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Abfallentsorgung Abfallentsorgung: in der Nordsee

Von Yasmin Schulten-Jaspers 03.08.2012, 14:41
Die Fischer Carsten Noormann (l.) und Stefan Luitjens posieren in Norddeich zum Start des NABU-Projektes «Fishing for Litter» mit einem Sack mit Abfällen, die sie in ihren Netzen gefunden haben. (FOTO: DAPD)
Die Fischer Carsten Noormann (l.) und Stefan Luitjens posieren in Norddeich zum Start des NABU-Projektes «Fishing for Litter» mit einem Sack mit Abfällen, die sie in ihren Netzen gefunden haben. (FOTO: DAPD) dapd

Norddeich/dapd. - „Farb- und Ölfässer, Reifen, Plastikeimer und Holzkisten sind am häufigsten mit im Netz“, sagt der 39 Jahre alte Krabbenfischer. „Der Großteil des Mülls besteht aus Plastik oder Metall.“ Er fischt seit mehr als 20 Jahren und kennt das Müllproblem in der Nordsee.

„Bislang wussten wir nie, wohin mit dem Müll, den wir fischen“, sagt Noormann. „Häufig haben wir ihn dann zuhause entsorgt.“ Das ist künftig nicht mehr nötig. Denn ab sofort steht für Noormann und seine drei Krabbenfischer- und zwei Muschelfischerkollegen im Hafen Norddeich ein Müllcontainer bereit, in dem sie den künstlichen Beifang kostenlos entsorgen können.

Der Container ist Teil des Umweltprojekts „Fishing for Litter“, das der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bereits im Frühjahr 2011 an der Ostsee gestartet hat. Nach den Häfen Burgstaaken auf Fehmarn, Sassnitz auf Rügen und Heiligenhafen kommt nun Norddeich als erster Hafen an der Nordseeküste dazu.

Hauptsächlich Metall- und Plastikmüll

Unterstützt wird das Projekt von dem Entsorgungsunternehmen Nehlsen, den Niedersachsen Ports sowie dem Dualen System Deutschland, die dafür sorgen, dass der gefischte Müll nicht nur entsorgt, sondern auch zu einer speziellen Sortieranlage transportiert, auf seine Zusammensetzung untersucht und anschließend recycelt wird, sagt Kim Detloff vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), der das Projekt leitet.

In den Ostseehäfen sind so innerhalb des ersten Jahres rund 700 Kilogramm Abfälle zusammengekommen. Eine halbe Tonne davon wurde Anfang des Jahres bereits auf seine Bestandteile analysiert: Der größte Teil war Metall. An zweiter Stelle folgte Plastikmüll, sagt Detloff. Dabei sei das Ergebnis dieser Untersuchung nicht repräsentativ, sondern lediglich eine Stichprobe. Nichtsdestotrotz decken sich die Ergebnisse mit den persönlichen Eindrücken der Norddeicher Fischer.

„Anders als an in den Ostseehäfen ging in Norddeich die Initiative für das Projekt nicht vom NABU aus, sondern von uns Fischern“, sagt Noormann. „Immerhin haben auch wir Fischer ein großes Interesse an einer sauberen Nordsee und sind froh, wenn wir den Müll los werden.“

Nur die Spitze des Eisbergs zu sehen

Nach Schätzungen landen jedes Jahr rund 20.000 Tonnen Müll in der Nordsee. „Dabei ist das, was wir sehen, nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Detloff. Denn nur etwa 15 Prozent des Mülls in den Meeren schwimmt an der Oberfläche, 15 Prozent befindet sich an den Küsten und 70 Prozent liegt auf dem Meeresboden. Besonders schlimm ist der Müll für die Tiere, die daran ersticken. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem der Plastikmüll eine große Gefährdung für die Meerestiere darstellt, da er im Meerwasser nur sehr langsam zerfällt und dabei giftige Inhaltsstoffe freisetzt.

Geht es nach der Naturschutzorganisation könnten künftig auch weitere Häfen an der Nordseeküste Teil des Projekts werden. „Wir wollen ein flächendeckendes System aufbauen und sind bereits mit einzelnen Häfen im Gespräch“, sagt Detloff. Fest abgesprochen sei bislang aber nichts.

Unterdessen wollen Noormann und seine Kollegen bei ihren Fangfahrten fleißig Müll sammeln. Noormann denkt dabei vor allem an die nachfolgende Generation. Immerhin stammt er aus einer Fischerfamilie, die auf mehr als 100 Jahre Erfahrungen in der Fischerei zurückblickt. „Die sollen später ja auch noch fischen können, möglichst ohne viel Müll im Netz“, sagt er.

Netze, eine Holzkiste und ein Farbeimer liegen in Norddeich bei einem Pressetermin zum Start des NABU-Projektes «Fishing for Litter» zusammen mit anderen Abfaellen aus Fischernetzen in einem Sack. (FOTO: DAPD)
Netze, eine Holzkiste und ein Farbeimer liegen in Norddeich bei einem Pressetermin zum Start des NABU-Projektes «Fishing for Litter» zusammen mit anderen Abfaellen aus Fischernetzen in einem Sack. (FOTO: DAPD)
dapd