1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Zirkus Probst: Zirkus Probst: Anfang März heißt es «Manege frei»

Zirkus Probst Zirkus Probst: Anfang März heißt es «Manege frei»

Von Annette Schneider-Solis 04.01.2011, 09:43
Zirkus Probst: Tigerdressur. (FOTO: KLITZSCH/ARCHIV)
Zirkus Probst: Tigerdressur. (FOTO: KLITZSCH/ARCHIV) CARDO

Staßfurt/dapd. - Kostüme werden genäht, Tourneen organisiert, der Fuhrpark wird aufVordermann gebracht. Rüdiger Probst, der sonst in glitzerndenKostümen in der Manege steht, steuert jetzt im warmen Overall denVorderlader und schiebt Mist zusammen. Die Übungseinheit mit seinenTigern hat er bereits absolviert. Während der Tourneepause ist dieMannschaft verkleinert. «Zurzeit haben wir außer der Familie nursechs Tierpfleger hier. Die Tiere müssen jeden Tag trainiert werden,egal, ob Samstag, Sonntag oder Feiertag.» In den Sommermonaten zähltder Zirkus rund 80 Mitarbeiter, Tierpfleger, Künstler, Musiker.

Rüdiger Probst steigt aus dem Fahrzeug und geht hinüber zumfesten Stallgebäude, in das die Trainingsmanege integriert ist. Dortprobt Christina Clasen mit den Kamelen. «Die beiden jungen Tieremüssen in die Nummer hineintrainiert werden», erklärt sie. Weilalles gut klappt, erhalten die Kamele zur Belohnung Möhren. RüdigerProbst, der die Nummer ab März präsentieren wird, ist zufrieden.«Kamele sind kluge Tiere, auch wenn man ihnen das nicht ansieht. Mankann sie in drei Monaten gut dressieren.»

Seit 65 Jahren zieht der nach eigenen Angaben größte ZirkusOstdeutschlands durch die Lande. Nach dem Zweiten Weltkrieg legteRudolf Probst, ein Nachfahre der Zirkusfamilie Althoff, denGrundstein für das Unternehmen. Rudolf Probst heuerte Künstler,Musiker und Artisten an, seine erste Dressurnummer zeigte der heute88-jährige Senior mit Rechenpferd Coco. Seinen Zirkus gründete erdreimal, denn in der DDR galt das Familienunternehmen als Konkurrenzfür den Staatszirkus. Probst wurde enteignet, wegen angeblicherSteuerhinterziehung verhaftet, seine Tiere wurden weggenommen, dieRaubtiere erschossen. Nach der Wende, als die drei staatlichenZirkusse nacheinander aufgeben mussten, begann auch für ZirkusProbst eine harte Zeit. Zahlreiche kleine Zirkusse zogen durch dieLande, die Menschen gaben kaum Geld aus. Heute zählt der ZirkusProbst mit etwa 300.000 Zuschauern im Jahr zu den acht großenZirkusunternehmen in Deutschland.

Vor einigen Jahren haben sich Rudolf Probst und seine Frau Monikazur Ruhe gesetzt. In der Manege stehen heute seine Kinder Rüdigerund Mercedes sowie seine Enkelinnen Jessica und Alexandra. DieGeschäfte führt Schwiegersohn Andreas Bleßmann, der derzeit dieVerträge für Gastspiele bis ins Jahr 2014 festzurrt. «DieJubiläumstournee im vergangenen Jahr war ein unglaublicher Erfolg»,sagt Bleßmann. «Da wird es schwer, noch einen draufzusetzen.» Dasaber will er unbedingt. Als einen Höhepunkt kündigt Bleßmann für daskommende Jahr Luftartistik aus Kolumbien an, eine Darbietung auf demHochseil, mit Trapezelementen. Mehr will er noch nicht verraten.«Lassen Sie sich überraschen, diese Truppe ist einfach nurverrückt.» Anfang März heißt es in Leipzig dann zum ersten Mal indiesem Jahr: Manege frei.