Tierschutz Außergewöhnlich viele Katzenbabys in sächsischen Tierheimen
In sächsischen Tierheime tummelt sich derzeit sehr viel Katzennachwuchs. Die Wurfzeit hat sich vom Sommer in den Herbst verschoben. Tierschützer sehen Kastration als beste Lösung.
Leipzig - Sachsens Tierheime stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen bei der Aufnahme von Katzenbabys. Was für diese Jahreszeit eigentlich ungewöhnlich ist, wird seit einigen Jahren im ganzen Freistaat zu einem wachsenden Problem, wie der zweite Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Sachsen, Michael Sperlich, sagte. Er forderte eine deutschlandweite Katzenschutzverordnung.
Der Wurfzeitpunkt habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr vom Sommer in den Herbst verschoben. „Die Katzen passen sich an die eher kühleren Frühjahre an. Die ersten Würfe im Jahr kommen später. Wir haben Junge bis in die Weihnachtszeit“, erläuterte Sperlich. Außerdem setze die Geschlechtsreife der Katzen früher ein. Die Gründe dafür sind unklar.
Unkastrierte Hauskatzen mit Auslauf vermehren sich
Vor allem unkastrierte Hauskatzen mit freiem Auslauf tragen laut Sperlich zu dem Problem bei: Die sogenannten Freigänger vermehrten sich untereinander oder mit Straßenkatzen, die häufig mit Krankheiten infiziert seien. Die Stationen in Tierheimen seien begrenzt. „Dazu kommen die Spätfolgen der Pandemie“, ergänzte Sperlich. Viele Halter, die sich während der Coronazeit Tiere angeschafft hätten, würden diese wieder abgeben.
Die derzeitige sächsische Gesetzesregelung hält Sperlich für zu kompliziert in der Umsetzung. In anderen Bundesländern gebe es schon klare Vorschriften, Katzen vor dem ersten Freigang zu kastrieren und mit Chips zu kennzeichnen, betonte er. Nur so könne man die unkontrollierte Vermehrung verhindern und Katzen ihren Haltern zuordnen.
Auch Katzenhalter in der Verantwortung
Das Tierheim Delitzsch versorgt diesen Herbst rund 90 Katzen, zwei Drittel davon Jungtiere. Zudem sei die Krankenstation überfüllt, zurzeit vor allem wegen Katzenschnupfens, berichtete die Vorstandsvorsitzende Simone Ewald. Auch sie plädierte für eine gesetzliche Regelung für Kastration und Kennzeichnung. Ewald sah aber auch die Katzenhalter in der Verantwortung: „Die Menschen haben nicht begriffen, dass es ein menschengemachtes Problem ist. Viele sind immer noch beratungsresistent, was die Kastration ihrer eigenen Tiere angeht.“
Die meisten Katzen werden vom Tierheim Delitzsch von der Straße aufgesammelt. Trächtige Straßenkatzen können so sicher gebären und die Jungtiere im Tierheim besser gezähmt und dadurch leichter vermittelt werden. Freilebende Junge überleben Angaben des Deutschen Tierschutzbundes zufolge in der Regel keine sechs Monate. „So viele Tiere fallen durch das Raster, leben draußen und werden nicht gesehen, nicht versorgt. Kastration und Chippen würde Tierleid mindern.“