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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 24. April 2024 Generation Z: Professorin spricht von „akadämlich“ - ist das so?

Weitere Themen: Solar-Werk steht still / Autozulieferer ist pleite / Rübe statt Kohle / Der Nebenkosten-Schock / Neuer Rekord bei Pendlern / Wärme aus Leuna

Aktualisiert: 24.04.2025, 10:07
Newsletter Gen Z
Newsletter Gen Z imago

sie sind faul, stellen aber viele Forderungen im Job: Der Ruf der Generation Z, also Menschen, die ungefähr zwischen Mitte der 1990er und Anfang der 2010er Jahre geboren wurden, ist in der Arbeitswelt eher schlecht. Wenig Disziplin und Ausdauer, hohe Anspruchshaltung beim Einstiegsgehalt, aber geringe Belastbarkeit sind nur einige Urteile. Oder nur Vorurteile?

Meine Kollegin Isabell Sparfeld hat mit jungen Studenten über das Thema gesprochen. Mark Schulze-Icking arbeitet neben dem Studium in der Arko Confiserie in Halle an der Saale. „Ich habe Zeit und warum sollte ich die nicht in etwas Sinnvolles investieren?“, sagt er. Zudem findet der gebürtige Baden-Württemberger: „Das hat mich mehr mit Halle verbunden. Man kriegt relativ viel von den Menschen mit.“

Jimmy Stier, der seinen Master in Chemie und Verfahrenstechnik an der Hochschule Merseburg im Saalekreis macht, hat viele Bekannte, die im Einzelhandel oder bei Lieferdiensten arbeiten. Stier begann vor zwei Jahren im Rahmen eines Praktikums bei einem Ingenieurbüro und wurde danach als Werkstudent übernommen. Seine Motivation: „Zum einen, um unabhängiger zu sein, zum anderen, um Erfahrung zu sammeln.“

Mark Schulze-Icking hat seit anderthalb Jahren neben seinem Studium einen Minijob. Der 21-Jährige sieht vor allem die positiven Seiten.
Mark Schulze-Icking hat seit anderthalb Jahren neben seinem Studium einen Minijob. Der 21-Jährige sieht vor allem die positiven Seiten.
Foto: Isabell Sparfeld

Alles nur Einzelfälle? Nein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Bei einer Datenauswertung kam heraus, dass die Arbeitsquote der jungen Menschen zwischen 2015 und 2023 um 6,2 Prozentpunkte und damit überdurchschnittlich gestiegen ist.

„Mit nun 75,9 Prozent hat die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen das höchste Niveau seit Jahrzehnten erreicht“, sagt Timon Hellwagner, Co-Autor der Studie. Das sei vor allem Studierenden geschuldet. Als einen der Gründe für den Anstieg vermutet das IAB gestiegene Kosten, etwa für die Miete. Die Erwerbsquote ist der IAB-Studie zufolge auch bei Nichtstudierenden um 1,6 Prozentpunkte auf 85,9 Prozent gestiegen.

Was die Gen Z erwartet.
Was die Gen Z erwartet.
Foto: dpa

Spricht man mit vielen Ausbildern und Professoren, zeichnet sich jedoch ein anderes Bild. Mit ihrem Buch „Akadämlich: Warum die angebliche Bildungselite unsere Zukunft verspielt“ sorgt Zümrüt Gülbay-Peischard gerade bundesweit für Furore.

Darin fällt die Professorin für Wirtschaftsrecht an der Hochschule Anhalt in Bernburg über jüngere Jahrgänge wie die Generation Z ein wenig schmeichelhaftes Urteil. Im Interview mit MZ-Wissenschaftsredakteur Matthias Müller erklärt sie den Hintergrund.

Zur IAB-Studie sagt Gülbay-Peischard: „Jeder kennt doch die zwei Kollegen, denen man die gleiche Aufgabe überträgt. Der eine ist nach vier Stunden fertig, der andere nach acht Stunden noch nicht. Die Zeit der Arbeitsstunden ist also noch lange kein Ausdruck für Arbeitseffizienz.“ Vielen Studenten bescheinigt sie, dass „sie schnell sehr frustriert sind, wenn sie mit der Realität konfrontiert werden.“

Die Professorin sieht vor allem die Eltern in der Verantwortung: „Auf jeden Fall sollte der große Wert von Bildung wieder stärker in Familien diskutiert und gelebt werden. Ich finde auch, dass wir Eltern lernen müssen, unsere Kinder in Bezug auf Teamfähigkeit und Autoritäten ein wenig strenger zu erziehen, auch wenn das altmodisch klingen mag. Aber ich glaube, dass ein disziplinierter und freundlich-respektvoller Umgang immer eine gute Basis ist.“

