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Haus der Weimarer Republik Ausstellung über Gewalt in der frühen Weimarer Republik

Straßenkämpfe, politische Morde und Verrohung: Eine Ausstellung in Weimar schaut auf die verschiedenen Eben der Gewalt in der ersten deutschen parlamentarischen Demokratie. Vieles lässt aufhorchen.

Von dpa 24.10.2024, 15:24
Auf vielen Ebenen war Gewalt im Alltag in der Zeit der Weimarer Republik präsent.
Auf vielen Ebenen war Gewalt im Alltag in der Zeit der Weimarer Republik präsent. Martin Schutt/dpa

Weimar - Die politische Gewalt in der frühen Weimarer Republik und deren tödliche Auswüchse sind Thema einer neuen Schau im Haus der Weimarer Republik. „Gewalt war eine alltägliche Größe“, fasste Historiker Martin Sabrow, der leitende Kurator, die Situation damals in den Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs und nach der Gründung der ersten deutschen Demokratie in Weimar zusammen.

Die Schau „Gewalt gegen Weimar - Zerreißproben der frühen Republik 1918 bis 1923“ zeichnet das Bild einer Republik, die viele Gegner in der Bevölkerung hatte, von denen manche das Kaiserreich zurückwünschten und sich durch die Kriegsniederlage gedemütigt sahen. Soziale Not verstärkte Radikalisierungstendenzen. Politische Unruhen äußerten sich in Umsturzversuchen und Anschlägen, auch der Staat antwortete brutal. 

Zwar greift die Schau die damalige Gewalt von links auf, doch soll deutlich werden, dass die Bedrohung von rechts um ein Vielfaches größer war. Die Weimarer Republik endete 1933, als Adolf Hitler Reichskanzler wurde.

Übungsgranate und Polizeiknüppel

Die Schau setzt auf Fotos, einen Film, einordnende Texte auf Deutsch und Englisch sowie einem interaktiven Tisch und einer Hörstation zu Autoren der Zeit. Daneben sind historische Dokumente zu sehen, ein Schlagknüppel der Polizei, eine Übungsgranate, die für paramilitärisches Training genutzt wurde und mehr.

Gezeigt wird auch, dass die in Literatur, Presse und anderen Medien manchen politischen Brandstiftern den Weg zu tatsächlicher Gewalt und Mord ebneten. So wurde lange gegen den damaligen Außenminister Walther Rathenau gehetzt, bevor er 1922 von Rechtsradikalen erschossen wurde. „Beim Außenministerium gab es ein eigenes Buch voll mit Hassschreiben gegen Rathenau“, sagte Sabrow. Der Historiker sieht vor allem eine Lektion aus der Zeit: „Wenn die Zivilgesellschaft nicht mitmacht, ist der Staat weitgehend hilflos – es sei denn, es ist ein Terrorstaat.“