Sondervermögen Gigantisches Schuldenpaket: Zinsen für deutsche Staatsanleihen steigen rasant
Die Rendite von Bundesanleihen steigt so stark wie seit 1990 nicht mehr. Hallescher Ökonom sieht Finanzstabilität gefährdet.

Halle/DPA/MZ. - Das geplante Sondervermögen von Union und SPD mit zusätzlichen Milliarden-Schulden treibt die Rendite von Bundesanleihen in die Höhe. Für zehnjährige Bundesanleihen stieg die Verzinsung am Donnerstag zeitweise bis auf 2,93 Prozent. Vor der Ankündigung des riesigen Fiskalpakets lag die Rendite noch unter 2,50 Prozent. Am Mittwoch war sie an einem Tag so stark gestiegen wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr. Bei höheren Renditen wird es für Deutschland teurer, sich Geld zu borgen.
Gefahr für Finanzstabilität
Mit Bundesanleihen nimmt der deutsche Staat am Finanzmarkt frisches Geld auf. Die zehnjährigen Papiere gelten als richtungsweisend, ihre Rendite hat Auswirkungen auf andere Zinsen, darunter die Bauzinsen.
Union und SPD haben nach ersten Gesprächen zur Bildung einer schwarz-roten Bundesregierung angekündigt, einen 500 Milliarden Euro umfassenden Sondertopf zur Modernisierung der Infrastruktur auflegen zu wollen. Zudem soll die Schuldenbremse für Militärausgaben gelockert werden, um die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu erhöhen.

Der hallesche Wirtschaftsforscher Oliver Holtemöller hatte bereits am Mittwoch gewarnt: „Höhere Zinssätze, höhere Zinsausgaben im Staatshaushalt und aller Wahrscheinlichkeit nach höhere Inflation werden die Folge sein.“ Der Vize-Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht „Gefahren für die Finanz- und Preisstabilität in Europa.“ Bisher ist die Bundesrepublik mit seiner vergleichsweise geringen Verschuldung gemessen an der Wirtschaftskraft ein Stabilitätsanker im Euro-Raum.
Bisher Top-Bonität
Deutschland genießt bisher eine Top-Bonität. Bundesanleihen sind daher für Investoren, die dem deutschen Staat Geld borgen, eine sichere Anlage. Dafür müssen sie sich mit einer geringeren Rendite begnügen.