Bundestagswahl AfD weit vorn – CDU-Chef spricht von Niederlage im Osten
Die AfD dominiert bei der Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt. Sowohl bei den Zweitstimmen als auch bei den Direktkandidaten gab es die meisten Stimmen. Selbst für den Wahlsieger CDU ernüchternd.

Magdeburg - Die AfD hat bei der Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt mit Abstand die meisten Stimmen bekommen. Sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweistimmen gewann die vom Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt als rechtsextremistisch eingestufte Partei, wie aus Daten der Landeswahlleiterin hervorgeht. Demnach gewinnt die AfD 37,1 Prozent der Stimmen und liegt damit deutlich vor der CDU mit 19,2 Prozent. Im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren konnte die AfD ihr Ergebnis nahezu verdoppeln.
Obwohl die CDU bundesweit stärkste Kraft wurde, bezeichnete der Landesvorsitzende der CDU in Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, das Ergebnis als eine Niederlage für die Christdemokraten im Osten. Deutschland sei politisch zweigeteilt. „Wenn wir das wieder ändern wollen, brauchen wir in Berlin eine stärker auf ostdeutsche Thema ausgerichtete Politik.“
AfD in Sachsen-Anhalt: „Wir sind gesichert Volkspartei“
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) äußerte sich besorgt, dass die AfD bundesweit zweitstärkste Kraft ist. „Das ist kein Ostphänomen mehr“, sagte Haseloff. „Wir brauchen jetzt so schnell wie möglich eine stabile Regierung.“ Der AfD-Landesvorsitzende Martin Reichardt bezeichnete das Ergebnis als Krönung der politischen Arbeit der vergangenen Jahre. „Wir sind gesichert Volkspartei“, sagte Reichardt.
Soziologe Quent: AfD hat sich immer mehr etabliert
Der Soziologe und Extremismusforscher Matthias Quent warnt vor Prophezeiungen, dass die AfD bei einer Bundestagswahl in vier Jahren stärkste Kraft werden könnte. „Das ist ja im Grunde das AfD-Rezept, sie macht sich selbst größer als sie eigentlich ist“, sagte Quent der Deutschen Presse-Agentur. Die Mehrheit – auch der ostdeutschen Bevölkerung – lehne die AfD nach wie vor ab.
Quent sagte, in der Migrationspolitik in Ostdeutschland oder auch in Fragen der Ukraine-Unterstützung hätten die demokratischen Parteien eine ganze Reihe von Zugeständnissen gemacht. „Und wir sehen, dass das nicht dazu führt, dass die AfD kleiner wird – im Gegenteil, sie hat sich in Deutschland immer mehr etabliert und normalisiert.“
Die AfD habe sich weit über ein rechtsradikales Milieu hinaus etabliert. Die politisch-kulturelle Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland setze sich fort, analysierte Quent. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die AfD stärkste Kraft.
AfD-Kandidaten holen in allen Wahlbezirken die meisten Stimmen
In allen acht Wahlkreisen in Sachsen-Anhalt holten die AfD-Kandidaten die meisten Stimmen. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren gewann die AfD lediglich zwei Direktmandate in damals noch neun Wahlbezirken. Ob alle Direktkandidaten der AfD aber auch tatsächlich in den Bundestag einziehen, steht noch nicht endgültig fest. Dies hängt nach dem erstmals angewendeten neuen Wahlrecht von den Zweitstimmen der Partei ab und entscheidet sich daher erst mit dem im Laufe der Nacht noch ausstehenden vorläufigen Endergebnis.
Die Landesvorsitzende der SPD in Sachsen-Anhalt, Juliane Kleemann, bezeichnete den Wahlausgang als bitteres Ergebnis für die Sozialdemokraten. „Wir haben die Wahl verloren und das ist nicht erst in den letzten Wochen entschieden worden.“ Die SPD kommt auf nur noch 11,0 Prozent der Zweitstimmen in Sachsen-Anhalt und verlor 14,4 Punkte im Vergleich zu 2021.
BSW bekommt mehr Stimmen als die Linke
Das BSW holt in Sachsen-Anhalt 11,2 Prozent der Stimmen. Die Linke verbesserte sich im Vergleich zur letzten Bundestagswahl um 1,2 Punkte auf 10,8 Prozent. Landesvorsitzende Janina Böttger sagte, man habe auf die richtigen Themen gesetzt, etwa das bezahlbare Wohnen. Im Bundestag wolle man eine Stimme sein gegen Sozialabbau.
Die Wahlbeteiligung lag bei Prozent 77,7. Es war die höchste Wahlbeteiligung bei einer Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt seit 1990.