«Wetten dass..?» «Wetten dass..?»: Schwitzen für die Stadt-Ehre
Halle/MZ. - Um kurz vor halb neun kommtes im Zimmer 354 des halleschen Rathauseszu einer erstaunlichen Situation: Sieben Menschengreifen gleichzeitig zum Handy und drückenauf Tasten. Der Grund für diesen umfassendenAnfall von Telefonitis: Gerade hat ThomasGottschalk die Stadtwette seiner Sendung ausHalle preisgegeben. 40 hallesche Stadträte,nur mit einem Handtuch bekleidet, müssen ineinen Straßenbahnwagen, der zur Sauna umgebautist. Und ein echter Finne soll einen Aufgussmachen. "Schaffen wir", sagt eine Mitarbeiterindes Organisationsbüros spontan.
So viel Optimismus ist einerseits lobenswert- andererseits auch dringend nötig: Schließlichhaben sich auf Halles Marktplatz rund 10000Menschen versammelt und sorgen bei Bulette,Bratwurst und Bier für Bombenstimmung. Undvorm Fernsehen sitzen ja auch noch ein paarMillionen. Rund zehn Leute hat die Stadt Halledeshalb an diesem denkwürdigen Samstagabendabgestellt, um die Stadtwette zu erfüllen.
Und es sieht ja gar nicht schlecht aus - miteiner ziemlich entscheidenden Einschränkung:Die Stadträte fehlen. "Der Finne is’ keenThema, Handtücher sind auch keen Thema", stelltHeidi Eckert fest. Die einstige Präsidentindes Stadtrats und langjährige Protokoll-Chefindes Rathauses ist zwar inzwischen pensioniert,wurde aber für diesen speziellen Abend nochmalreaktiviert. In den Tagen vor der Sendunghat sie ein dichtes Netz geknüpft, um aufalle möglichen Wetten vorbereitet zu sein.
Wo also sind die Stadträte? Heidi Eckert wähltebenso hartnäckig wie erfolglos Telefonnummern."Keen Stadtrat da!", ruft sie irgendwann.Ja, wo sind die nur? Dieser und jener Volksvertretersei gar nicht in Halle, ruft dieser und jenerStadtwetten-Helfer, auf dem Weg von einenBüro ins nächste. Aber der Rest? Heidi Eckertgeht ihre Liste durch. Warum geht denn keinerran? Sind die alle schon unterwegs zum Markt?Vorerst sieht es nicht danach aus.
Heidi Eckert legt kopfschüttelnd den Hörerauf: "Die Wette ist bescheuert." - "SagenSie’s dem ZDF", feixt Stadtrat Erhard Preuk,der sich als einer der ersten im Rathaus eingefundenhat und nun auf Instruktionen wartet. "Machich auch", gibt Heidi Eckert zurück - undhebt den Hörer wieder ab.
Ach, es sieht wirklich nicht gut aus. Um 21Uhr stellt Dirk Furchert vom Organisationsbürofest: "Ich würde mal sagen, wir sind im gelbenBereich." Grün ist noch lange nicht in Sicht:Kurz vor zehn sind gerade mal 20 Stadträteda. Die haben sich inzwischen hinter die Bühneauf den Markt begeben, wo sie zunächst vorallem eine Aufgabe haben: warten.
Sodann unter Verdacht
Wer aber wartet, der hat Zeit. Zeit, sichGedanken zu machen. Und so machen prompt ersteVerschwörungstheorien die Runde: Bloß miteinem Handtuch in eine Straßenbahn-Sauna?Na, das hat uns doch Peter Sodann eingebrockt,oder? Der Verdächtigte freilich gibt die Unschuldvom Lande. "Ich soll wieder schuld sein?",fragt er. Halles Ehrenbürger winkt ab - undschwört Stein auf Bein, dass er die Wett-Aufgabeerst erfahren hat, als Gottschalk sie vorgelesenhat.
Dann geht es Schlag auf Schlag: Um 22 Uhrsind 31 Stadträte da - sogar Halles Ex-Oberbürgermeisterstößt dazu - als "Joker", ulkt Klaus Rauen.Am Ende zählt Peter Sodann 43 Stadträte inder auf 60Grad aufgeheizten Bahn. Der Schweißströmt, das ZDF reicht Bier - finnisches Bier,versteht sich.
Bleibt die Frage: Hat der Sender geholfen?Eine Straßenbahn war nämlich schon da, Saunaöfenebenfalls. Egal - wie rief Peter Sodann: "Hallehat gewonnen!"