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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 30. Januar 2025 Ausländer rein: Warum Sachsen-Anhalt auf Migranten angewiesen ist

Weitere Themen: Coca-Cola investiert in Halle / Leipziger richten Ex-Kaufhof her /Skeleton baut in Bitterfeld / Spritpreise steigen / Ceva schließt Standort

30.01.2025, 09:00
Newsletter Migration
Newsletter Migration dpa

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz fordert als Konsequenz aus der tödlichen Messerattacke eines Afghanen in Aschaffenburg und dem Anschlag in Magdeburg weitreichende Verschärfungen des Einreise- und Aufenthaltsrechts für Migranten.

Merz kündigte für den Fall seiner Wahl zum Kanzler an, am ersten Tag im Amt das Bundesinnenministerium anzuweisen, alle deutschen Grenzen dauerhaft zu kontrollieren und alle Versuche der illegalen Einreise zurückzuweisen. Das gelte ausdrücklich auch für Menschen mit Schutzanspruch. Einen Antrag zu einer schärferen Asylpolitik hat die Union am Mittwoch mit den Stimmen der AfD durchgebracht. Das wird mit Blick auf die Brandmauer zu der in Teilen rechtsextremen Partei vor allem von SPD, Grünen und Linken heftig kritisiert.

Ein wichtiges Argument in der Debatte zur Beschränkung des Zuzugs ist, dass Deutschland damit wirtschaftlich überfordert ist und die Integration nicht gelingt. Wie sehen die Arbeitsmarkt-Zahlen dazu in Sachsen-Anhalt aus?

Wegen fehlener Sprachkenntnisse haben viele Flüchtlinge noch keinen Job.
Wegen fehlener Sprachkenntnisse haben viele Flüchtlinge noch keinen Job.
Foto: dpa

Trotz weiterer Zuwanderung sinkt die Zahl der arbeitslosen Migranten. Im Dezember 2024 lag die Arbeitslosenquote bei Ausländern in Sachsen-Anhalt bei 22,1 Prozent. Das sind gut ein Prozentpunkt weniger als Ende 2023. Die Quote liegt aber weiter dreimal höher als in Sachsen-Anhalt insgesamt, teilte die Landesarbeitsagentur mit.

Genaue Arbeitslosenquoten für die einzelnen Nationalitäten werden nicht erhoben, doch am Verhältnis beschäftigte und arbeitslose Ausländer zeigt, dass die Integration sehr unterschiedlich gut gelingt. So arbeiten in Sachsen-Anhalt im Juni 2024 – aktuellere Daten liegen nicht vor – 13.391 Polen, dem standen 432 arbeitslose Polen gegenüber. Im Verhältnis zu beschäftigten und arbeitslosen Polen ergibt das eine Quote von 3,2 Prozent. Viele Ausländer aus der EU kommen ins Land zum Geldverdienen. Beachtlich ist aber auch die Integration der Inder in den Arbeitsmarkt. 2.220 arbeitsfähigen Indern waren lediglich 210 arbeitslos gemeldet. Ganz anders sieht das Verhältnis bei Syrern, Irakern oder Afghanen aus (siehe Grafik)

Die Tabelle zeigt, welche die Nationalitäten der in Sachsen-Anhalt arbeitenden Ausländer und den Anteil der Arbeitslosen davon.
Die Tabelle zeigt, welche die Nationalitäten der in Sachsen-Anhalt arbeitenden Ausländer und den Anteil der Arbeitslosen davon.
Grafik: Büttner

Arbeitsmarktexperte Wido Geis-Thöne vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) weist darauf hin, dass etwa die Hälfte der aus Drittstaaten zugewanderten Personen im Jahr 2023 einen berufsqualifizierenden Abschluss hatte. Die andere Hälfte hatte einen solchen Abschluss nicht, „womit sie nur für Helfertätigkeiten infrage kommt“, so Geis-Thöne. Bei Zuwanderern aus Syrien und Afghanistan hatten 2023 jedoch etwa drei Viertel keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Das dürfte ein wichtiger Faktor sein, warum eine Arbeitsaufnahme für Syrer schwieriger ist.

In einer Studie weist der IW-Forscher Geis-Thöne zudem darauf hin, dass Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren sein Beschäftigungsniveau nur noch durch Zuwanderung halten konnte. Vor allem durch die demografische Entwicklung verlor das Land zwischen 2021/22 und 2022/23 rund 7.560 deutsche Arbeitnehmer, im gleichen Zeitraum kamen 7.215 ausländische Arbeitnehmer hinzu. Diese arbeiten vor allem in der Industrie, in der Logistik und in der Gastronomie.

Kurz: Ausländische Arbeitnehmer nehmen Deutschen keine Jobs weg. Im Gegenteil: Sie halten das Beschäftigungsniveau stabil. Bestes Beispiel: Ohne Ausländer würde die Paketauslieferung in Mitteldeutschland wohl zusammenklappen.

