Hier schreibt Anna Petersen Sprung ins kalte Wasser
es ist 5.30 Uhr am frühen Freitagmorgen und ich sollte nun endlich diesen Newsletter, den ich schon so lange vor mir herschiebe, auf den Weg bringen. Nach passenden Worten und Geschichten suchen für meine Woche, denn es ist nicht irgendeine Woche.
Es ist meine vorvorletzte bei der MZ, dies der letzte Newsletter, den ich schreibe. Und genau hier liegt das Problem: Ich hasse Abschiede.
Um es mit Kafka zu sagen...
Es gibt viele Arten, die Bühne zu verlassen, etwa mit einem Knall! Zugegeben: Darüber nachgedacht habe ich – über blinkende Betreffzeilen in Neonpink oder Soundeffekte beim Öffnen der Mail (Titanic-Titelsong mit Panflöten-Solo, oder so). Nur: Dick aufzutragen, ist meine Sache nicht.
Deshalb habe ich nach Zitaten gegoogelt. Hier sind meine Top vier:
- „Man muss seinen Weg gehen, aber auch den Mut haben, die Richtung zu ändern.“ (Unbekannt)
- „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.” (Franz Kafka)
- „Beim Abschied wird die Zuneigung zu den Dingen, die uns lieb sind, immer ein wenig wärmer.“ (Michel de Motaigne)
- „Meistens hat, wenn zwei sich scheiden, einer etwas mehr zu leiden." (Wilhelm Busch)
Den Rest erspare ich Ihnen. Aus Verzweiflung auf den letzten Zeilen mit billigen Postkarten-Sprüchen zu kommen, fühlt sich so gar nicht richtig an.
Freude an guten Geschichten
Bleiben wir also bei dem, was Sie und mich von Beginn an verbunden hat: der Freude an guten Geschichten. Bei meiner täglichen MZ-Lektüre in dieser Woche habe ich mit besonderem Interesse Beiträge über Menschen gelesen, die sich selbst oder etwas in ihrem Umfeld verändern bzw. verändert haben.
Mit Veränderungen ist das ja immer so eine Sache: Einerseits fürchten wir sie, weil es keine Veränderung ohne Risiko gibt. Andererseits brauchen wir sie, um an ihnen zu wachsen.
Jahre des Wachstums
Gewachsen bin auch ich in den vergangenen zwei Jahren – bei der MZ. Eine neue Zeitung, ein neues Bundesland, neue Kolleginnen und Kollegen, neue Aufgaben, eine neue Verantwortung… Das war vom ersten Tag an spannend – und wird es ganz sicher auch bis zum letzten bleiben.
Ich gehe also mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Eines weint – um das tolle MZ-Team, die vielen noch unerzählten Geschichten und unerprobten Formate, die da noch hätten kommen können.
Das andere lacht, weil da eine ganz neue Herausforderung auf mich wartet: Denn künftig werde ich Menschen, deren Einstieg in den Arbeitsmarkt aus unterschiedlichsten Gründen erschwert ist, bei ihrem Weg in ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis begleiten.
Absolutes Neuland also, das Wasser wird kalt, in das ich springe.
Junges Gesicht an der Spitze
Mutig, finden Sie? Das war auch mein erster Gedanke, als ich diese Woche die Geschichte von Stefanie Wiesel las. Die 35-Jährige ist die neue Leiterin des Kultur Quadrats Schloss Zörbig. Sie tritt in die Fußstapfen von Thomas Weiß, der nach Dessau gezogen ist, darf sich fortan also der großen Aufgabe stellen, das neue Museumskonzept umzusetzen.
Was das genau beinhaltet und wie sie diese Aufgabe – in Zeiten des Umbruchs – bewältigen will, hat Stefanie Wiesel meinem Kollegen Benjamin Telm verraten.
Leben im Camper
Einer, der das Risiko schon von Berufs wegen nicht scheuen darf, ist Mark Zimmermann. Er ist seit 30 Jahren im Profifußball unterwegs, regional bekannt als Coach des Halleschen FC. Was kaum einer weiß: Mark Zimmermann kann nicht nur einiges über Fußball erzählen, sondern auch über das Leben im Camper – die Einfachheit, den Verzicht.
„Man hat ja nicht viel, was Kleidung und essen angeht, wenn Du so unterwegs bist“, sagt er im neuen MZ-Podcast „Chemie kennt keine Liga“. Welche Erfahrungen als Nomade im VW-Camper ihn darüber hinaus geprägt haben? Hören oder lesen Sie doch einfach selbst!
Das Superhirn der Zukunft
Haben Sie schon einmal von Quantencomputern gehört? Nein? So ging es mir auch. Bis ich diese Woche in einem Interview von MZ-Wissenschaftsredakteur Matthias Müller gelernt habe, dass es sich dabei gewissermaßen um die „Superhirne der Zukunft“ handelt.
Giganten wie Google arbeiten mit Hochdruck an der Entwicklung von Quantencomputern. In der Cyberagentur in Halle denkt man sogar schon einen Schritt weiter und will solche Rechner mobil machen. Experte Roman Bansen erklärt, wie die Technologie funktioniert – und wofür sie gut ist.
Großer Schritt im Alter
Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an Margret und Roland Hagenow, das Paar aus Aschersleben, von dem ich Ihnen in einer früheren Newsletterausgabe schon einmal berichtete.
Die beiden haben mich so sehr beeindruckt, dass die Kollegen und ich kurzerhand mit der Kamera zu ihnen gefahren sind, um ihre Geschichte noch etwas ausführlicher zu erzählen. Denn Margret und Roland Hagenow haben sich nicht nur erst im späten Alter kennengelernt und verliebt, sondern vor wenigen Wochen auch ganz offiziell „ja“ gesagt. Mit allem, was dazugehört! Die, wie ich finde, sehr bewegende Folge aus unserer Serie „So liebt Sachsen-Anhalt“ finden Sie hier.
So, und damit verabschiede ich mich an dieser Stelle – ganz ohne Kafka oder Céline Dion, aber mit warmem Herzen und einer guten Nachricht: Künftig wird an dieser Stelle ein neuer Kollege als Newsletter-Autor zu lesen sein. Wobei, ganz so neu ist er nun wahrlich auch nicht mehr bei der MZ…
Aber lassen Sie sich einfach überraschen. Das Leben steckt voller Überraschungen – und das ist auch gut so.
Machen Sie was draus!
Anna Petersen, Mitglied der Chefredaktion