Aus der Wüste in den Schnee Aus der Wüste in den Schnee: Israelis zieht es auf die Pisten der Golan-Höhen

Berg Hermon/dpa. - Die Lifte surren, die Sonnenterrasse ist von in den Schnee gerammten Brettern umstellt und grelles Licht blendet die Augen. Gekonnt umkurven einige Skiläufer den Pisten-Bully, andere üben selbstbewusst vor feixenden Zuschauern. Alle hat die spektakulär weiße Pracht aus dem nahöstlichen Tiefland Israels in das einzige Skigebiet des Landes auf dem Berg Hermon gelockt. Unweit trockener Wüstenlandschaften zieht es im Winter viele Israelis auf die Pisten der Golan-Höhen.
«Angefangen hat alles 1971. Wir waren vier Freunde, hatten gerade die Armeezeit hinter uns und wollten hier Skistrecken aufbauen», sagt Schosch Tsvalla, die eine Pionierin des Sports in Israel ist. Zunächst habe auf dem von der israelischen Regierung gepachteten Land nur ein einsamer Lift gestanden, inzwischen sind es insgesamt zehn. Die Pisten beginnen auf über 2000 Metern Höhe. Die Berge sind mit Technik aus Österreich erschlossen. In guten Jahren gibt es Schnee von Dezember bis in den März.
Schosch Tsvalla, die eine Skischule betreibt, ist praktischerweise auch gleich für die Rettung Verletzter zuständig. Denn vielen Skiläufer fehlt es an Praxis, wenigen aber am Wagemut. «Wir haben jeden Tag Unfälle. Es sind wohl 15 bis 30 Verletzte. Mal müssen Wunden mit Stichen genäht, mal Brüche versorgt werden», sagt Dschihad Abu Salah, der als Pistenarzt in der Talstation für die Unglücklichen unter den bis zu 1000 Gästen am Tag bereit steht. «Viele Leute gehen wirklich ohne Ausbildung auf die Bretter», sagt er.
Tatsächlich fehlt es in dem von der Sonne verwöhnten und oftmals geplagten Israel an Ausbildern. Und Ausländer konnten bisher nicht in großer Zahl zu einem Einsatz in den Golan-Höhen bewegt werden. «Wir brauchen Skilehrer, mehr noch aber Snowboardlehrer. Wir hatten einen Österreicher. Der ist im vergangenen Jahr aus Angst aber nicht mehr gekommen», sagt die Besitzern der Skischule.
In dem 1967 von Israel besetzten und 1981 gegen internationale Proteste annektierten Gebiet gibt das Militär den Ton an. Die syrische Grenze ist in Sichtweite, wie auch die Wachposten der israelischen Armee. Eine kleine Einheit israelischer Gebirgsjäger, die für den Winterkampf trainiert, übt sich inmitten der Gäste auf den Brettern. Doch tatsächlich ist es in dem Gebiet recht ruhig - von Schneeballschlachten abgesehen.