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Zellstoffwerk Arneburg Zellstoffwerk Arneburg: Amerikaner investieren eine Milliarde Euro

Von Frank Zimnol 20.10.2004, 19:00

Stendal/MZ. - Der Grund: Die US-kanadische Firmengruppe Mercer International, Hauptsitz in Seattle / US-Bundesstaat Washington, hat gemeinsam mit ihrem deutschen Partner RWE an der Elbe bei Stendal in nur zwei Jahren "Europas modernste Zellstofffabrik" aus dem Boden gestampft. Der Industrieriese kann jährlich drei Millionen Festmeter Fichten- und Kiefernholz - auf einen Lkw passen 25 Festmeter - "vertilgen" und zu 550 000 Tonnen Zellstoff verarbeiten. Mehr als 500 der dazu insgesamt notwendigen 580 Stellen sind bereits besetzt. Für die strukturschwache, von hoher Arbeitslosigkeit geplagte Region "eine Menge Holz".

Produktionsleiter Thomas Sjögren registriert während einer Führung zufrieden, dass Lkw mit zersägten Baumstämmen fast im Fünfminutentakt anrollen. Die Deutschen bräuchten sich aber keine Sorgen um ihre schönen Wälder zu machen, beruhigt der Schwede, der es als Herausforderung ansieht, das neue Werk auf Touren zu bringen.

Michael Schenk, Sprecher des Landesforstbetriebes, pflichtet bei. Das in Arneburg verwendete, von der Qualität her nicht für Sägewerke taugliche Holz falle ganz normal bei der Forstbewirtschaftung an. Die Waldbesitzer hätten zur Pflege ihres Baumbestandes solch eine Absatzmöglichkeit seit langem herbeigesehnt. Nichts also mit der sprichwörtlich berüchtigten "Axt im Walde". Nachhaltiger, schonender Umgang mit dem gewachsenen Naturrohstoff laute statt dessen die Devise, fügt Wolfram Ridder, Chef der Zellstoff Stendal, hinzu. "Deutschland ist ein Holzland von europäischem Rang." In den Wäldern wachse weitaus mehr nach, als verarbeitet werden könne.

Bevor Holz zu Zellstoff wird, durchläuft es mehrere Verarbeitungsstufen. Zuerst werden die Stämme in riesigen Trommeln von der Rinde befreit, erläutert Sjögren. Scharfe Messer zerhackten das Holz anschließend in fingergroße Schnitzel. Mit einer Lauge versetzt, werde das Ganze dann zu einem Brei verkocht, aus dem später die eigentliche Faser gewonnen wird. Mit Sauerstoff behandelt, getrocknet und gepresst gelange das Produkt schließlich in Ballen zu den Abnehmern. Die stellen daraus hochwertiges, nicht vergilbendes Druckpapier sowie Hygienetücher her.

Mit der neuen Produktionsstätte werden die Karten auf dem deutschen Zellstoffmarkt neu gemischt. Seine Gesamtkapazität wird um 65 Prozent auf 1,4 Millionen Tonnen ansteigen, so Ridder. Absatzprobleme seien aber nicht zu befürchten. Zum einen importiere Deutschland jährlich bis zu fünf Millionen Tonnen Zellstoff. Zum anderen bestehe international hoher Bedarf gerade an Zellstoff aus Nadelhölzern, wie er aus Arneburg kommt. Der sei besonders fest und schaffe so die Voraussetzung, recyceltes Altpapier zur Herstellung von neuem Druckpapier mit zu verwenden.