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60 Jahre Lotto in Deutschland 60 Jahre Lotto in Deutschland: Die Sehnsucht der Deutschen nach den sechs Richtigen

09.10.2015, 11:30

Wiesbaden - Eine Tasse Kakao und ein Stück Kuchen, das war der Lohn für die erste Glücksfee in der Geschichte des Zahlenlottos „6 aus 49“. Am 9. Oktober 1955 zog die Zwölfjährige Elvira Hahn die ersten Lottozahlen. Und das nicht in einem Fernsehstudio, sondern in einem Hamburger Hotel. Elvira war Heimkind und deshalb ausgesucht worden, weil es schon beim italienischen „Lotto di Genova“ Tradition war, elternlose Kinder die Zahlen ziehen zu lassen.

Erste gezogene Zahl war die 13

Gemeinsam mit einem anderen Mädchen wurde sie im Taxi am Heim abgeholt. „Wir mussten saubere Kniestrümpfe, Sandalen und einen Rock anziehen“, erzählt die heute 72-Jährige. Die Zahlen standen damals auf Losen, die verschlossen in 49 große Plexiglaskugeln gesteckt wurden. Sie wurden dem Publikum vor Ort in einer Kiste präsentiert und stichprobenartig geöffnet. Dann warf der Notar sie in die hölzerne Lostrommel – damals „Ziehungsrad“ genannt.

„Ich habe ordentlich mit der Hand gewühlt und eine Kugel dem Notar gegeben“, sagt Hahn. Es war die 13 – ein Raunen ging durch den Saal. Danach zog sie abwechselnd mit einem zweiten Heimkind. Jede gezogene Zahl wurde ordentlich in ein Protokoll eingeklebt, genauso wie die nicht gezogenen Kugeln.

Elvira Hahn spielt bis heute gelegentlich Lotto. „Die 13 ist immer dabei, aber ich habe noch nie gewonnen“, sagt die 72-Jährige. Rund ein Dreivierteljahr war Elvira Hahn mit anderen Kindern Glücksfee. Einige Gewinner waren ihr so dankbar, dass sie ihr Geschenke machten.

Von einem Ehepaar erhielt das Heimkind ein Sparbuch mit mehr als 1000 Mark „Von dem Geld habe ich später einen Kühlschrank und einen Herd für die Küche gekauft“, sagt Hahn. Andere Spenden flossen in die Anschaffung eines Konfirmationskleides, das ihr das Heim kaufte.

Fast zehn Jahre nach der Lotto-Premiere übertrug die ARD am 4. September 1965 die Ziehung dann zum ersten Mal live im Fernsehen. Die Glücksfee war nun Karin Dinslage und später die bekannte Moderatorin Karin Tietze-Ludwig. Der Satz „Der Aufsichtsbeamte hat sich vor dieser Sendung von dem ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt“ ging in die Fernsehgeschichte ein.

Seit 2013 ist die Ziehung der Lotto-Zahlen nicht mehr live im Fernsehen zu sehen, sondern nur noch im Internet. Lotto-Fee Franziska Reichenbacher präsentiert die zuvor gezogenen Zahlen aber noch immer kurz vor der „Tagesschau“ am Samstag in der ARD.

Zweimal dieselben Zahlen

Auch einige Pannen und Zufälle bleiben unvergessen: Im Juni 1977 wurden dieselben Gewinnzahlen der niederländischen Lotterie eine Woche später beim Lotto „6 aus 49“ in Deutschland gezogen. Sechs Richtige gab es damals gleich 205 Mal, weil viele Spieler die Zahlen einfach übernommen hatten. Am 23. Januar 1988 tippten sogar 222 Menschen die gleichen sechs Richtigen und zwar die 24, 25, 26 sowie die 30, 31 und 32. Noch leichter zu merken waren die Gewinnzahlen vom 10. April 1999: 2,3,4,5,6 und die 26.

Im April 2013 kam es dann zur wohl schwersten Panne: Beim Mittwochslotto im ZDF rollten nicht alle Kugeln in die Trommel, zwei blieben hängen. Die Zahlen wurden für ungültig erklärt, die Ziehung wiederholt. Für die vermeintlichen Gewinner platzte der Traum vom großen Geld. (dpa)