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SLK: DIE WOCHE IM GANZEN SALZLAND Warum es in dieser Woche mehr als einen Aufreger im Salzlandkreis gegeben hat

Das Bernburger Ameos-Klinikum schließt seine Notaufnahme sowie die Chirurgie, in Schönebeck sind Feuerwehrautos aus den 1990er-Jahren unterwegs, in der ganzen Region werden händeringend Fachkräfte gesucht – und was in dieser Woche sonst noch alles im Salzland passiert ist.

23.03.2024, 08:29
SLK, den Newsletter, schreibt Lisa Kollien. Sie ist Lokalreporterin in Staßfurt und wirft einen Blick auf den gesamten Salzlandkreis. Dazu gehören die Redaktionen in Aschersleben, Bernburg, Schönebeck und Staßfurt.
SLK, den Newsletter, schreibt Lisa Kollien. Sie ist Lokalreporterin in Staßfurt und wirft einen Blick auf den gesamten Salzlandkreis. Dazu gehören die Redaktionen in Aschersleben, Bernburg, Schönebeck und Staßfurt. (Grafik: Tobias Büttner)

2022 habe ich mich dazu entschlossen, aufs Land zu ziehen. Dabei war mir wichtig, dass auch die Infrastruktur stimmt. Man wird ja bekanntlich nicht jünger. Da spielte für mich neben Einkaufsmöglichkeiten auch die Nähe zu einem Krankenhaus eine Rolle.

Ameos schließt die Chirurgie

Umso mehr hat mich in dieser Woche geschockt, wie sich die Pläne des Bernburger Ameos-Klinikums entwickeln. Mein Kollege Frank Klemmer war zu einem Gespräch vor Ort und musste feststellen, dass sich das auch auf die Mitarbeiter des Klinikums auswirken wird.

Geschichte ist bald dieses Schild: Ab 2. April wird es im Ameos-Klinikum Bernburg keine chirurgische Notfallaufnahme mehr geben. Die Stationen für Chirurgie und innere Medizin verschwinden sogar ganz.
Geschichte ist bald dieses Schild: Ab 2. April wird es im Ameos-Klinikum Bernburg keine chirurgische Notfallaufnahme mehr geben. Die Stationen für Chirurgie und innere Medizin verschwinden sogar ganz.
(Foto: Engelbert Pülicher)

Eine Veränderung, die für 65 der 250 Mitarbeiter bedeutet, dass sie hier schon bald nicht mehr arbeiten werden. Ameos nennt das eine „Spezialisierung“ – und zwar auf die Fachbereiche Neurologie mit der neurologischen Notfallversorgung, integrierter "Stroke Unit" für Patienten mit Schlaganfall sowie Neuroradiologie und auf den Fachbereich Orthopädie mit Endoprothetikzentrum und Wirbelsäulenchirurgie.

Das gilt umgekehrt nicht für die beiden anderen Stationen. Deshalb werden die Chirurgie und die Innere Medizin in Bernburg geschlossen. Und eines geht sogar sehr schnell: Die Notaufnahme am Klinikum werde schon ab dem 2. April ausschließlich neurologische Notfälle versorgen. Einer der Gründe: Fachkräftemangel.

Offensive Suche in Aschersleben

Das Schlagwort „Fachkräftemangel“ betrifft nicht nur das Ameos-Klinikum. Im Salzlandkreis werden auch händeringend Lehrer gesucht, unter anderem als Seiteneinsteiger. Meine Kollegin Anja Riske war in Aschersleben vor Ort, denn dort hat ein Speed-Dating stattgefunden. Schulen haben sich vorgestellt, Interessenten einige Einblicke bekommen.

Bei einem Speed-Dating in Aschersleben erhalten die Teilnehmer Informationen zum Seiteneinstieg als Lehrer und können mit Schulleitern ins Gespräch kommen.
Bei einem Speed-Dating in Aschersleben erhalten die Teilnehmer Informationen zum Seiteneinstieg als Lehrer und können mit Schulleitern ins Gespräch kommen.
(Foto: Frank Gehrmann)

Vor allem der Seiteneinstieg an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in der Region stand bei der Veranstaltung im Fokus. Hier ist der Bedarf an Lehrkräften besonders hoch. An einigen dieser Schulen im Landkreis liegt die Unterrichtsabdeckung bei gerade mal 70 Prozent. 

Verwaltung möchte mehr Mitarbeiter einstellen

Falls der Beruf als Lehrer für Sie nicht infrage kommt, hat mein Kollege Enrico Joo noch eine weitere Nachricht für Sie: Auch der Salzlandkreis möchte mehr Stellen ausschreiben. Insgesamt sollen noch in diesem Jahr 59 neue Stellen entstehen. Zudem sind 78 noch unbesetzt.

