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Zoo Aschersleben Zoo Aschersleben: Angriff auf Pflegerin bleibt für Tiger ohne Folgen

Von KATRIN LÖWE 21.12.2009, 21:28

ASCHERSLEBEN/MZ. - Aus dem Safaripark Stukenbrock, der mit 50 Tieren nach eigenen Angaben die größte Anzahl von Löwen und Tigern in einem deutschen Zoo hat, stammt der vier Jahre alte Karim. Im Sommer 2007 wurde er nach Sachsen-Anhalt verkauft.

Am Samstagmorgen hatte Karim seine Pflegerin attackiert. Ein Tiger, sagt Safaripark-Chef Fritz Wurms, sei immer eine Gefahr und allein aufgrund seiner Größe ohne Weiteres in der Lage, einen Menschen zu töten. Dennoch: "Er ist nicht im menschlichen Sinne böse. Ich warne davor, in so einer Situation zu sagen, der Tiger ist ein Killer", so Wurms.

Ein cleveres Tier erkenne vielmehr sofort, wenn etwas anders ist - etwa ein Schieber offen, wie es am Wochenende in Aschersleben hieß. Wenn die Pflegerin beim Reinigen des Käfigs tatsächlich vergessen habe, die Sicherheitsschleuse zu schließen, seien zwei Varianten denkbar, so Wurms. Entweder habe Karim die Frau angegriffen, weil sie in sein Terrain eingedrungen ist, oder "er wollte in Tigermanier mit ihr spielen". Ändere ein Mensch dann seine Körpersprache, weil er vor Angst erstarrt, spüre das Tier dies und sei verunsichert. In beiden Fällen sei Karims Reaktion normal und instinktiv, wenn auch tragisch für die Pflegerin.

Die 30-Jährige liegt mit schweren Verletzungen im Uniklinikum Magdeburg. Derzeit dürfen nur die nächsten Angehörigen zu der Frau, die ihr Leben wahrscheinlich dem reaktionsschnellen Einschreiten des stellvertretenden Zoo-Chefs verdankt. Dieser hatte Karim von ihr weggelockt. Die Tierpflegerin arbeitet seit eineinhalb Jahren in der Tigeranlage.

Auch am Montag gingen Zoo und Stadtverwaltung davon aus, dass Karims Attacke durch eine Unachtsamkeit der Frau ausgelöst wurde. Gutachter der Unfallkasse Sachsen-Anhalt hätten keine Sicherheitsmängel feststellen können, teilte die Stadt mit. Um über Konsequenzen aus dem Unfall zu reden, sei es noch zu früh, hieß es. Nur so viel: Für Karim wird er keine haben, kündigte Zoo-Chef Dietmar Reisky an. "Uns muss bewusst sein, dass es sich bei Tigern um gefährliche Raubtiere handelt, die in bestimmten Situationen typische Reaktionen zeigen", sagte er. Karim lasse kein gesteigert aggressives Verhalten erkennen. Als er 2008 einen sibirischen Tiger tötete, hatte ein Pfleger einen falschen Schieber geöffnet. Auch damals hielt der Tierpark an Karim und der Zucht der weißen Tiger fest.