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E-Mobilität in Sachsen-Anhalt Vernichtende HUK-Umfrage: Nur 1,9 Prozent der Käufer wollen auf E-Auto umsteigen

Nur 1,9 Prozent der privaten Neuwagenkäufer in Sachsen-Anhalt wechseln laut Versicherung Huk zu einem Elektrofahrzeug. Kfz-Experte Thomas Peckruhn nennt wichtige Gründe.

Von Steffen Höhne 15.10.2024, 13:42
In Sachsen-Anhalt fahren vergleichsweise wenig E-Autos. Viele Autofahrer sind zu einem Umstieg nicht bereit.
In Sachsen-Anhalt fahren vergleichsweise wenig E-Autos. Viele Autofahrer sind zu einem Umstieg nicht bereit. picture alliance/dpa

Halle/MZ. - In Sachsen-Anhalt steigen aktuell nur sehr wenige private Autokäufer auf ein E-Auto um. Von Januar bis Ende September wechselten nur 1,9 Prozent der Neuwagenkäufer auf ein Elektro-Auto. Das ist nicht einmal jeder 50. Käufer, ergab eine Erhebung im Auftrag der HUK-Coburg Versicherungsgruppe. Das ist auch der niedrigste Wert im Bundesländervergleich. Im Schnitt stiegen deutschlandweit 3,6 Prozent der Neuwagenerwerber auf ein E-Auto um.

Die von der Politik ausgerufenen Ziele von 30 Prozent E-Auto-Bestandsquote bis Ende 2030 – das sind bundesweit 15 Millionen Fahrzeuge – rückt damit in weite Ferne. Nicht einmal jeder 65. Sachsen-Anhalter fährt bislang bei der privaten Nutzung ein reines Elektroauto. Es sind nur 1,5 Prozent.

Hybrid-Fahrzeuge sind aber stark gefragt

Das sogenannte HUK-E-Barometer ist am Dienstag erstmals veröffentlicht worden und soll vierteljährlich aktualisiert werden. „Wir wollen mit diesem Instrument die Akzeptanz und die Umstiegsgeschwindigkeit auf Elektroautos in der deutschen Privatbevölkerung umfassend messbar machen und Entwicklungen darstellen“, erklärt Huk-Vorstand Jörg Rheinländer „So können jetzt etwa erstmalig auch Umstiegsquoten auf E-Autos und die Dynamik dieser Umstiege in der Privatbevölkerung gezeigt werden – statt etwa die pure Anzahl von neu zugelassenen E-Autos auf deutschen Straßen, unter denen sich auch zahlreiche gewerblich genutzte Fahrzeuge befinden.“

Die Daten werden mit der Zulassungsstatistik und einer bundesweit repräsentativen Bevölkerungsbefragung erhoben.

Vor allem nach dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie für E-Autos Ende 2023 ist der Absatz spürbar gesunken. Im ersten Halbjahr stiegen die Neuwagenverkäufe in Sachsen-Anhalt um mehr als 24 Prozent auf etwa 25.000 (siehe Grafik). In keinem anderen Bundesland gab es einen solchen Zuwachs, ermittelte zuletzt das Auto-Abo-Start-up Finn. Der Zuwachs geht aber vor allem auf das Konto von Benzin-, Diesel- und Hybrid-Fahrzeugen. Reine E-Autos wurden nur 1.811 verkauft – ein Minus von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Sachsen-Anhalt hatte bei den Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2024 den prozentual höchsten Anstieg.
Sachsen-Anhalt hatte bei den Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2024 den prozentual höchsten Anstieg.
Grafik: Kroschel

Thomas Peckruhn, Vize-Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, hatte zuletzt in der MZ mehrere Gründe für die Zurückhaltung genannt. So seien reine E-Autos noch vergleichsweise teuer. Zudem seinen viele potenziellen Käufer unzufrieden mit den Reichweiten und der Ladeinfrastruktur. Der Sangerhäuser Unternehmer Peckruhn, der mehrere Skoda-Autohäuser in Mitteldeutschland betreibt, spricht zudem von einem „Wiederaufleben des Verbrenners“. Die Kunden sind laut Peckruhn aber durchaus an umweltschonenden Autos interessiert. „Die guten Verkaufsergebnisse des Hybrids zeigen das“, so Peckruhn. Anders als E-Autos hätten Hybride – die einen Verbrennungs- und E-Motor besitzen – größere und sichere Reichweiten.

Autoexperte Dudenhöffer ist für staatliche Kaufanreize

Diese Einschätzung deckt sich auch mit der Autofahrerbefragung im Auftrag von HUK. Nur 13 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt bejahen die Frage: „Grundsätzlich kommen für mich bei künftiger Anschaffung eines Autos nur noch reine Elektroautos (Autos nur mit Elektromotor) in Frage.“ Niedriger ist der Wert in Thüringen mit neun Prozent sowie in Sachsen und Schleswig-Holstein mit jeweils zwölf Prozent. Zum Vergleich: Die höchste Zustimmungsrate bei dieser Frage gibt es in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen (jeweils 30 Prozent) und Berlin (29 Prozent).

Nach Aussagen des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research in Bochum (Nordrhein-Westfalen) ist das E-Auto in wichtigen Märkten wie China aber auf dem Vormarsch. Die deutschen Automobilbauer müssten daher massiv in die neue Technik investieren. Dudenhöffer fordert daher wieder staatliche Kaufanreize in Deutschland, um die E-Autoverkäufe zu erhöhen.

In Sachsen-Anhalt erklären 41 Prozent der Erwachsenen, dass sie keinen höheren Preis für ein Elektroauto als für ein vergleichbares herkömmliches Auto mit Verbrennungsmotor (Benzin, Diesel, Gas, Sonstige) bezahlen würden.

Auch die Treuequote bei E-Autos sinkt

Auch das Verhalten der Privatpersonen, die bereits Elektroautos gefahren haben, wurde im HUK-E-Barometer erfasst. Eine wichtige Erkenntnis: Dass im laufenden Jahr 2024 mehr als ein Drittel der bisherigen E-Autofahrer beim Fahrzeugwechsel wieder zurück zum Verbrennungsmotor gingen (34 Prozent), lässt nach Einschätzung der Versicherung HUK aufhorchen.

Denn bis Ende 2022 galt weitgehend das Motto „Einmal Elektro-Auto – immer Elektro-Auto“. Die „Treuequote“ der E-Fahrer lag in dieser Zeit stets bei rund 80 Prozent, heißt es bei HUK. Von denjenigen E-Fahrern, die auf einen Neuwagen umstiegen, blieben vor 2023 sogar durchgehend mehr als 90 Prozent dem Elektroantrieb treu.