Die Personalkrise trifft verschiedene Branchen unterschiedlich hart.
Die Personalkrise trifft verschiedene Branchen unterschiedlich hart.
(Symbolfoto: picture alliance/dpa)

In welchen Bereichen müssen 59 zusätzliche Stellen geschaffen werden? Der Salzlandkreis teilt dazu mit, dass sie im kompletten Bereich der Verwaltung verteilt sind. Mehrbedarfe gebe es im Fachdienst Personal, Ausbildung, Organisation und Beauftragtenwesen, um „gut ausgebildete junge Menschen im Salzlandkreis zu halten und eine Perspektive zu bieten“, erklärt Fachdienstleiter Mathias Kiegeland.

Alte Einsatzwagen auf den Straßen

Während die einen also nach mehr Personal suchen, suchen die Feuerwehren im Umkreis von Schönebeck neue Einsatzfahrzeuge. Denn viele der genutzten Fahrzeuge sind teilweise mehr als 20 Jahre alt. Der wohl älteste, noch im Dienst befindliche Einsatzwagen ist von 1992 – und damit teilweise älter als die Feuerwehrleute, hat meine Kollegin Alina Bach herausgefunden.

Immer wieder werden die Einsatzkräfte im Bördeland zu Unfällen auf der Autobahn 14 gerufen.
Immer wieder werden die Einsatzkräfte im Bördeland zu Unfällen auf der Autobahn 14 gerufen.
(Foto: Matthias Strauß)

Zwar werden die Gerätschaften regelmäßig gewartet und entsprechen allen Vorschriften, dennoch müssten viele Fahrzeuge bald ausgetauscht werden. Das stelle die Kommune jedoch vor finanzielle Probleme. Denn die Autos werden immer teurer. Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) liege mittlerweile bei einem Marktpreis von 500.000 Euro.

Brummifahrer kommen nicht voran

Wo wir gerade bei Hindernissen sind: Es kann existenzgefährdend werden, wenn ein selbstständiger Spediteur gewerblichen Güterverkehr fährt und seine fünf Module Weiterbildung nicht beim Salzlandkreis bei der Fahrerlaubnisbehörde bestätigen lassen kann. Ruckzuck, erklärt mein Kollege Olaf Koch, kann der Mann arbeitslos werden.

Weil es zu wenig Termine gibt, können Lkw-Fahrer ihre Weiterbildungen nicht bestätigen lassen. Und wer ohne von der Polizei erwischt wird, dem drohen hohe Strafen.
Weil es zu wenig Termine gibt, können Lkw-Fahrer ihre Weiterbildungen nicht bestätigen lassen. Und wer ohne von der Polizei erwischt wird, dem drohen hohe Strafen.
(Symbolfoto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die Gründe: Der Salzlandkreis hat keine freien Termine oder die Internetseite funktioniert nicht. Fahrlehrer und Unternehmen können ein Lied davon singen. Und das Problem ist nicht erdacht, sondern real, bestätigt Fahrlehrer Manfred Tuchen aus Gommern, der auch in Ostelbien unterwegs ist. „Alle fünf Jahre müssen Lkw-Fahrer im gewerblichen Güterverkehr ihre fünf Weiterbildungsmodule absolvieren“, berichtet der Fahrlehrer. Aber wie, wenn der Kreis nichts anbietet?

Es gibt auch gute Nachrichten

Zugegeben: Diese Woche hat mächtig für Wirbel gesorgt und viele Nachrichten wirken vielleicht entmutigend. Es gibt aber auch Geschichten für das Seelenwohl:

Mit einem neuen Führungsduo nimmt die Ortsfeuerwehr Bernburg ihre Aufgaben der kommenden sechs Jahre in Angriff. Mein Kollege Torsten Adam hat das Team getroffen und stellt Niels Hammermann als Wehrleiter und Sandy Czechowski als dessen Stellvertreter vor. 

Leiter Niels Hammermann (links) und sein Stellvertreter Sandy Czechowski führen seit wenigen Wochen die Ortsfeuerwehr Bernburg.
Leiter Niels Hammermann (links) und sein Stellvertreter Sandy Czechowski führen seit wenigen Wochen die Ortsfeuerwehr Bernburg.
(Foto: Torsten Adam)

„Als feststand, dass die alte Leitung nicht mehr antritt, wollte ich mich dieser Herausforderung stellen“, sagt Niels Hammermann. Der 38-Jährige gab dafür sein Ehrenamt als stellvertretender Wehrleiter in Peißen auf, bleibt aber als aktiver Kamerad der Feuerwehr seines Heimatdorfes erhalten. Die Abwechslung und die Möglichkeit, anderen Menschen helfen zu können, sind zwei Antriebsfedern für ihn.