Natürlich hat Merz aus meiner Sicht recht, dass Deutschland schon selbst entscheiden muss, wen es ins Land lässt. Nur tut sich Deutschland ja gerade schwer, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Durch die duale Ausbildung haben wir jedoch ein eingespieltes System, das vor allem junge Ausländer auszubilden und damit zu Fachkräften zu machen. Die altuellen politischen Schwarz-Weiß-Diskussionen beim Theme Migration sind mit Blick auf die Wirtschaft jedenfalls unangebracht. Insgesamt sieht man, dass die Intergratiuon vorankommt.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

Wichtige Wirtschaftsthemen der Woche aus Mitteldeutschland

Comeback der Coke-Dose

Ein Klassiker kehrt nach Halle zurück: Der Getränkekonzern Coca-Cola investiert 45 Millionen Euro in sein Werk. Ab 2026 soll wieder Coke in der Dose vom Band laufen. „Dosen liegen im Trend“, erklärt Uwe Blabusch, Betriebsleiter im Werk in Halle. (MZ)

Ab 2026 sollen in Halle unter anderem  Coca-Cola-Dosen abgefüllt werden.
Ab 2026 sollen in Halle unter anderem Coca-Cola-Dosen abgefüllt werden.
Foto: ARTIS - Uli Deck

Leipziger richten Ex-Kaufhof her

Neues Leben im alten Kaufhaus: Ein Teil des geschlossenen Kaufhofs in der halleschen Innenstadt wird wieder eröffnen. Die Leipziger Immobilienfirma Norkon das Gebäude bis 2026 umbauen. Geplant sind Handelsflächen und Gastronomie. (MZ)

Der ehemalige Kaufhof in der halleschen Innenstadt steht leer.
Der ehemalige Kaufhof in der halleschen Innenstadt steht leer.
Foto: Schellhorn

Skeleton baut Werk in Bitterfeld

Das Unternehmen Skeleton fertigt Superkondensatoren, die schnell Energie aufnehmen und abgeben können. In Bitterfeld-Wolfen soll das Speichermedium dafür hergestellt werden. Mehr als 38 Millionen Euro werden investiert. (MZ)

Spritpreise steigen kräftig

Autofahren ist seit Mitte Dezember durch die gestiegenen Spritpreise deutlich kostspieliger geworden. Sachsen-Anhalt und Meck-Pomm haben die höchsten Preise. An welchen Faktoren das liegt. (MZ)

Die Kradtstoffpreise sind seit Mitte Dezember stark gestiegen.
Die Kradtstoffpreise sind seit Mitte Dezember stark gestiegen.
Grafik: Büttner

Ceva schließt Tierimpf-Produktion

Mehr als 100 Jahre Firmentradition werden abgewickelt: 2019 hat die IDT Biologika ihre Tiergesundheitssparte an den französischen Konzern Ceva gekauft. Der versprach viel. Doch nun wird die Schließung des Standortes in Dessau-Roßlau angekündigt. (MZ)

Große Batteriespeicher geplant

Bei Borna im Süden Leipzigs sind mehrere Batterieparks im Gespräch – mit rekordverdächtiger Kapazität. Allein das Unternehmen Gesi will einen Speicher mit 2,7 GW Kapazität errichten. Dafür ist aber jede Menge Fläche nötig. (LVZ)

Bescheide zur Grundsteuer kommen

Ab dem Jahr 2025 soll in Deutschland eine neue Grundsteuer greifen. Doch inwieweit Grundstückseigentümer dadurch entlastet werden, steht vielerorts noch gar nicht fest. So ist der Stand bei der Festlegung der Hebesätze in Sachsen-Anhalts Kommunen. (MZ)

Produktionsrekord bei BMW in Leipzig

Während an vielen Auto-Standorten der Rotstift angesetzt wird, verzeichnet der sächsische Standort einen Produktionsrekord. Wie geht das?

Die Produktion des Mini Countryman hat zum Rekord beigetragen.
Die Produktion des Mini Countryman hat zum Rekord beigetragen.
Foto: BMW

XXLLutz setzt auf Leipzig

Das Unternehmen aus Österreich übernimmt nun auch in Leipzig die Standorte von Porta und Möbel Boss. Trotzdem soll noch ein großes Einrichtungshaus im Westen der Stadt entstehen – und dafür ein früherer Praktiker-Markt weichen. (LVZ)

Rüstungsfirma kommt

Das Rüstungsunternehmen KNDS wird in Görlitz höchstwahrscheinlich Teile für seinen Radpanzer herstellen. Die Details sollen am 5. Februar bekannt werden. Dazu kommt sogar der Bundeskanzler nach Görlitz. (SZ)

Waschmittelwerk produziert wieder

Das Waschmittelwerk Schladitz-Milwa produziert seit einigen Monaten wieder. Warum die bisherigen Marken Milwa, Piador und Prettina vorerst verschwinden werden.

AfD-Großspender bei Jenaer Firma

Die AfD hat 999.900 Euro von einem Spender aus Thüringen erhalten. Er sitzt beim Jenaer Online-Händler Böttcher AG im Aufsichtsrat.