Algerien Algerien: Möglicherweise erste Spur der Verschwundenen

Berlin/Wien/Algier/dpa. - Bei der wochenlang ergebnislosen Suche in der algerischen Sahara nach mindestens 29 verschollenen Touristen gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer. Eine Kamelkarawane soll nach einem Bericht der ARD in der algerischen Wüste auf ein unterirdisches Tunnelsystem gestoßen sein, in dem sich Menschen befinden sollen. Ob die verschollenen Reisenden dort sind, war zunächst völlig unklar. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, jedem Hinweis werde nachgegangen. Im Laufe des Sonntags sollten zudem fünf Beamte des Bundeskriminalamts nach Algier reisen.
16 Deutsche, acht Österreicher, vier Schweizer und ein Niederländer werden teils seit Ende Februar in der Sahara vermisst. Die algerischen Behörden suchen am Boden und aus der Luft nach den insgesamt sechs Reisegruppen. Auch am Sonntag wurde die Suche nach den verschwundenen Touristen fortgesetzt. Unterstützt wird die Arbeit von der internationalen Polizeiorganisation Interpol. Auch Österreich hat Experten nach Algerien geschickt. Am vergangenen Montag war bereits der BKA-Verbindungsbeamte aus Tunis in Algier eingetroffen.
In dem ARD-Beitrag hieß es, das algerische Militär sei inzwischen in das Gebiet rund 50 Kilometer von der Oasenstadt Illizi ausgerückt. Die Karawane sei durch ein verlassenes und mit Blättern getarntes Auto auf das verschlungene Canyon-System nahe der libyschen Grenze aufmerksam geworden. Bisher sei man davon ausgegangen, dass dieses Gebiet mit dem Auto nicht erreichbar sei.
Algerische Medien hatten darüber spekuliert, ob die Vermissten Opfer einer El-Kaida-nahen Terrorgruppe geworden sind. Das österreichische Außenministerium hatte am Freitag eine offizielle Reisewarnung für Algerien herausgegeben und alle Österreicher zum Verlassen des Landes aufgefordert. Das Auswärtige Amt in Berlin und das Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten der Schweiz raten von Reisen in die betroffene Region ab.
Das Verschwinden der Touristen hat nach Ansicht des Vaters eines vermissten Motorradfahrers politische Hintergründe. «Die werden irgendwo festgehalten. Ich vermute eine Entführung mit politischem Motiv», sagte Manfred Notter aus Besigheim (Baden-Württemberg) der dpa. Sein Sohn Sascha (26) war mit zwei Freunden auf einer Motorradtour durch Algerien. Ein Unfall sei unwahrscheinlich, sagte Notter. «Alle drei sind erfahrene Wüstenfüchse.»
Bisher seien ihm keine Lösegeldforderungen bekannt, sagte Notter. Vom Auswärtigen Amt und von der Deutschen Botschaft werde er ständig auf dem Laufenden gehalten. Die quälende Ungewissheit über das Schicksal seines Sohnes belaste ihn und seine Frau sehr.
Die Angehörigen der acht in Algerien vermissten Österreicher vermuten hinter dem Verschwinden kriminelle Motive. «Ich befürchte ein Verbrechen, eine Entführung», wird die Tochter des Reiseführers am Sonntag in der Tageszeitung «Kurier» zitiert. «Mein Vater war 25 Mal in der Sahara unterwegs. Er war sehr erfahren.» Die Angehörigen halten der Zeitung zufolge Verbindung über das Internet auch mit Verwandten von Verschollenen der anderen Länder.

