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Verständlich oder ungerecht? Aldi Talk: Flüchtlinge können Handykarten wegen eines neuen Gesetzes nicht mehr nutzen

29.08.2017, 17:56
Flüchtlinge können bei Aldi gekaufte Handykarten oft nicht aktivieren.
Flüchtlinge können bei Aldi gekaufte Handykarten oft nicht aktivieren. dpa

Flüchtlinge und Asylbewerber, die sich beim Discounter-Riesen Aldi kürzlich eine Handykarte gekauft haben, haben womöglich ein Kommunikationsproblem.

Wie das IT-Portal „Golem“ berichtet, häufen sich bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen die Anrufe von Flüchtlingshelfern. Viele Geflüchtete können ihre gekaufte SIM-Karte nicht aktivieren und daher weder telefonieren, noch Nachrichten schreiben oder ins Internet gehen.

Der Hintergrund: Eine Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze durch die Bundesregierung.

Seit dem 1. Juli können Kunden nicht mehr wie früher einfach Prepaidkarten kaufen. Sie müssen ein Dokument zur Identifizierung vorlegen, die neugekaufte Karte muss registriert werden.

Bei vergangenen Anschlägen hatten Terroristen zur Kommunikation immer wieder Prepaid-Karten benutzt, da diese einfach zu beschaffen und kaum auf den Besitzer zurückzuführen sind.

Gekaufte Handykarten für Flüchtlinge oft wertlos

„Bei den von Aldi eingesetzten Post- und Video-Ident-Verfahren können Dokumente wie die Aufenthaltsgestattung nicht gelesen werden, da die Schrift anscheinend zu klein ist“, berichtet Marvin Momberg, Projektkoordinator Verbraucherschutz für Flüchtlinge bei der Verbraucherzentrale.

Weil viele Asylsuchende und Flüchtlinge keinen Reisepass oder Personalausweis besäßen, sei die bei Aldi gekaufte Handykarte für sie nicht registrierbar und daher wertlos.

Problem liegt nicht bei Aldi

Aldi selbst sind dabei die Hände gebunden, betont Sprecher Florian Streicher vom Kartenanbieter Telefónica:

Die von der Verbraucherzentrale erwähnten Limitierungen bei der Prepaid-Zulassung liegen nicht im Einflussbereich von Aldi Talk. Bei der Identifizierung arbeitet der Anbieter - wie viele andere Prepaid-Anbieter auch - mit namhaften Kooperationspartnern zusammen, die das Post- oder Video-Ident-Verfahren durchführen.

Man arbeite daran, das Angebot an akzeptierten Dokumenten in den kommenden Monaten zu erweitern, so Streicher weiter. Dabei müsse man jedoch stets die gesetzlichen Vorgaben beachten. (mah)

Dieser Text erschien zuerst bei express.de.