3. Liga Aufstieg und Sorgenfrei: Dresden, Halle und Aue vor Saison
Es werden immer weniger Teams aus dem Bereich des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes in Liga drei. Und Dresden will diese so schnell wie möglich nach oben verlassen. Halle und Aue bleiben vorsichtig.
Leipzig - Am Wochenende startet die 3. Fußball-Liga in die neue Spielzeit. Nur noch drei Ost-Teams gehören zum 20er-Feld. Mit welchen Ambitionen Dynamo Dresden, der Hallesche FC und Erzgebirge Aue die Saison bestreiten wollen, hat die Deutsche Presse-Agentur in Erfahrung gebracht.
Dynamo als Aufstiegs-Mitfavorit
Schon im Vorjahr galt Dynamo Dresden als der Topfavorit schlechthin. Verpasst wurde die Rückkehr in die 2. Liga, wenn auch denkbar knapp, dennoch. Das Ziel für die neue Spielzeit gab Sport-Geschäftsführer Ralf Becker deshalb frühzeitig und unmissverständlich aus: „Wir müssen in dieser Saison aufsteigen!“
Der Druck ist angesichts dieser Zielstellung und der damit im Umfeld geschürten Erwartung groß. Auch der Abgang einiger Leistungsträger schmerzt die Dresdner. Am schwerwiegendsten ist jener von Drittligatorschützenkönig-Torschützenkönig Ahmet Arslan (Magdeburg). Seine Treffsicherheit (25 Treffer, neun Assists) will die Sportgemeinschaft auf breite Schulter verteilen. Mit Lucas Cueto, Robin Meißner und Tom Zimmerschied wurden drei Akteure verpflichtet, die ihre Torgarantie in der 3. Liga bereits nachgewiesen haben.
Auch in anderen Bereichen versucht sich Dynamo breiter aufzustellen. In den sieben Testspielen (fünf Siege, ein Remis, eine Niederlage) trugen sechs Spieler die Kapitänsbinde. Grund dafür ist nicht etwa fehlende Entscheidungsfreudigkeit bei Trainer Markus Anfang, sondern eine Lehre aus der Vorsaison. Da hatte die SGD mit Tim Knipping zwar einen starken Spiel- und Meinungsführer, in der zweiten Reihe übernahmen aber zu wenige Akteure Verantwortung.
Das soll sich nun ändern. Aufs Feld führen wird Dynamo fortan der gebürtige Dresdner Stefan Kutschke. „Es ist für mich eine unglaubliche Ehre, die Kapitänsbinde tragen zu dürfen. Damit geht aber auch eine Menge Verantwortung einher“, sagte der 34-Jährige. Weniger klar gestaltet sich die Torhüter-Frage. Die Entscheidung zwischen Stefan Drljaca und Kevin Broll ist eng und noch nicht verkündet.
Die Kaderplanung ist indes noch nicht abgeschlossen. Gesucht werden ein weiterer torgefährlicher Offensivspieler sowie ein gestandener Innenverteidiger. Im Großen und Ganzen sieht Sportchef Becker die Mannschaft „gut aufgestellt.“
Halle mit zwölf Neuzugängen in die 12. Drittliga-Sasion
Der Hallesche FC startet am Freitag mit einem Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen und zwölf Neuzugängen in seine zwölfte Saison in der dritten Liga. Damit sind die Rot-Weißen der einzige Verein, der seit 2012 ununterbrochen in dieser Spielklasse kickt. Diesen Platz hätten die Saalestädter in der vergangenen Saison fast verloren. Trainer Sreto Ristic bewahrte den Verein aber vor dem Abstieg. Der ehemalige Bundesliga-Profi hatte den HFC als Tabellen-Letzten am 12. Februar 2022 übernommen. Unter seiner Regie holte die Mannschaft aus 16 Spielen 24 ihrer insgesamt 41 Punkte und ergatterte damit den letzten Platz über dem Strich.
„Wir wollen in ruhigeres Fahrwasser als letzte Saison kommen und werden uns dafür vorerst stabilisieren. Wir sind gut aufgestellt, haben jede Position doppelt besetzt. Das stimmt mich positiv“, sagte Ristic, der in Halle auch eine neue Euphorie entfacht hat. Für das Heimspiel gegen Essen wurden bereits fast 9000 Tickets verkauft. Auch der Dauerkartenverkauf hat angezogen. Fast 3000 Fans haben für jedes Heimspiel ihren Platz gebucht.
Vom Vorstand hat Ristic außerdem einen besonderen Vertrauensvorschuss erhalten. Der im Sommer 2024 auslaufende Vertrag des Trainers wurde vorzeitig verlängert. „Wir wollen langfristig etwas aufbauen. Dazu gehört der Cheftrainer. Er besetzt die wichtigste Position in einem Fußballverein“, sagte Sportdirektor Thomas Sobotzik.
Die Ergebnisse, die der HFC im Verlauf der Vorbereitung erzielte, sorgen ebenfalls für verhaltenen Optimismus. Die einzige Niederlage kassierte der Drittligist in einem Duell unter Ausschluss der Öffentlichkeit beim 0:2 gegen die Glasgow Rangers. Am vergangenen Wochenende bezwang das Team ebenfalls in einem Geisterspiel Dynamo Dresden mit 1:0. „Im Trainingslager in Polen ist die Mannschaft eng zusammengewachsen und ein eingeschworener Haufen geworden. Die Jungs haben sich voll reingehangen. Wir sind von größerem Verletzungspech bisher verschont geblieben“, sagte Ristic.
Erzgebirge Aue baut auf alte Tugenden und schielt nach oben
Beim FC Erzgebirge Aue geht nach einer völlig verkorksten Saison der Blick optimistisch etwas nach oben. „Wir wollen eine sorgenfreie Saison spielen“, sagte Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich. Wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, hätten die Auer aber auch nichts dagegen, wieder zweitklassig zu werden. „Wir tun aber gut daran, die Liga ernst zu nehmen. Sie ist sehr gefährlich“, betonte Heidrich.
Zu intensiv sind noch die Erinnerungen an das vergangene Spieljahr, dass die Erzgebirger mehr im Kampf um den Klassenverbleib als um den Aufstieg sah. Hinzu kamen die Turbulenzen in der Vereinsführung, was schließlich zum ganz großen Umbruch führte. Neuer Vorstand, neuer Sport-Geschäftsführer, mit Pavel Dotchev aber ein alter, neuer Trainer.
Und der schaffte es, mit der Routine des Coaches mit den meisten Drittliga-Spielen, die Veilchen in der Liga zu halten. Und konnte sich nun ein Team nach seinen Vorstellungen zusammenbauen. Dabei wurde Wert auf Auer Tugenden gelegt. Kampf, Leidenschaft und das Bekenntnis zur Region waren Punkte, die Neuverpflichtungen erfüllen mussten. Dass das auch ein Mann wie Torjäger Marcel Bär, der von 1860 München ins Lößnitztal wechselte, annahm, ist Ausdruck seiner professionellen Einstellung.
Interessant wird sein, wie der FC Erzgebirge den Abgang von Identifikationsfigur Dimitrij Nazarov (Kickers Offenbach) verkraftet. Seine zentrale Rolle soll Boris Tashchy einnehmen, den Dotchev zum stellvertetenden Kapitän ernannte. Spielführer der Auer bleibt Torhüter Martin Männel.