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Atomkraftwerk in Tschernobyl Atomkraftwerk in Tschernobyl: Der Tag, als die Notabschaltung versagte

Von Steffen Könau 18.04.2016, 09:09
Der Unglücksort, von dem aus Europa verseucht wurde.
Der Unglücksort, von dem aus Europa verseucht wurde. dpa

Tschernobyl - Das Atomkraftwerk Tschernobyl war 1984 zwei Monate vorfristig ans Netz gegangen. Im April 1986 sollten Tests mit den Turbogeneratoren nachgeholt werden.

Dabei ging es darum, ob sich die Notstromversorgung nach einer Schnellabschaltung über den Hauptstromgenerator aufrechterhalten lässt. Um das herauszufinden, sollte Block IV abgeschaltet werden. Obwohl andere Kernkraftwerkchefs ein solches Experiment aufgrund des hohen Risikos abgelehnt hatten.

Nicht von ungefähr: Fällt die Energieversorgung eines KKWs komplett aus, versagen auch die Pumpen, die Kühlmittel durch den Reaktor pumpen. Dadurch kommt es zur Kernschmelze. Der Test sollte ergeben, ob der langsam austrudelnde Rotor des Generators genug Strom erzeugt, die Pumpen weiterzubetreiben.

Der Weg zur Katastrophe

Weil das Experiment durch die Stromlastverteiler-Zentrale in Kiew verschoben worden war, lief der spätere Unglücksreaktor mit einer sogenannten Xenon-Vergiftung. Sie hemmt die Kettenreaktion. Darauf reagierte die Bedienungsmannschaft mit dem Herausziehen fast aller Brennstäbe aus dem Reaktorkern. Dabei fiel die Reaktorleistung auf 30 Megawatt. Beim Versuch, den Rektor wieder auf 200 Megawatt hochzubringen, versagte dann die Notabschaltung. Man hatte zuvor wegen des Tests alle Notabschaltknöpfe abgeklemmt. Weil zuerst unterlassen wird, die Absorberstäbe einzufahren und das später scheitert, weil sie sich verklemmen, bilden Wasserstoff und Sauerstoff im Reaktor hochexplosives Knallgas.

Am 26. April 1986, 1.38 Uhr, kommt es schließlich zu der fürchterlichen Explosion, die heute Tschernobyl-Katastrophe heißt. (mz)