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HIER SCHREIBT KAI GAUSELMANN Drehorgel-Mucky und die Arsenhexe

15.11.2024, 08:00
Der stellvertretende MZ-Chefredakteur Kai Gauselmann
Der stellvertretende MZ-Chefredakteur Kai Gauselmann Foto: Tobias Büttner/Andreas Stedtler

wer wird künftig regieren? Derzeit schauen natürlich alle bei dieser Frage gespannt nach Berlin. Aber nicht nur dort, auch in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg stellt sich diese Frage. Die nächsten Landtagswahlen stehen in nicht einmal zwei Jahren an. In den Parteien sind die Überlegungen schon angelaufen, wer als jeweiliges Zugpferd in den Wahlkampf gehen soll. Besonders spannend ist die Situation bei der CDU. Spekuliert wird über den amtierenden Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (70) aus Wittenberg und den CDU-Landeschef, Wirtschaftsminister Sven Schulze (45) aus dem Harz. Haseloff ist seit 2011 Regierungschef und mittlerweile der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands. Wenn man den Wittenberger selbst darauf anspricht, ob er nochmal antreten will, sagt er weder ja noch nein - er weicht immer aus und verweist darauf, dass die Spitzenkandidatur der CDU von seiner Partei im kommenden Jahr entschieden wird.

Macht er es nochmal? Ministerpräsident Reiner Haseloff
Macht er es nochmal? Ministerpräsident Reiner Haseloff
(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Vor dem Hintergrund des starken Abschneidens der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat Haseloff nun den Kollegen der Stuttgarter Zeitung ein Interview gegeben. „Für uns geht es nun darum, einen AfD-Ministerpräsidenten zu verhindern“, hat Haseloff als Ziel ausgegeben und darauf verwiesen, dass Anhalt einst die erste NSDAP-geführte deutsche Regierung hatte. Und hat dann Sätze gesagt, die die Spitzenkandidaten-Spekulationen in Magdeburg anfachen:Als Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt sei ihm „sehr bewusst, dass wir eine historische Verantwortung haben“. Er verwies darauf, dass Anhalt 1932 der erste deutsche Staat war, der eine NSDAP-geführte Regierung hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass sich Geschichte wiederholt“, so Haseloff. Natürlich haben wir nachgehakt, ob er damit die Bereitschaft zu einer weiteren Kandidatur signalisieren will. Die Antwort finden Sie hier.

Der Einblick der Woche: Die Lage bei Novelis

Bei Novelis in Nachterstedt wird Aluschrott wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet.
Bei Novelis in Nachterstedt wird Aluschrott wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet.
(Foto: Frank Gehrmann)

Egal von welcher Marke: Wenn man ein Auto auf der Straße sieht, ist die Chance groß, dass darin ein Stückchen Sachsen-Anhalt verbaut ist. Die Firma Novelis aus Nachterstedt (Salzlandkreis) stellt Aluminiumbleche her und beliefert fast alle großen Automobil-Hersteller: von VW über Audi, Mercedes und BMW bis Nissan. In 315 Fahrzeugmodellen weltweit sind Aluminiumteile des Unternehmens verbaut. Das ist nicht nur eine gute Sache, weil die Firma 1.200 Sachsen-Anhalter beschäftigt. Novelis recycelt Aluschrott. Das war in den vergangenen Jahren ausgesprochen erfolgreich - nur leider hat die Firma nun ohne eigenes Verschulden mit Problemen zu kämpfen. Mein Kollege Steffen Höhne hat in Nachterstedt hinter die Kulissen blicken können und erklärt die verzwickte Lage. Hier geht es zu seinem Text.

Folker Ohle (v.l.n.r.), Vizepräsident von Novelis Europa, Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU)  und Emilio Braghi, Präsident von Novelis Europa, begutachten im Recycling-Zentrum von Novelis in Nachterstedt aus Aludosen gepresste Ballen.
Folker Ohle (v.l.n.r.), Vizepräsident von Novelis Europa, Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) und Emilio Braghi, Präsident von Novelis Europa, begutachten im Recycling-Zentrum von Novelis in Nachterstedt aus Aludosen gepresste Ballen.
(Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Der Sachsen-Anhalter der Woche: „Mucky“ aus Leuna

Ein echtes sachsen-anhaltisches Original: Hans-Joachim "Mucky" Bunk (2.v.l.)
Ein echtes sachsen-anhaltisches Original: Hans-Joachim "Mucky" Bunk (2.v.l.)
(Foto: Undine Freyberg)

Hans-Joachim Bunk ist über Leuna (Saalekreis) hinaus als Original bekannt - und wird von aller Welt schlicht „Mucky“ gerufen. Bekanntheit erlangte er vor allem als Drehorgelspieler, was in der Region eine gewisse Tradition hat - man denke nur an „Drehorgel-Rolf“ aus Halle. „Mucky“ wurde diese Woche 80, meine Kollegin Diana Dünschel hat ihn porträtiert. „Mucky“ sagt über sich selbst: „Ein Narr war ich immer, ein Prinz nie.“ Hier geht es zum Text.

