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14. Schnupfweltmeisterschaft 14. Schnupfweltmeisterschaft: Weltmeister haben die Nase voll

Von Oliver Gasparini 13.06.2004, 13:40
Wayne Smith vom Team USA sitzt am Samstag (12.06.2004) im Festzelt in Kucha, Nürnberger Land, und versucht bei der Schnupftabaksweltmeisterschaft Punkte zu machen. Im mittelfränkischen Kucha findet die 14. Schnupfweltmeisterschaft statt, bei der 5 Gramm Schnupftabak in einer Minute im Riechorgan verstaut werden müssen. Mehr als 300 Wettkämpfer beteiligen sich an der Weltmeisterschaft. (Foto: dpa)
Wayne Smith vom Team USA sitzt am Samstag (12.06.2004) im Festzelt in Kucha, Nürnberger Land, und versucht bei der Schnupftabaksweltmeisterschaft Punkte zu machen. Im mittelfränkischen Kucha findet die 14. Schnupfweltmeisterschaft statt, bei der 5 Gramm Schnupftabak in einer Minute im Riechorgan verstaut werden müssen. Mehr als 300 Wettkämpfer beteiligen sich an der Weltmeisterschaft. (Foto: dpa) dpa

Kucha/dpa. - «Schnupfer fertig machen! Dose öffnen! Achtung,fertig, los!» Willi Holzammer aus dem bayerischen Kucha schmettertediesen Satz so oft durch die Halle, bis in 26 Durchgängen alle 312Teilnehmer der 14. Schnupfweltmeisterschaft ihre fünf GrammSchnupftabak oder «Schmalzler» in die Nase gezogen hatten. Jeder undjede der 257 Männer und 47 Frauen hatten dafür genau 60 SekundenZeit. Anschließend wurde das, was nicht mehr in den Riechkolbenpasste, was daneben ging oder wieder aus den Nasenlöchern fiel,peinlichst genau mit Pinseln zusammengekehrt und wieder in denWettkampf-Tabakdosen deponiert: Jeder Krümel konnte entscheidendsein.

Es dauerte Stunden, bis alle Reste auf ein tausendstel Gramm genaugewogen und die Ergebnisse kurz vor Mitternacht vorlagen. DerStimmung in der ansonsten landwirtschaftlich genutzten Halle des 270-Seelen-Ortes Kucha tat dies keinen Abbruch. Wenn die Musik nichtspielte, feuerten die Fans ihre Favoriten an. Für Speis' und Trankund reichlich Schnupftabak war gesorgt: Zeitweise 1500 Besuchergenossen das Volksfest.

50 Herren- und vier Damenmannschaften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA stellten sich dem Wettbewerb. Mit 83 Jahrenwar der Schweizer Hermann Grandi der älteste Teilnehmer. Mit mäßigerTagesform und nur 0,810 Gramm schaffte er es zwar nur auf diehinteren Ränge, aber auch hier galt das Olympische Motto: Dabeiseinist alles. Oder: Mitschnupfen zählt. Und: Wer niest, wirddisqualifiziert. Diese Peinlichkeit blieb amWeltmeisterschaftswochenende allen Profis erspart.

Das hohe Leistungsniveau dokumentieren die hauchdünnenGewichtsunterschiede auf den ersten Plätzen. Mit einem Vorsprung vonnur drei tausendstel Gramm hatte der amtierende Weltmeister HeinrichKugler aus Schwaben die Nase vorn. Er verbesserte gleichzeitig denWeltrekord von 4,980 geschnupften Gramm deutlich: 4,995 Gramm, rundacht Kubikzentimeter geriebene Tabakblätter, Öle und Aromastoffe,blieben in seiner Nase hängen. Dann ging auch er kurz vor die Tür,weil man diese Menge besser nicht «durchzieht». Zwei große Mülltonnenund reichlich Einwegtücher standen zur Verfügung, um den Schmalzler,gern geräuschvoll, zu entsorgen.

Während die Deutschen Herren bis Platz neun unter sich blieben,wurde bei den Damen ein Generationswechsel vollzogen. Die siebenfacheWeltmeisterin Lidwina Lechler trat nicht mehr an, und so hatte sichfür das Schweizer Fernsehteam die Anreise gelohnt: Mit 4,951 Grammhatte die Eidgenossin Pia Walpen aus Willisau die Nase am vollsten.

Das Engagement der Gastgeber wurde nicht belohnt, ganz imGegenteil. Im Schnupf-Club Kucha deutet sich eine kleine Krise um diePrise an. War es doch dem Alt-Herren-Team mit Platz 19 gelungen, denambitionierten Nachwuchs auszustechen, der am Ende zehn Ränge weiterhinten landete. «Das wird», so ein Insider, «sicher für Sticheleiensorgen.»