4U9525-Absturz in Frankreich 4U9525-Absturz in Frankreich: Verunglückter Airbus verfügte über neueste Computertechnik

Berlin - „Wir können noch nicht sagen, was genau passiert ist“, sagte ein Sprecher des Flugzeugbauers Airbus. Es würden aber alle Anstrengungen unternommen, um die Ursachen des tragischen Ereignisses zu klären. Mehr will er nicht sagen.
Das in Südfrankreich abgestürzte Flugzeug war eine Mittelstreckenmaschine vom Typ A320. Es handelt sich um einen der zuverlässigsten Jets im internationalen Luftverkehr. Der erste wurde 1988 in Dienst gestellt. Derzeit sind weltweit mehr als 6100 Exemplare im Einsatz – permanent sind irgendwo auf der Welt A320-Flieger in der Luft.
Für den Flugzeugbauer ist der gestrige Absturz die zweite Katastrophe innerhalb von vier Monaten. Im Dezember 2014 war ein Airbus A320-200 von Air Asia auf dem Weg von Surabaya (Indonesien) nach Singapur ins Meer gestürzt. Von den 162 Menschen an Bord überlebte niemand.
Die Germanwings-Maschine, die am Dienstag abstürzte, wurde 1991 an die Lufthansa ausgeliefert und später an die Tochter Germanwings weitergereicht. Sie war also 24 Jahre lang unterwegs. Was aber nicht bedeutet, dass sie technisch veraltet war. Passagierflugzeuge werden permanent auf den neuesten Stand gebracht, das gilt besonders für alle sensiblen Bauteile, also vor allem die Triebwerke. Hinzu kommt, dass für die Maschinen so strenge Auflagen bei der Wartung und Überprüfung der Funktionsfähigkeit vom Leitwerk bis zum Fahrwerk wie für kaum ein anderes technisches Gerät gelten. Trotzdem stürzen Jets ab. „Es handelt sich dabei fast immer um eine Verkettung mehrerer Ursachen“, sagt ein Insider. Deshalb dauere es auch oft Monate, bis Absturzursachen endgültig geklärt werden könnten.
Mehrere Zwischenfälle in jüngster Vergangenheit
In den vergangenen Monaten gab es mehrere Zwischenfälle mit Airbus-Mittelstreckenmaschinen. Allerdings hatten sie immer ganz unterschiedliche Ursachen. Bei Air Asia war es mutmaßlich ein Pilotenfehler. Der Flugzeugführer wollte eine Gewitterfront umfliegen und zog den Jet möglicherweise zu steil in die Höhe. Daraufhin riss wohl die Luftströmung an den Tragflächen ab. Die Maschine geriet außer Kontrolle.
Im November wäre ein A321 der Lufthansa auf dem Flug von Bilbao nach München beinahe abgestürzt, weil der Bordcomputer falsche Signale von vereisten Sensoren empfangen hatte. Der Flieger verlor schnell an Höhe. Die Cockpit-Crew konnte eine Katastrophe vermeiden, weil es ihr gelang, den Rechner abzuschalten und manuell weiterzufliegen. Laut Medienberichten gab es zuletzt mehrere solcher Zwischenfälle. Airbus soll der Lufthansa den Austausch der Sensoren angeboten haben.
Laut Germanwings war bei dem nun abgestürzten Flugzeug allerdings bereits auf den Fehler reagiert worden. Die Unglücksmaschine sei mit der neuesten Technik-Version von Airbus ausgestattet gewesen.
Zudem gab es 2013/14 zwei Zwischenfälle wegen ungewöhnlichen Geruchs in Cockpit und Kabine bei Airbus-Fliegern von Germanwings. Die Ursache wurde nie geklärt.
Minus an der Börse
An den Aktienmärkten löste die Meldung vom Absturz ein spürbares Minus der Airbus-Aktie aus. Sie verlor zeitweise etwa zwei Prozent, ging am Abend dann aber mit einem leichten Plus von knapp 0,4 aus dem Handel. Die Aktie der Deutschen Lufthansa verlor am Dienstagabend rund 1,6 Prozent an Wert.
Ob der europäische Flugzeughersteller Airbus nun mit dauerhaften Einbußen rechnen muss, bezweifeln Beobachter allerdings. Derzeit verfügt der Konzern über 3000 feste Bestellungen für die A320neo-Familie. Das ist eine neue Variante für die Mittelstrecke mit besonders sparsamen Triebwerken.
Kein großes Zivilflugzeug hat bislang so schnell eine derart große Zahl von Bestellungen erreicht. (mit dpa, afp)