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

Weitere wichtige Wirschaftsthemen aus Mitteldeutschland der Woche:

Meyer Burger legt Solarwerk vorerst still

Das angeschlagene Solarunternehmen Meyer Burger schickt 300 Mitarbeiter des Werks in Thalheim in Kurzarbeit. Der Fabrik fehlt Material zur Produktion. Die Gewerkschaft hat aber noch Hoffnung. (MZ)

Werkleiter Jochen Fritschen  zeigte 2021 eine der ersten Solarzellen aus dem  Meyer-Burger-Produktionsstätte in Bitterfeld-Wolfen.
Werkleiter Jochen Fritschen zeigte 2021 eine der ersten Solarzellen aus dem Meyer-Burger-Produktionsstätte in Bitterfeld-Wolfen.
Foto: Andreas Stedtler

Großer Autozulieferer pleite

Einer der größten Autozulieferer im Harz, die Bohai Trimet Automotive Holding aus Harzgerode, ist insolvent. Mehr als 500 Mitarbeiter sind betroffen. Der Insolvenzverwalter sucht nun nach Investoren.

Im Trimet-Werk in Harzgerode arbeiten mehr als 500 Beschäftigte. Dort werden Alu-Gussteile hergestellt.
Im Trimet-Werk in Harzgerode arbeiten mehr als 500 Beschäftigte. Dort werden Alu-Gussteile hergestellt.
Foto: Julius Lukas

Der Nebenkosten-Schock

Die Kosten für Heizung und Warmwasser haben sich seit 2019 mitunter verdoppelt. Vielen Haushalten drohen hohe Nebenkosten-Nachforderungen aus dem Jahr 2024. Was die Ursachen sind. (MZ)

Von der Kohle zur Rübe

Die Südzucker-Gruppe investiert zweistellig in eine Biogasanlage im Chemiepark Zeitz. Ziel: nachhaltige Energiewende durch Biomethan aus Zuckerrübenschnitzeln. Dabei winken auch neue Arbeitsplätze. (MZ)

Sparkasse droht mit Massenkündigung

Bald werden 17.000 Kunden der Sparkasse Mansfeld-Südharz Post bekommen. Darin wird ihnen mit Kündigung gedroht. Wer davon betroffen ist und was man dagegen machen kann. (MZ)

Anschlagsversuch am Flughafen

Wollten Saboteure Flugzeuge mit Feuer zum Absturz bringen? Nach einem Brand am Flughafen Leipzig/Halle gerät Russland immer stärker in den Fokus von Ermittlern. In Magdeburg gab es bereits im Februar eine Razzia. (MZ)

Am DHL-Hub am Flughafen Leipzig/Halle werden jede Nacht Pakete aus aller Welt umgeschlagen. Etwa 65 Flieger landen und starten pro Nacht.
Am DHL-Hub am Flughafen Leipzig/Halle werden jede Nacht Pakete aus aller Welt umgeschlagen. Etwa 65 Flieger landen und starten pro Nacht.
Foto: dpa

Fernwärme aus Leuna

Die Leipziger Fernwärme stammt bislang großteils aus dem Braunkohlekraftwerk Lippendorf. Weil damit bald Schluss sein soll, müssen Alternativen her. Eine davon kommt aus dem Chemiepark Leuna. (MZ)

24-Stunden-Läden kommen

Längst nicht jedes Dorf in Thüringen hat einen Supermarkt. 24-Stunden-Läden füllen zunehmend diese Lücke. Das entsprechende Gesetz soll ihre Eröffnung nun vereinfachen. (MZ)

Neuer Pendler-Rekord

Noch nie pendelten so viele Sachsen zur Arbeit in ein anderes Bundesland wie aktuell. Der Abstand zu den Einpendlern wird wieder größer. Aus Expertensicht sind die Rückkehrerprogramme der vergangenen Jahre „für die Tonne“. (LVZ)

Akku-Züge für Thüringen

Thüringen soll in den nächsten Jahren neue Elektrozüge mit Akkus bekommen. Wie der Eisenbahnbauer Stadler mitteilte, hat die Bahn-Tochter DB Regio 19 Akku-Fahrzeuge bei dem Schweizer Unternehmen bestellt. (MDR)