Abschlusstraining Abschlusstraining: Deutsche Friseure wollen WM-Titel holen

Darmstadt/dpa. - Mitlangweiligen Haarschnitten für den Alltag beschäftigt sich dasdeutsche Nationalteam beim Abschlusstraining in Darmstadt nicht.Wenige Tage vor der Weltmeisterschaft der Friseure in Moskau (1. bis4. Juli) geht es allein um technische Finessen. «Was wir hier machen, ist die hohe Kunst. Es ist wie bei Formel 1-Rennwagen, die auch nichtauf den Straßen fahren», sagt Ex-Weltmeister Joachim Wolf am Dienstagin Darmstadt und fügt selbstbewusst hinzu: «Aber wir setzen dieTrends.» Wolf trainiert das deutsche Team im Damenfach.
27 deutsche Hair-Stylisten sowie ein Juniorenteam treten bei derWM in mehreren Kategorien gegen die Konkurrenz aus knapp 50 Nationenan. Ihr Repertoire reicht von der technisch anspruchsvollen «hohenSchule der Frisierkunst» bis zu Verbraucher orientiertenTrendfrisuren. Letztere bedeuten bei den Männern derzeit vor allemAsymmetrie, wie WM-Teilnehmer Tindaro Orifici aus Frankfurt weiß:«Wir kombinieren verschiedene Haarlängen, etwa mit langem Pony undNackenhaar, während die Seiten kurz geschnitten werden.»
Der Optimismus im deutschen Lager erinnert an die Stimmung derdeutschen Fußballer: «Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dassunsere Titel-Chancen sehr gut stehen», sagt Olaf Kraußlach, einSprecher des Zentralverbands des Deutschen Friseur-Handwerks. Denndie deutschen Coiffeure zählen sich zur Weltspitze. Seit der erstenWeltmeisterschaft 1947 in Paris gewannen sie bei dem zweijährlichstattfindenden Turnier sechs Mal im Damen- und einmal im Herrenfach,zuletzt vor sechs Jahren in Berlin. Das Junioren-Team im Damenfachwar 2002 und 2004 das Maß aller Dinge im Hair-Styling.
Damit in Moskau alles glatt läuft, üben die Friseure derzeitfleißig. Denn bei der WM muss es sehr schnell gehen. «Wir haben 18Minuten Zeit, aus nassen Haaren eine Tagesfrisur zu erstellen», sagtWolf. Nach der Bewertung durch die Jury wird das Model umgezogen, neugeschminkt und eingekleidet, bevor die Haare aufgebürstet werden.«Nach 35 Minuten haben wir eine komplett neue, technischanspruchsvolle Hochsteckfrisur.»
Die amtierende deutsche Meisterin Edith Milchmeier aus Oberbayernverzichtet für den Wettbewerb sogar regelmäßig auf Freizeit. «Icharbeite von 8 bis 18 Uhr im Salon meiner Mutter, danach trainiere ichdrei bis vier Stunden täglich. Man muss das lieben, um diesen Biss zuhaben», sagt sie. Dabei gehe es nur um die Ehre, denn Preisgeldergibt es nicht, und einen Job als Prominenten-Friseurin strebt sieauch nicht an. Im viertägigen Abschlusstraining macht sie ihrem Modelzehn bis 15 Mal am Tag eine neue Frisur. Mit Schaumfestiger, Haar-undGlanzspray und einer besonderen Fön-Technik stylt sie die Frisurimmer wieder aufs Neue, damit am Ende alles perfekt sitzt. Nur einesmacht sie dabei nie: Haare schneiden.