Wittenberg Wittenberg: Missbrauchs-Fall in DDR-Kinderheim Pretzsch?
Pretzsch/dpa. - Anlass ist die Aussage eines ehemaligenHeimbewohners in der «Leipziger Volkszeitung» am Donnerstag, wonacher im Zeitraum zwischen 1969 und 1979 zusammen mit weiteren Heim-Kindern missbraucht wurde.
«Strafrechtlich ist da nichts mehr zu machen, weil die Taten nach20 Jahren verjährt sind», sagte der Leitende Oberstaatsanwalt derStaatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, Folker Bittmann, am Donnerstag aufdpa-Anfrage. Es werde aber geprüft, ob es auch Fälle gebe, die in diejüngere Zeit hineinreichen. Der jetzige Träger des Heims, die SalusgGmbH, bot betroffenen ehemaligen Heimbewohnern Gespräche an.
In Pretzsch befand sich zu DDR-Zeiten ein Spezialkinderheim fürschwer erziehbare Kinder. Ein heute 48 Jahre alter ehemaligerHeimbewohner sagte der Zeitung: «Mitten in der Nacht wurden wir vonden Strahlen der Taschenlampen geweckt und in eines der Versteckegeführt. In dem alten Schloss gab es ja genug Verstecke. Die Erzieherhaben dann mit uns ihre Spielchen gemacht....» Zudem sei es üblichgewesen, dass aufmüpfige Kinder und Jugendliche zur Strafe mit kaltemWasser abgestrahlt wurden.
«Wir haben von diesem Bericht am Donnerstag erst erfahren. Das hat unsim Nachhinein sehr betroffen gemacht», sagte Salus-Sprecherin FrankaPetzke. Salus ist seit zehn Jahren Träger des Heims. Mitarbeiter ausDDR-Zeiten arbeiten dort laut Petzke nicht mehr. Es sei das ersteMal, dass Vorwürfe über Missbrauch bekanntwürden. «Wenn es andereehemalige Heimbewohner gibt, die auch solche Erfahrungen gemachthaben, sind wir offen für Gespräche.»