Auto Verbrenner-Aus auf Kippe: Kaufzurückhaltung führt zu Umdenken bei EU-Kommission
In der EU-Kommission zeichnet sich eine Wende an: Das Verbot von Auto-Motoren mit fossilen Brennstoffen ab 2035 könnte zurückgenommen werden. Welche Gründe das hat.

Halle/MZ/DPA - Die EU-Kommission bereitet offenbar einen Richtungswechsel beim geplanten Aus für Verbrennungsmotoren für Pkw vor. Das Handelsblatt berichtet über interne Dokumente, aus denen das klare Bekenntnis für ein Verbrenner-Verbot ab dem Jahr 2035 gestrichen wurde. Konkret geht es um ein Dokument zu Abgasvorschriften für Fahrzeuge.
Laut dem Bericht stand in einer ursprünglichen Fassung, es sei von „entscheidender Bedeutung“, dass die festgelegten CO2-Reduktionsziele unverändert blieben. Die Ziele böten „langfristige Sicherheit und Vorhersehbarkeit für Investoren entlang der Wertschöpfungskette“ und ließen gleichzeitig „genügend Vorlaufzeit für einen fairen Übergang“. Auf Druck von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll die Passage gestrichen worden sein.
E-Auto-Absatz ist 2024 in Sachsen-Anhalt gesunken
Rechtlich ändere sich durch die Streichung der Passage zwar noch nichts, doch die Textänderung deute auf ein Umdenken innerhalb der EU-Kommission hin, schreibt das Handelsblatt. Auf Druck der Industrie hatte von der Leyen Anfang März bereits angekündigt, die ursprünglich für 2026 vorgesehene Überprüfung des Verbrenner-Aus auf die zweite Jahreshälfte 2025 vorzuziehen. Außerdem versprach sie Erleichterungen beim Etappenziel für das laufende Jahr. Statt einer Jahresfrist gewährt die EU den Autoherstellern nun einen Dreijahreszeitraum, um die Ziele zu erreichen.

Der Druck aus der Industrie wächst, weil die angestrebten Absatzziele bei Elektroautos bisher verfehlt werden. Das wird auch mit Blick auf Sachsen-Anhalt deutlich: Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos ist im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. Wie aus einer Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) hervorgeht, wurden 2024 lediglich 3.869 reine Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Das waren 1.814 weniger als im Vorjahr und entspricht einem Rückgang von 32 Prozent.
Im Gegenzug gab es bei anderen Antriebsarten einen Aufschwung: Die Neuzulassungen von Hybridmodellen stiegen in Sachsen-Anhalt um rund elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der neu zugelassenen Diesel-Autos nahm sogar um knapp 13 Prozent, die von Benzinern um mehr als neun Prozent zu. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl der Neuzulassungen um rund fünf Prozent auf 45.811 – der höchste Wert seit 2020. Auch bundesweit gingen die E-Auto-Verkäufe um ein Viertel zurück – auch wenn sich der Markt in diesem Jahr deutlich erholt. Grund für den Einbruch war eine gestrichene E-Auto-Förderung des Bundes.
„Wir blicken zurück auf ein Jahr der verpassten Chancen für die E-Mobilität“, sagte der Präsident des Kfz-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Thomas Peckruhn, zuletzt. Demnach stiegen in allen anderen europäischen Staaten, einschließlich des Vereinigten Königreichs, die Neuzulassungen von E-Fahrzeugen. Der Sangerhäuser Unternehmer Peckruhn, der mehrere Skoda-Autohäuser in Mitteldeutschland betreibt, sprach auch von einem „Wiederaufleben des Verbrenners“. Die großen Fahrzeughersteller würden wieder Anreize, wie niedrige Leasingraten, für den Kauf von Fahrzeugen mit Benzinmotoren gewähren. Die Kaufzurückhaltung bei E-Autos führt der Autofachmann aber auch auf noch immer geringe Reichweiten zurück. Zudem sei gerade in ländlichen Regionen die Ladeinfrastruktur dünn. Das E-Auto sei bei Privatpersonen häufig nur der Zweitwagen.
Pläne bei Porsche gehen nicht auf
VW- und Porsche-Chef Oliver Blume hält das Verbrenner-Aus 2035 grundsätzlich für richtig. „Ich bin davon überzeugt, dass die Elektromobilität die Technologie der Zukunft beim Automobil ist, weil sie dem Verbrenner haushoch überlegen ist“, sagte Blume dem ZDF. Allerdings fährt die Vorzeigemarke Porsche den eigenen Zielen hinterher. Von den 310.000 Luxus-Autos, die Porsche im vergangenen Jahr verkaufte, waren lediglich 27 Prozent Hybrid- und Elektroautos (nur 13,5 Prozent vollelektrisch). In diesem Jahr wollte Porsche genauso viele reine Elektroautos und Plug-in-Hybride verkaufen wie Verbrenner. Dieses Ziel wird wohl deutlich verfehlt.
Vor allem in China kaufen die Kunden eher die günstigeren heimischen E-Autos als elektrische Fahrzeuge, wie den Taycan von Porsche. Das Erfolgsmodell Macan, das im Leipziger Werk gebaut wird, wird seit September 2024 in Europa nur noch elektrisch ausgeliefert. Im Vorjahr wurden von den SUVs noch 82.795 Modelle verkauft.
Alle deutschen Hersteller planen aktuell Modelloffensiven bei den E-Autos mit deutlich verbesserten Reichweiten. Ob das ausreicht, damit die Kunden umsteigen, ist offen.