Fahrradsaison beginnt

Sind Sie gerne draußen unterwegs? Ich habe vergangenes Wochenende schon mein Fahrrad aus dem Winterschlaf geholt, damit bald ich wieder in die Pedalen treten kann. Fahrradfahren wird in der Region immer wichtiger: für die Infrastruktur und den Tourismus.

„Wir Rad-Enthusiasten benötigen eine stärkere Lobby im Salzlandkreis“, ist sich Uwe Schlegel sicher. Der Bernburger ist einer der drei Kreissprecher des ADFC-Kreisverbands Salzland, der am Sonnabend in Aschersleben getagt hat.

Engagieren sich rund ums Thema Fahrradfahren: ADFC-Landesvorsitzender Stephan Marahrens, der Bernburger Markus Senze und der ADFC-Sprecher für die Region Aschersleben Sven Habich (von links).
Engagieren sich rund ums Thema Fahrradfahren: ADFC-Landesvorsitzender Stephan Marahrens, der Bernburger Markus Senze und der ADFC-Sprecher für die Region Aschersleben Sven Habich (von links).
(Foto: Frank Gehrmann)

Mit dem Treffen in Aschersleben wollen die leidenschaftlichen Radfahrer zeigen, dass es auch im Salzlandkreis Menschen gibt, die nicht nur für eine Wende in der Verkehrspolitik einstehen, sondern ebenso die nachhaltige Mobilität fördern wollen, so Schlegel. Meine Kollegin Katrin Wurm hat genauer nachgefragt.

Tränen in den Augen

Und bei diesem Beitrag konnte auch ich mir die Tränen nicht verkneifen: In Biere wurde Kerstin Schröder für ihre 45-jährige Tätigkeit als Sprechstundenhilfe geehrt und beschenkt. Dass sie sprachlos und völlig überrascht von der kleinen Ehrung war, sieht man ihr an.

Mit dieser Überraschung zu ihrem 45-jährigen Dienstjubiläum in der Praxis hatte Kerstin Schröder nicht gerechnet.
Mit dieser Überraschung zu ihrem 45-jährigen Dienstjubiläum in der Praxis hatte Kerstin Schröder nicht gerechnet.
(Foto: Alina Bach)

1979 hat die Praxismitarbeiterin ihre Ausbildung begonnen und ist danach ihrem Beruf stets treu geblieben. Heute arbeitet sie in der Praxis von Heike Schlichthaar in Biere, engagiert sich neben dem Beruf auch in ihrem Heimatort. Kerstin Schröder ist zu Tränen gerührt. Mit dieser Art der Wertschätzung vom Ortsbürgermeister persönlich habe sie nicht gerechnet. Für die Sprechstundenhilfe ist ihr Beruf mehr als nur eine Möglichkeit, damit Brötchen zu verdienen. Auch nach einem stressigen Arbeitstag habe sie immer ein offenes Ohr für Patienten und ihre Wehwehchen.

Das Bild der Woche

Der Frühling ist in Plötzkau angekommen.
Der Frühling ist in Plötzkau angekommen.
(Foto: Maik Lenneper)

Am Mittwoch, 20. März, hat der kalendarische Frühling begonnen. An diesem Tag waren Tag und Nacht gleichlang. Die sogenannte Tag-und-Nacht-Gleiche läutet nun die längeren Tage und kürzeren Nächte ein. Die Pflanzen im Salzlandkreis tun es der Sonne gleich: Sie zeigen sich öfter, duften und laden zum Verweilen ein. Wie hier in Plötzkau mit Blick auf das Renaissance-Schloss. Aufgenommen hat das Bild Maik Lenneper.

Wohin am Wochenende?

Was haben Sie dieses Wochenende geplant? In vielen Gemeinden des Kreises können Sie dabei helfen, ihren Heimatort schöner zu machen. Am Umwelttag beteiligen sich zum Beispiel Gröna, Gerlebogk, Ilberstedt, Alsleben und Plötzkau.

Wer es etwas gemütlicher mag, der kann sich einen Platz auf der „Saalefee“ in Bernburg sichern. Das Freizeitschiff bricht zu seiner ersten Fahrt in dieser Saison auf. Am Sonnabend geht es ab 14 Uhr stromaufwärts, am Sonntag zwischen 13 und 16 Uhr stromabwärts nach Calbe.

Egal, wofür Sie sich dieses Wochenende entscheiden: Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei all der Aufregung auch die guten Dinge sehen. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, atmen Sie die frische Frühlingsluft ein und starten Sie gut in die nächste Woche.

Ihre Lisa Kollien