Ausrüstung Ausrüstung in Schleswig-Holstein: Polizei führt Anti-Spuck-Netze ein

Berlin - Öfter mal was anderes: Zehn Jahre liefen Schleswig-Holsteins Polizisten mit dunkelblauen Dienstmützen durch ihr Land. Das soll sich fortan ändern: In Zukunft gehen sie mit weißen Mützen auf Streife, weil man sie dann besser in der Dunkelheit oder bei Autounfällen sehen und erkennen kann. Schleswig-Holsteins Polizei wird gerade neu eingekleidet und sicherheitstechnisch mit Stichschutzwesten und ein paar anderen Verbesserungen aufgerüstet.
Wirklich interessant allerdings ist eine eher unscheinbare Neuerung in der Ausrüstung der norddeutschen Gesetzeshüter: ein kleines Beutelchen, gefertigt aus Baumwolle und einem Netz ähnlich dem eines Mückenschutzes vor Schlafzimmerfenstern im Sommer. Man kann es über einen Kopf stülpen, wenn erforderlich. Das neue Teil dient der Verteidigung, es ist ein Spuckschutz.
„Erosion des Respekts gegenüber staatlichen Institutionen"
Kein verspäteter Aprilscherz. Nicht nur Schleswig-Holsteins Polizisten geraten immer häufiger in widerliche Situationen. Dass Polizisten häufiger angegriffen werden, ist schon nicht mehr neu. Vergangenes Jahr wurden allein im hohen Norden mehr als 300 Beamte im Einsatz verletzt. „Es gibt ein Stück weit eine Erosion des Respekts gegenüber staatlichen Institutionen", meint der Kieler Innenminister Stefan Studt (SPD). In norddeutschen Polizeiautos liegt deshalb fortan neben einem Schutzschild auch die Spuckhaube. Sie wird renitenten Verdächtigen nach ihrer Festnahme übergestülpt. „Sie ist der Menschenwürde entsprechend", sagte Landespolizeidirektor Ralf Höhs. „Sie verhindert nur, dass auf die Beamten gespuckt werden.
Das kommt häufig genug vor. 2015 beklagte die Gewerkschaft der Polizei, „Respektlosigkeit, Pöbeleien, Beleidigungen“ gehörten für viele Polizisten mittlerweile zum Dienstalltag. Ohne Spuckschutz gehe es eigentlich nicht mehr. Immer häufiger würden Beamte bei Einsätzen „gekratzt, gebissen und sogar angespuckt“. Meistens seien das Drogenabhängige, Betrunkene, Festgenommene oder Abzuschiebende.
Bremen legte vor
Bremens Polizei hat als erste einen Spuckschutz eingeführt. Sie fing 2014 damit an, nachdem ein an Hepatitis C erkrankter Drogensüchtiger in einem Streifenwagen um sich gespuckt hatte. Danach waren drei Polizisten nicht mehr dienstfähig. Auch in Rheinland-Pfalz sind Spuckattacken auf Polizisten zum Thema geworden. 2015 soll das 83 Mal passiert sein.
Schleswig-Holsteins Polizei konnte die neue Errungenschaft am Mittwoch gleich erstmals testen. Ein Kieler Ladendieb, der erwischt worden war und Kaufhausdetektive mit Pfefferspray traktierte, spuckte dann bei seiner Festnahme durch die Polizei wild um sich. Aber nur, bis einer das brandneue Beutelchen zückte.