Landesamt Asylbewerberzahlen steigen: kleinere Unterkünfte
Berlin will weniger Flüchtlinge in großen Notunterkünften unterbringen. Kleinere Einheiten sind gefragt. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten rechnet mit keiner Entspannung.
Berlin - Die Unterbringung von Geflüchteten in Berlin bleibt nach Einschätzung des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) eine große Herausforderung. Dabei ist für 2024 eine Trendwende weg von den Großunterkünften wie in Tegel und Tempelhof und hin zu kleineren Einheiten geplant, wie der neue LAF-Präsident Mark Seibert am Donnerstag erläuterte. Dafür sollen unter anderem fünf sogenannte Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge aus vorfabrizierten Betonmodulen (MUF) in Betrieb genommen werden, sowie neue Wohnungen für Geflüchtete mit insgesamt 2300 Plätzen. „Das hört sich nach einer kleinen Zahl an, ist aber in Wirklichkeit eine Sensation“, so der LAF-Chef.
Seibert, erst seit rund zwei Wochen im Amt, hatte zur Vorstellung der Daten in ein solches MUF in der Quedlinburger Straße in Charlottenburg eingeladen. Die Wohnungen dort sollen ab April bezogen werden. Mit 570 Plätzen ist es das größte MUF-Projekt, das dieses Jahr an den Start gehen soll. Ein weiteres mit 566 Plätzen soll ab Juli in Spandau bezogen werden, eins mit 320 ebenfalls ab Juli in Pankow.
„Unser Ziel ist es, im Lauf des Jahres den Weg zu gehen, aus der Notunterbringung rauszukommen“, sagte Seibert. „Das heißt, die Belegung in den Notunterkünften in Tegel und Tempelhof und auch in den Hotels zu reduzieren. Das wird ein Marathon werden.“ Die ganze Stadt werde einen langen Atem brauchen.
„Es wird nicht Ende des Jahres den einen Zeitpunkt geben, am 15. Dezember oder so, wo wir sagen können: Wir haben es geschafft. Tegel ist leer, Tempelhof ist leer.“ Das werde nicht klappen. „Aber wir werden eine deutliche Verbesserung der Situation für die Menschen erreichen.“
Das LAF setze dabei auf Neubauten, wolle sich aber auch Bestandsgebäude genau angucken und beispielsweise Bürogebäude umwidmen. Seibert kündigte an, insbesondere auf Containerbauten zu setzen, um schon bald bessere Unterbringungsangebote zu machen.
Geplant sei, in diesem Jahr rund 20 Wohncontaineranlagen zu errichten. „Ob die dann alle fertig werden, wird sich zeigen“, so Seibert. „Aber das ist das ambitionierte Ziel, das wir haben.“ Die voraussichtliche Größe schwanke zwischen 100 und 400 Plätzen. Als Nutzungszeit seien fünf bis zehn Jahre vorgesehen.
Die Situation bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist nach Seiberts Einschätzung keineswegs entspannt. „Es sind sehr, sehr hohe Zahlen, mit denen wir hier umgehen.“ Phasenweise seien im Hochsommer mehr als 1000 Asylsuchende pro Woche nach Berlin gekommen. Insgesamt ist die Zahl der Asylsuchenden mit 16 762 im vergangenen Jahr im Vergleich zu dem davor erneut gestiegen. In 2022 waren es 14 704. Die fünf häufigsten Herkunftsländer waren die Türkei, Syrien, Afghanistan, Moldau und Georgien.
Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine, die in Berlin erfasst und erstversorgt wurden, lag den Angaben zufolge bei 15 144 und damit deutlich unter den Zahlen von 2022 mit 68 194. Außerdem kamen 846 Flüchtlinge über sogenannte Sonderaufnahmeprogramme nach Berlin. Sie müssen keinen Asylantrag stellen und werden ebenfalls vom LAF untergebracht. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr (2022: 1308) um gut ein Drittel zurückgegangen. Damit wurden im vergangenen Jahr 32 752 Geflüchtete (Asyl, Ukraine und Aufnahmeprogramme) in Berlin aufgenommen.
2023 sei damit erneut ein außerordentlich herausforderndes Jahr für das LAF gewesen, sagte Seibert. „Und es wird sich auch nicht ändern“, lautete seine Prognose. Er habe überhaupt keinen Anlass zu glauben, dass sich die Weltlage kurzfristig mit Blick auf Krieg und die Verschärfung der Klimakrise bessern werde. „Nein, wir werden weiterhin mit dieser Herausforderung umgehen und die Menschen, die hierher kommen, versorgen müssen.“