Intel US-Chip-Hersteller tief im Minus: Neue Technologien sollen Wende bringen
Der US-Chip-Hersteller Intel machte im vergangenen Quartal einen Verlust von 664 Millionen Euro. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Schulze sieht Ansiedlung in Magdeburg aber nicht gefährdet.
Berlin/MZ - Der Chiphersteller Intel ist tief in die roten Zahlen gerutscht und hat eine der düstersten Geschäftsprognosen in der Firmengeschichte vorgelegt. Das wirft auch Fragen auf, ob der in Magdeburg geplante Bau von zwei gigantischen Chipfabriken noch realistisch ist.
Der Konzernumsatz des früheren Dominators der Halbleiterbranche fiel im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel auf 14 Milliarden Dollar. Unterm Strich kam ein Verlust von 664 Millionen Dollar zusammen – nach einem Gewinn von gut 4,6 Milliarden Dollar.
Nach der Pandemie sinken die Computerverkäufe deutlich
Der berühmt-berüchtigte Schweinezyklus in der Chipbranche hat den US-Konzern voll erwischt. Während der Pandemie schoss die Nachfrage nach Personal Computern massiv in die Höhe, weil sich Beschäftigte überall in der Welt Heimarbeitsplätze einrichteten. Das hatte zur Folge, dass Chips extrem teuer und rar wurden – unter anderem für die Automobilbranche, aber auch für Maschinen, Anlagen oder Rechenzentren. Viele Unternehmen haben deshalb wieder größere Lagerbestände angelegt, sie wollen nicht noch einmal von einem Chipmangel überrascht werden.
Zugleich sind jetzt Millionen Haushalte mit modernen PCs ausgestattet. Das ist der maßgebliche Grund dafür, dass nach Berechnungen der Marktforschungsfirma Gartner der Absatz der Rechner im letzten Vierteljahr von 2022 so heftig wie noch nie zuvor – nämlich um rund 28 Prozent – eingebrochen ist.
Besonders bitter ist, dass Konzern-Chef Pat Gelsinger für die ersten drei Monate des neuen Jahres nicht mit Besserung rechnet, auch wegen der hohen Lagerbestände. Bestenfalls könne ein Umsatz von 11,5 Milliarden Dollar zusammenkommen. Experten hingegen hatten mit 14 Milliarden gerechnet. Und Intel fällt hinter Konkurrenten wie AMD oder Nvidia noch stärker zurück.
Dabei war Gelsinger 2021 angetreten, um Intel wieder zu alter Stärke zu bringen. Der Manager indes begründete die roten Zahlen und die finstere Prognose mit der schwachen Konjunktur. Und er betonte während einer Telefonkonferenz: „Ich möchte alle daran erinnern, dass wir uns auf einer mehrjährigen Reise befinden.“ Ein weiterer Grund für die Verluste seien die hohen Ausgaben für Investitionen, mit denen er das Unternehmen langfristig wieder nach vorne bringen will.
Erschließung des Geländes kostet etwa 500 Millionen Euro
Es geht dabei vor allem um neue Fertigungstechnologien, die die Chipproduktion billiger machen sollen. Im US-Bundesstaat Ohio wurde bereits mit dem Bau eines neuen Werks begonnen. Eigentlich sollte es auch schon im ersten Halbjahr 2023 in Magdeburg losgehen, wo Intel für 17 Milliarden Euro zunächst für zwei Fabriken hinstellen will – vom Bund soll es dafür Subventionen von 6,8 Milliarden Euro geben. Doch das Vorhaben verzögert sich – unter anderem wegen erhöhter Bau- und Stromkosten, die so nicht kalkuliert waren.
Ungeachtet der aktuellen wirtschaftlichen Probleme blickt Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) optimistisch auf die geplante Ansiedlung. „Ich sehe einen Produktionsstart 2027, spätestens 2028 nicht gefährdet“, sagte Schulze der „Magdeburger Volksstimme“. „Für uns – also für das Land und die beteiligten Kommunen – gilt weiterhin höchstes Tempo. Wir müssen alles so vorbereiten, dass wir bereit sind, wenn Intel das Startsignal gibt.“ Die Erschließung des Geländes koste das Land in den kommenden zehn Jahren geschätzt 500 Millionen Euro.