Wetter Wetter: Kreislauf macht bei der Hitze schnell schlapp
Magdeburg/MZ. - Sengende Sonne. Hitze. Windstille. Zu wenig Schatten. Sachsen-Anhalt schwitzt. Da macht der Kreislauf schnell schlapp. Häufiger als sonst werden die Rettungswagen in Halle in diesen Tagen alarmiert. Vor allem Kleinkinder, Ältere, Menschen mit Venenerkrankungen oder niedrigem Blutdruck tun sich bei großer Hitze schwer. "Die Belastung für Herz und Kreislauf ist bei dieser Hitze extrem", sagt der Burkhard John, Chef der Kassenärzte im Land und Allgemeinmediziner in Schönebeck.
Probleme mit niedrigem Blutdruck und Durchfall-Erkrankungen treten etwas häufiger auf als sonst, sagt John. Er rät: Viel trinken, körperliche Anstrengung möglichst vermeiden, während der Mittagshitze im Haus bleiben, und: Beine hochlegen.
Doch eigentlich ist es ruhig, auf den Rettungswachen und auch in den Wartezimmern. In der Rettungsleitstelle Magdeburg heißt es, ungefähr 20 Einsätze seien von Sonnabend bis Montag Mittag aufgrund von Kreislaufproblemen gefahren worden - nicht viel mehr als sonst. Die halleschen Kollegen haben ausgerechnet, dass die Zahl der Einsätze wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen am vergangenen Wochenende zwar gestiegen ist, die Gesamtzahl der Fahrten aber nicht höher lag als sonst. "Es ist nicht so extrem, wie man erwarten könnte", sagt Wilfried Möbius, der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes in der Saalestadt.
Zum Schutz-Paket vor Schwindel und Hitze-Kollaps gehören nicht nur leichte Kleidung und möglichst viel Schatten, sondern auch der kontrollierende Blick auf den Speisezettel. Wenig Eiweiß, viel Kohlehydrate empfiehlt Klaus Eder, Ernährungswissenschaftler der Universität Halle. Denn beim Verbrennen im Körper produzieren die einzelnen Nährstoffe unterschiedlich viel Energie. Eiweiß sorgt für eine Extra-Portion Hitze im Körper. Dagegen dürfen Nudeln, aber vor allem Obst, Gemüse und ausreichend Getränke - vorzugsweise Mineralwasser oder Mineraldrinks - auf den Sommer-Speiseplan.
Alkohol sollte vermieden werden. Zwei, besser drei Liter Wasser, Tee oder Saft braucht der Körper. "Zu wenig Flüssigkeit belastet Kreislauf und Nieren", warnt AOK-Gesundheitsberaterin Christina Weißenberg. Das Blut verdickt, wenn übermäßig Schweiß als körpereigene Kühlung abgegeben wird, aber zu wenig Flüssigkeit nach kommt. Das Herz muss mehr pumpen. Insbesondere Senioren, bei denen das Durstgefühl nachlässt, müssen darauf achten, nicht zu wenig zu trinken. Weißenberg: "Hitze führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße, dadurch wird das Hirn schlecht durchblutet." Die Folgen: Schweißausbrüche, Benommenheit, Kopfschmerzen - und im schlimmsten Fall Hitze-Ohnmacht. Der Hitze-Stress werde durch die spezielle Verbindung der Faktoren Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und Strahlungswärme ausgelöst, erklärt sie.
Wilfried Möbius sagt, Probleme hätten vor allem ältere Leute, "die sich in der Mittagshitze raus wagen und es dann nicht mehr nach Hause schaffen." Doch es seien bisher keine dramatischen Fälle gewesen. "In einem klimatisierten Raum geht es schnell wieder besser." Er und auch Burkhard John raten deshalb, von Spaniern und Italienern zu lernen - und "von zwölf Uhr mittags bis um 15 Uhr auf Sparflamme zu schalten". Es sei denn, man hat wie Kassenarzt-Chef John ein klimatisiertes Büro. Dann bleibt die Hitze draußen und drinnen kann die Arbeit weiter gehen.
