlück wohne ich auf einem Hügel.» Aber nur wenige Kilometer entferntstehen Geschäfte unter Wasser. «Die umliegenden, niedrieger gelegenenStraßen sind sehr stark überflutet.»

Die Stadt Brisbane rechnet mit der schwersten Flutkatastrophealler Zeiten. «Die Flut in 1974 war auch schlimm. Aber nicht soschlimm wie dieses Mal», sagt die deutsche Rentnerin Paula Bebendorf.Damals kamen 14 Menschen ums Leben. Die 73-Jährige weiß, wovon sieredet. Sie kommt aus dem nordrhein-westfälischen Warstein, lebt aberschon seit 1955 in Australien. «Die Menschen kriegen keine Milchmehr, kein Brot mehr», sagt sie. Auch um die Preise sorgt sie sich.«Es wurde gesagt, dass ein Kilo Birnen 25 Dollar (19 Euro) kostenwird.» Gut 30 Kilometer vor Brisbane auf einer kleinen Anhöhe fühltsie sicher vor dem Wasser. «Augenblicklich ist es nicht hoch hier.»