Die Zahl der Woche: Zehn Prozent Schulabbrecher

Senkt die Anforderungen für den Hauptschulabschluss: Bildungsministerin Eva Feußner (CDU)
Senkt die Anforderungen für den Hauptschulabschluss: Bildungsministerin Eva Feußner (CDU)
(Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Zu viele Schüler verlassen in Sachsen-Anhalt die Schule ohne Abschluss: Das Land hat mit rund zehn Prozent der Schüler eine der höchsten Schulabbrecherquote in Deutschland. Was macht man da? Landesbildungsministerin Eva Feußner (CDU) hat dafür folgende Idee: die Anforderungen absenken. Künftig soll man einen Hauptschulabschluss auch mit miesen Noten in wichtigen Fächern erhalten, wenn man sie mit anderen ausgleichen kann. Das sorgt für Kritik. Mein Kollege Jan Schumann hat sich Feußners Idee mal genauer angeschaut, hier geht es zu seinem Text.

Die Überraschung der Woche: Polizei bei der Volkssolidarität

Das Logo der Volkssolidarität. Gegen die Führung eines Kreisverbandes gibt es schwere Vorwürfe.
Das Logo der Volkssolidarität. Gegen die Führung eines Kreisverbandes gibt es schwere Vorwürfe.
(Foto: Soeren Stache/dpa)

Die Volkssolidarität ist hier in Ostdeutschland einer der wichtigsten Sozialverbände, und betreibt unter anderem in der Region Kindergärten. In dieser Woche machte ein Kreisverband der Organisation aber leider negative Schlagzeilen. Bei Verantwortlichen der Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser fand eine Razzia statt. Der ungeheuerliche Verdacht der Ermittler: Zwei Personen aus der Führungsriege sollen über Jahre überhöhte Gehälter bezogen und das auch noch vertuscht haben. Es geht um die stolze Summe von mindestens zwei Millionen Euro. Mein Kollege Hagen Eichler hat die schweren Vorwürfe recherchiert und aufgeschrieben, was die Volkssolidarität dazu sagt. Hier geht es zu seinem Text.

Die Aktion der Woche: Eine Brückenprüfung

Brückenüberprüfung in Braunsbedra: Karen Ehrlich und Andrej Anders nehmen eins der Widerlager der Grubenbahn-Brücke in Großkayna unter die Lupe.
Brückenüberprüfung in Braunsbedra: Karen Ehrlich und Andrej Anders nehmen eins der Widerlager der Grubenbahn-Brücke in Großkayna unter die Lupe.
(Foto: Andreas Stedtler)

Nach dem Einsturz der Carola-Brücke schaut auch so so mancher bang auf die eine oder andere Brücke in Sachsen-Anhalt. Denn hier gibt es eine ganze Reihe ähnlich gebauter Bauwerke. Muss man also ähnliches auch hier befürchten? Mein Kollege Alexander Schierholz hat sich mal bei Fachleuten umgehört. Er durfte dabei sein, als eine Brücke überprüft wurde und erklärt, worauf es dabei ankommt. Hier geht es zum Text.

Die Worte der Woche: von Bauer Martin Zschoche

Martin Zschoche auf seinem Feld.
Martin Zschoche auf seinem Feld.
(Foto: Sebastian Köhler)

Die Inflation hat auch den Biobauern zugesetzt, mit sinkender Kaufkraft gingen auch ihre tendenziell teureren Produkte schlechter weg. Bauer Martin Zschoche aus Repau (Kreis Anhalt-Bitterfeld) lässt die „Bio-Krise“ indes kalt, sein Geschäft ist stabil. Er vermarktet seine Erzeugnisse nicht nur direkt, sondern unternimmt auch noch besondere Anstrengungen, um das Wissen in der Bevölkerung um die Ernährungsproduktion zu verbessern. „Wir brauchen keine Vitaminquellen wie Orangen oder Zitronen, die über weite Wege zu uns gebracht werden“, sagt der Landwirt etwa. Jetzt wurde Zschoche für seine Arbeit ausgezeichnet. Meinen Kollegen Julius Lukas hat er mal über seine Felder geführt und seine Bildungsarbeit erklärt. Hier geht es zu seinem Text.

Der Tipp der Woche: Verbrechen zum Hören

Der MZ-Podcast "Verbrechen in Mitteldeutschland"
Der MZ-Podcast "Verbrechen in Mitteldeutschland"
(Foto: MZ / Büttner)

Die Realität ist manchmal spannender als ein TV-Krimi - zumindest gilt das für eine ganze Reihe von spektakulären, kuriosen oder rätselhaften Verbrechen aus der Region, die meine Kollegen Stephan B. Westphal und Bernd Kaufholz zusammengetragen haben für ihren Podcast „Verbrechen in Mitteldeutschland“. Das Duo hat sich mit dem sogenannten „True-Crime“-Format eine Fangemeinde erarbeitet, die ersten beiden Staffeln wurden hunderttausende Male heruntergeladen. Jetzt startet die neue Staffel. Darin geht es unter anderem um die Morde des „doofen Bruno“, einen Postzug-Überfall und um die „Arsen-Hexe“. Hören Sie doch mal in einer ruhigen Minute rein: Hier geht es zum Podcast.

Das war meine MZ-Woche. Ich freue mich über Anregungen, Fragen und Kritik unter [email protected] Ich wünsche Ihnen ein friedliches und schönes Wochenende,

Ihr Kai Gauselmann