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Krankenhäuser Ärztekammer in Sorge: Schließungen am Klinikum Neuruppin

Die Sorge vor Klinik-Insolvenzen ist groß. In Brandenburg schließen Krankenhaus-Abteilungen, es kommt zu Einschnitten für die Patienten-Versorgung auf dem Land. Die Ärztekammer schlägt Alarm.

Von dpa Aktualisiert: 04.12.2023, 16:49
Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus.
Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus. Lukas Barth/dpa/Symbolbild

Neuruppin - Nach der Ankündigung zur Schließung zweier Abteilungen am Klinikum in Neuruppin sieht die brandenburgische Ärztekammer eine wohnortsnahe medizinische Versorgung auf dem Land in Gefahr. „Damit ist die unzureichende Finanzierung der Krankenhäuser in Brandenburg als gelebte Realität zum Schaden der Patientenversorgung angekommen“, teilte die Landesärztekammer am Montag mit. Bundesgesundheitsminister Karl Lauerbach (SPD) sei zu schnellem Handeln aufgefordert, es sei höchste Zeit für die Krankenhausreform mit einer sicheren Versorgung in der Fläche.

Das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg fährt ein Millionen großes Defizit ein und kündigte vergangene Woche an, zum 1. Januar 2024 zwei Fachabteilungen zu schließen. Betroffen sind die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen und die Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Die Versorgung von Patientinnen und Patienten in den beiden betroffenen Fachbereichen könnten Krankenhausstandorte zum Beispiel in Oberhavel und Barnim mit abdecken, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

Landesärztekammer-Präsident Frank-Ullrich Schulz sagte: „So fällt für diese beiden Bereiche die bislang gewohnte wohnortnahe medizinische Versorgung weg und für die Patienten stehen künftig weite Wege an.“ Lauterbach müsse der Versorgung von Patienten in der Fläche „endlich die Priorität einräumen, die ihr zukommt“. Auch das Gesundheitsministerium in Potsdam teilte mit, die Entscheidung des Klinikums in Neuruppin zeige, wie dringend notwendig eine grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung sei.

Der prognostizierte Verlust beträgt 8,3 Millionen Euro für dieses Jahr, ein ähnlich hohes Minus wird auch für 2024 erwartet, wie es in einer Mitteilung des Klinikums in Neuruppin hieß, das die Schieflage mit der unzureichenden Krankenhausfinanzierung begründet. „In diesem Jahr erleben wir bereits eine beispiellose bundesweite Insolvenz- und Schließungswelle von Krankenhäusern“, so der Geschäftsführer der verantwortlichen Pro Klinik Holding GmbH, Gunnar Pietzner.

Das Klinikum hatte 2022 nach eigenen Angaben rund 2500 Beschäftigte und fast 870 Betten. Es hat den Status eines Universitätsklinikums der Medizinischen Hochschule Brandenburg und ist Teil eines Klinikverbundes.

Vielen Kliniken in Deutschland geht es wirtschaftlich schlecht. Bis eine Krankenhausreform überhaupt greifen kann, forderten Krankenhäuser eine rasche zusätzliche Finanzspritze des Bundes. Die Länder dringen auf ein sogenanntes Vorschaltgesetz für die existenzbedrohten Krankenhäuser, das die Betriebskosten bedarfsgerecht abdecke, wie das Gesundheitsministerium in Potsdam mitteilte.

In Brandenburg steckt etwa auch das Elbe-Elster-Klinikum mit drei Standorten in einer finanziellen Schieflage. Stationen werden geschlossen. Die stationäre Versorgung soll ab Juni 2024 weitgehend auf zwei Standorte gebündelt werden. Zudem hatte 2022 das Krankenhaus Spremberg (Landkreis Spree-Neiße) eine Planinsolvenz als Schutzschirmverfahren beantragt und einen Sanierungsplan zur Rettung aufgestellt.