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Corona aus dem Harz Darum braut Hasseröder in Wernigerode jetzt auch das mexikanische Kultbier

In Wernigerode wird jetzt auch das mexikanische Kultbier Corona hergestellt. Warum das für den Harzer Traditionsstandort eine gute Nachricht ist.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 04.06.2024, 10:42
Die Hasseröder-Brauerei in Wernigerode zählt zu den modernsten Braustätten in Europa.
Die Hasseröder-Brauerei in Wernigerode zählt zu den modernsten Braustätten in Europa. Foto: imago/Rust

Wernigerode/MZ. - Vor gut eineinhalb Jahren hatte es die ersten Spekulationen gegeben, dass die Hasseröder Brauerei in Wernigerode bald auch das mexikanische Bier Corona braut. Am Wochenende, zum Brauereifest, wurde nun Vollzug gemeldet. „Corona wird seit Kurzem bei uns gebraut und abgefüllt“, sagte Hasseröder-Verkaufsleiter Christian Neuhäuser.

Lesen Sie auch: Brauereifest in Wernigerode: Hasseröder Brauerei gibt Willkommensparty für Corona

Doch wie kommt die mexikanische Kultmarke in den Harz? Die Antwort ist einfach: Beide haben den selben Eigentümer, die Brauerei-Gruppe AB Inbev. Corona ist eine der wichtigsten Marken für den belgischen Konzern und wird in 150 Ländern verkauft. Auch in Deutschland ist das Bier, das neben Wasser, Hopfen, Hefe und Gerstenmalz auch Mais enthält, beliebt. Die Absätze von „Corona Extra“ (ein Lagerbier) sind zuletzt deutlich gestiegen.

Hasseröder kann mit Corona Kapazitäten besser auslasten

Nach Einschätzung des Biermarkt-Experten Niklas Other, Chefredakteur des Fachmagazins Getränke Inside, ist es „eine gute Entwicklung für den Standort Wernigerode“. Dieser werde gestärkt. Nach seinen Worten sei das mexikanische Bier zuletzt in Europa auch in Belgien gebraut worden. „Mit dem Corona-Bier kann Hasseröder seine Kapazitäten besser auslasten“, erklärte Other.

AB Inbev hat in Wernigerode in "signifikanter Höhe investiert"

Konkrete Produktionszahlen nennt die Hasseröder-Brauerei nicht. In der Branche kursierte vor einem Jahr die Zahl von jährlich 400.000 Hektolitern. Ob das korrekt ist, ist offen. „Wir haben in signifikanter Höhe in die Hasseröder Brauerei investiert und sind stolz, dass Corona nun in Deutschland nicht nur für den deutschen Markt, sondern auch für angrenzende Exportmärkte gebraut wird“, teilte Florian Farken, Unternehmenssprecher von AB Inbev Deutschland, auf MZ-Anfrage mit. In welchem Umfang Produktionsanlagen erweitert wurden, ließ das Unternehmen offen.

Mit Corona kann Hasseröder seine Kapazitäten besser auslasten.

Biermarkt-Experten Niklas Other

Die traditionsreiche Biermarke Hasseröder mit dem Auerhahn als Wappen musste in den vergangenen Jahren viele Federn lassen. Der Absatz des Bieres sank von 2,7 Millionen Hektolitern auf zuletzt 1,56 Millionen Hektoliter. „Im Vorjahr lag das Absatzminus bei sieben Prozent“, so Other. Laut dem Getränkeexperten hat sich AB Inbev in den vergangenen Jahren auf das Wachstum seiner globalen Marken wie Corona konzentriert. „Das Marketing für die deutschen Marken wie Hasseröder und Beck’s wurde deutlich zurückgefahren“, sagte Other. So kürzte AB Inbev bei Hasseröder massiv die Mittel für Fußball- oder Handball-Sponsoring. Auch die TV-Werbung wurde eingestellt.

Im Jahr 2017 scheiterte Verkauf der Hasseröder Brauerei

Im Jahr 2017 sollten die Hasseröder Brauerei mit rund 200 Mitarbeitern und die Schwestermarke Diebels sogar verkauft werden. Es gab mit dem Finanzinvestor CK Corporate Finance aus dem hessischen Kronberg auch einen Käufer. Doch dieser konnte „nicht allen Vertragsanforderungen für den Abschluss der Transaktion Mitte 2018“ nachkommen, teilte AB Inbev damals mit. Der Verkauf scheiterte. Der damalige Deutschland-Chef Harm van Esterik konzentrierte sich auf die Entwicklung der nationalen Marken Beck's und Franziskaner. In Deutschland betreibt AB Inbev vier Brauerei-Standorte: München (Franziskaner, Spaten, Löwenbräu), Bremen (Beck’s, Haake Beck), Issum (Diebels) und Wernigerode.

Bier-Absatz in Deutschland geht zurück

Welche Strategie der neue Deutschland-Chef Jannik Weitzl, der seit April im Amt ist, verfolgt, wird sich zeigen. Der 36-jährige Vertriebsfachmann durchlief verschiedene Management-Positionen, unter anderem als Regionaldirektor Ostdeutschland. Er kennt die Marke Hasseröder und den Standort Wernigerode daher genau. Das Plus der Harzer Brauerei ist, dass sie ein sehr modernes Werk ist. Auf der grünen Wiese vor der Stadt wurde die Braustätte 1997 eröffnet.

Zu schaffen macht der Brauerei – wie der gesamten Branche – der rückläufige Bierkonsum. Die in Deutschland ansässigen Brauereien haben laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr insgesamt rund 8,4 Milliarden Liter Bier abgesetzt. Damit ist der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent gesunken.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, sprach von einem „rabenschwarzen Jahr für die deutsche Brauwirtschaft“. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher in Handel und Gastronomie schlage auf die Brauereien voll durch. Die Branche hofft nun auf Impulse durch die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland.