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Zur Arterhaltung Große Mengen kleiner Aale ausgesetzt

Aale sind eine bedrohte Art, ihr Bestand an den europäischen Küsten ist massiv gesunken. Was also tun? In Niedersachsen werden große Mengen der Jungfische in Gewässern freigelassen.

Von dpa Aktualisiert: 05.03.2025, 16:32
Rund 150.000 Glasaale, also Baby-Aale, sollen den Bestand der Art im Steinhuder Meer sichern.
Rund 150.000 Glasaale, also Baby-Aale, sollen den Bestand der Art im Steinhuder Meer sichern. Moritz Frankenberg/dpa

Steinhude/Bleckede - Hunderttausende von Baby-Aalen, sogenannte Glasaale, sind in der Elbe und im Steinhuder Meer ausgesetzt worden. Allein in dem Binnensee wurden rund 150.000 der gefährdeten Wanderfische ausgesetzt, am West- und Ostufer der Elbe sowie in Nebengewässern ließen Fischer und Anglerinnen 144,9 Kilogramm der Jungfische frei - mehr als 400.000 Tiere. Die Jungfische werden als Glasaale bezeichnet, weil sie in diesem Stadium durchscheinend wirken. Der Europäische Aal ist der Fisch des Jahres 2025.

Staudämme und Schleusen versperren Aalen den Weg

Glasaale seien etwa sieben Zentimeter lang und etwa 0,35 Gramm leicht, teilte die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit. Die Tiere sollten in der Elbe heranwachsen, um als erwachsene Blankaale quer über den Atlantik in ihr Laichgebiet abzuwandern. Ziel der Aktion sei es, zur Stabilisierung der Bestände beizutragen. 

Die Station am Steinhuder Meer sei erneut eine von vielen in der Region zwischen Göttingen und Hannover, die in diesem Jahr Baby-Aale erhielten, teilte die Steinhuder Meer Tourismus GmbH mit. Seit Jahrzehnten setze man auf den sogenannten Glasaal-Besatz, um den Bestand zu erhalten. Staudämme und Schleusen versperrten den wandernden Aalen den Weg und erschwerten deren Fortpflanzung, teilte der Anglerverband Niedersachsen mit. Seit den 1980er Jahren sei das Glasaal-Aufkommen an den europäischen Küsten um mehr als 95 Prozent gesunken.

Aal-Bestände sinken

Auch die Landwirtschaftskammer teilte mit, die Aal-Bestände seien überall in Europa „seit Jahrzehnten erheblich zurückgegangen“. Allerdings: In einigen Gewässern gebe es einen leichten Aufwärtstrend. Gründe für den Rückgang gebe es einige, darunter klimatische Veränderungen, die Fischerei, Parasiten, natürliche Feinde wie Kormorane - und Wasserbauwerke, die die Wanderungen der Aale störten oder sogar vollständig verhinderten.

Nach Angaben der Kammer werden die Tiere als winzige Glasaale an der französischen Atlantikküste gefangen und nach Bleckede im Landkreis Lüneburg gebracht. Aus der Elbe könnten die erwachsenen Aale zu ihrem Laichgebiet in der Sargassosee östlich von Florida schwimmen. Mit dem Wehr in Geesthacht gebe es auf dem Weg zum Meer nur ein Absperrbauwerk - ohne Wasserkraft und Turbinen. 

Geheimnisvolle Aale

Das Laichen der Tiere sei bisher nicht beobachtet worden, teilte die Kammer mit. Auch die Lebensweise der Larven während ihrer Zeit im Golfstrom sei unklar. Fest stehe, dass durchsichtige, weidenblattartige Larven nach Osten drifteten und nach zwei bis drei Jahren die europäischen Küsten erreichten - dort entwickelten sie sich zu Glasaalen. Die Oberläufe der Flüsse seien ihre Aufwuchsgebiete, die sie nach sechs bis zwölf Jahren als erwachsene Aale verließen, um zu ihrem Laichgebiet zu wandern. 

Die Kosten der Aktion liegen in diesem Jahr bei 40.000 Euro, wie die Landwirtschaftskammer mitteilte. 60 Prozent der Kosten werden vom Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) sowie vom Land Niedersachsen getragen. Den verbleibenden Eigenanteil von 40 Prozent erbringt der Verein für Fischerei- und Gewässerschutz im Landkreis Lüneburg. Erfolge dürften sich demnach erst in einigen Jahren zeigen.