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Wolmirstedt Wolmirstedt: Bewegender Abschied von vier getöteten Feuerwehrleuten

Von Fabian Erik Schlüter und Sabine Heimgärtner 08.07.2006, 14:42
Hinter Fotos ihrer tödlich verunglückten Kameraden Christian Rademacher (v.l.), Patrick Büldge, Michel Hermann und Mario Tafelski halten Feuerwehrleute während einer zentralen Trauerfeier am Samstag (08.07.2006) in der Halle der Freundschaft in Wolmirstedt (Ohrekreis) Ehrenwache. (Foto: dpa)
Hinter Fotos ihrer tödlich verunglückten Kameraden Christian Rademacher (v.l.), Patrick Büldge, Michel Hermann und Mario Tafelski halten Feuerwehrleute während einer zentralen Trauerfeier am Samstag (08.07.2006) in der Halle der Freundschaft in Wolmirstedt (Ohrekreis) Ehrenwache. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Wolmirstedt/dpa. - Bewegende Szenen in Wolmirstedt:Feuerwehren aus ganz Deutschland, Angehörige, Freunde, Einwohner undPolitiker haben am Samstag Abschied von vier jungen Feuerwehrleutengenommen. Sie waren am 19. Juni bei einem Übungseinsatz mit ihremLöschfahrzeug tödlich verunglückt. Das tragische Geschehen inGlindenberg (Ohrekreis), bei dem sechs weitere Personen schwerverletzt wurden, hatte bundesweit für Erschütterung gesorgt.

Die Trauerfeierlichkeiten begannen mit einem Zug durch Wolmirstedtbei Magdeburg, an dem mehr als 800 Menschen teilnahmen. Ein Meer vonFahnen flankierte den schweigsamen, von drei Einsatzwagen angeführtenDemonstrationszug. Nur die getragenen Klänge von Dudelsack-Bläsernwaren zu hören. Vor dem Trauersaal, der Halle der Freundschaft imZentrum Wolmirstedts, war deutlich zu spüren, was der kleine Ort seitdem tragischen Tod ihrer Mitbewohner durchgemacht hat: Menschenhielten sich an den Händen, versanken unter Tränen in Umarmungen undrangen verzweifelt nach Worten.

«Das Unglück ist erst drei Wochen her, aber das Entsetzen hat unsnoch nicht verlassen», sagte der Vize-Präsident des DeutschenFeuerwehrverbandes, Ulrich Behrendt, vor den überdimensionalen Fotosder vier jungen Feuermänner, die im Alter von 20 bis 22 Jahren beidem Umfall ums Leben gekommen waren. Behrendt berichtete überzahlreiche Beileidsschreiben von Feuerwehren aus dem In- und Ausland,darunter Briefe aus vielen europäischen Ländern, aus den USA undKanada.

Zur Trauerfeier hatten sich in und vor der mit Blumen, Kränzen undFeuerwehrfahnen geschmückten Halle rund 1500 Menschen eingefunden.Auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) undzahlreiche Landespolitiker waren gekommen. Der WolmirstedterBürgermeister Hans-Jürgen Zander bedankte sich für die«überwältigende Anteilnahme und Hilfsbereitschaft für die Angehörigender Opfer.»

Zu den bewegendsten Momenten gehörte die Ansprache des BarlebenerPfarrers Johannes Könitz, der am 19. Juni als Seelsorger zumUnfallort gerufen worden war. Er las aus den Eintragungen in dasKondolenzbuch für die Unfallopfer vor. «Die Feuerwehr lernt, Menschenzu retten, Brände zu löschen und mit Gefahr umzugehen, aber niemandhat uns darauf vorbereitet, unsere Kameraden zu retten», hatte einKollege geschrieben.

Der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Wolmirstedt, der bei derÜbung mit Martinshorn und Blaulicht unterwegs war, war an jenem Abenddes 19. Juni an einer Kreuzung in Glindenberg mit einem Autozusammengestoßen. Das zwölf Tonnen schwere Gefährt mit neunFeuerwehrleuten überschlug sich mehrmals und prallte gegen einenBaum. Die Klärung der Schuldfrage bei dem Unglück ist kompliziert undkann nach Angaben der Polizei noch Wochen dauern.