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Aufzeichnungen des Leidenswegs Aufzeichnungen des Leidenswegs: Tagebuch vom Hungertod auf Hochsitz ist heiß begehrt

14.02.2008, 16:40

Uslar/ddp. - Nach dem Hungertod eines Arbeitslosen auf einemHochsitz bei Uslar ist dessen Tagebuch offenbar heiß begehrt. DerTochter des Mannes soll eine fünfstellige Summe für dieAufzeichnungen ihres Vaters angeboten worden sein, berichtet die"Hessisch/Niedersächsische Allgemeine» (Donnerstagausgabe). Auch einRegisseur und ein Schriftsteller hätten bereits Interesse gezeigt.

Der 58-jährige Mann hatte sich auf einem Hochsitz zwischenStehberg und Dingberg nahe Uslar zu Tode gehungert und seinen24-tägigen Leidensweg in einem Tagebuch dokumentiert, das dieEinsatzkräfte am Freitag neben der bereits mumifizierten Leichefanden. Der Mann war vermutlich Mitte Dezember gestorben. In seinemTagebuch schreibt Hans-Peter Z. den Angaben zufolge über Schmerzen.Akribisch hielt er fest, wie sich eine Unterzuckerung auswirkte,welche inneren Organe nach seiner Einschätzung allmählich aussetztenund wie seine Haut austrocknete.

Der zuletzt in Hannover wohnhafte Mann soll demnächst auf Seebestattet werden. Seine Tochter Joana habe so entschieden, weil esder Wunsch ihres Vaters gewesen sei, berichtete die Zeitung weiter.Auf ddp-Anfrage wollte die Tochter dazu keine Angaben machen. Überihren Vater wolle sie nicht reden, sagte sie. Die bei Ahrensbök naheLübeck lebende Frau soll schon seit einigen Jahren keinen Kontaktmehr zu ihrem Vater gehabt haben.

Der Arbeitslose hatte sich im November mit dem Fahrrad vonHannover auf den Weg ins niedersächsische Mittelgebirge Sollinggemacht. Er soll verzweifelt gewesen sein. Seine Ehe war in dieBrüche gegangen und auch zur Tochter gab es keinen Kontakt mehr.

Nach Informationen der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung»(Donnerstagausgabe) hatte Hans-Peter Z. Geldprobleme und konnte seineMiete nicht mehr zahlen. Zudem sei er depressiv und wegenSelbstmordgedanken in psychiatrischer Behandlung gewesen. Zuletzthabe er Hoffnungen auf eine Anstellung gehabt, berichtete seinVermieter. Die hätten sich dann wohl aber zerschlagen.