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Wirtschaftsförderung Arbeitgeberverband bei Firmenbeteiligungen skeptisch

Thüringen steckt seit Jahren Staatsgeld in Firmenbeteiligungen - nun ist ein neuer Fonds in der Diskussion. Der Applaus aus der Wirtschaft ist verhalten.

Von dpa 30.01.2025, 05:00
Verhaltene Resonanz zum Projekt Beteiligungskapital
Verhaltene Resonanz zum Projekt Beteiligungskapital Monika Skolimowska/dpa

Erfurt - Thüringens Arbeitgeberverbände reagieren zurückhaltend auf den Vorschlag von Wirtschaftsministerin Colette Boos-John, mehr staatliche Firmenbeteiligungen zu ermöglichen. „Das kann ein Instrument im Werkzeugkasten der Strukturpolitik sein. Die Haushaltslage in Thüringen ist aber nicht so, dass es große Verteilungsspielräume gibt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft, Matthias Kreft, der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. 

Die CDU-Politikerin hatte einen neuen Fördertopf für den Einstieg bei Unternehmen in Aussicht gestellt. „Wir wollen einen neuen Fonds für den Mittelstand mit mindestens 20 Millionen Euro Volumen auflegen“, sagte Boos-John Anfang des Jahres. Dafür wolle sie sich bei den Verhandlungen zum Landeshaushalt 2025 einsetzen, die derzeit im Landtag laufen. Gerade jetzt in der Konjunkturkrise hielten sich viele private Wagniskapitalgeber mit Neu- und Folgeinvestitionen zurück, äußerte die Ministerin. 

Wenig privates Beteiligungs- und Wagniskapital

Wichtig für die Unternehmen sei, dass das Land bei der Suche nach privaten Geldgebern beispielsweise für Firmenerweiterungen oder neue Projekte im In- und Ausland Unterstützung gebe, sagte Kreft. Staatliche Beteiligungen seien aus seiner Sicht eher ein Eingriff in den Wettbewerb.

 „Im Einzelfall kann das aber ein guter und richtiger Weg sein“, so der Verbandsgeschäftsführer. Auch könnten Finanzspritzen durch staatliche Beteiligungen eine Art Anschub für Firmenzusammenschlüsse sein, um wettbewerbsfähiger zu werden. Der Verband der Wirtschaft ist Dach für eine Reihe von Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden im Freistaat. 

Thüringen unterhält seit Jahren mehrere Fonds mit Beteiligungskapital, das über eine Tochtergesellschaft der Aufbaubank des Landes vergeben wird. Das Land ist dadurch an einer Reihe von Industrieunternehmen direkt oder indirekt beteiligt. Bekanntestes Beispiel ist der börsennotierte Jenaer Technologiekonzern Jenoptik AG. Unternehmen, einige Kammern und Verbände klagen seit Jahren, dass in Ostdeutschland zu wenig privates Beteiligungs- und Wagniskapital zur Verfügung steht.