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Amoklauf in Emsdetten Amoklauf in Emsdetten: «Seit der 1. Klasse war ich ein Verlierer»

23.11.2006, 08:54

Emsdetten/dpa. - Der Ex-Schüler hinterließ mit einem Abschiedsvideo bewusst Spuren, um sichnach seinem Selbstmord öffentlich zu rechtfertigen. In dem imInternet verbreiteten Videofilm, der im Wohnzimmer seinesElternhauses in Emsdetten gedreht wurde, nennt er die Gründe für denHass auf seine frühere Schule. In dem Film trägt Sebastian B. einschwarzes T-Shirt. Der Amokläufer hatte am Montag in der Schulewahllos um sich geschossen. Insgesamt 37 Menschen wurden verletzt.

Am Donnerstagmittag wollten sich Vertreter von Stadt und Schuleein Bild von den Schäden in den Schulräumen machen. Einige derinsgesamt 700 Schüler der Geschwister-Scholl-Realschule werdenderzeit in anderen Schulen betreut, regulären Unterricht gibt es nochnicht. Wann dieser wieder aufgenommen werden soll, ist noch unklar.

In dem Videofilm sagt der 18-Jährige in englischer Sprache, «seit der 1. Klasse war ich ein Verlierer». Er sei getreten und bespucktworden. Von sich selbst sagt er: «Ich war kein Mensch, ich wargöttlich.» Und weiter: «Ich habe das Massaker geplant und wollte alletöten.» Das Video endet mit dem Satz: «Das ist Krieg.»

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Barbara Sommer (CDU) forderteeine stärkere Unterstützung von Psychologen an Schulen. «Es ist ganzwichtig, dass wir erst einmal klären, wo Schulpsychologen notwendigsind», sagte Sommer der Tageszeitung «Die Welt» (Donnerstag). «Es istwichtig, dass die Schulen den Bedarf artikulieren, und Aufgabe derPolitik ist es, dass sie darauf reagiert.» Sommer bekräftigte, es seidenkbar, an bestimmten Schulen Videoüberwachung zu ermöglichen, wennaus Sicht der Schule Bedarf bestehe.

Auf bundespolitischer Ebene wird zugleich über Konsequenzen ausdem Amoklauf für das deutsche Waffenrecht diskutiert. Der Vizechefder Bundestagsunionsfraktion, Wolfgang Bosbach (CDU), sprach sich füreine Überprüfung der Waffengesetze aus. Wenn das Waffenrecht immermehr unterlaufen werde, «müssen wir das rechtliche Instrumentariumüberprüfen», sagte Bosbach der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag).Auch die FDP-Vizefraktionschefin und frühere BundesjustizministerinSabine Leutheusser-Schnarrenberger forderte, den Verfolgungsdruck zuerhöhen, wenn es um den Handel mit gefährlichen Waffen geht.

CSU-Innenexperte Stephan Mayer sprach sich für schärfereKontrollen des Internets aus. «Es muss analysiert werden, wo esSchwachpunkte bei der Überwachung von Waffen-Versteigerungen imInternet gibt», sagte der Bundestagsabgeordnete.