«Wetten, dass..?»-Karawane in Halle «Wetten, dass..?»-Karawane in Halle: Verloren und doch gewonnen
Halle/MZ. - Jetzt ist Helga Daehre doch ein bisschen aufgeregt. Der Thomas Gottschalk, nur eine Armlänge entfernt! Blitzschnell schnappt sich die Ehefrau von Sachsen-Anhalts Verkehrsminister den Showmaster, der am Samstagabend kurz vor Beginn der Live-Übertragung von "Wetten, dass..?" aus der halleschen Messe eine kleine Erwärmungsrunde mit dem Publikum absolviert. Karl-Heinz Daehre bekommt die Kamera in die Hand gedrückt und Helga strahlt neben Tommy, der die Witzmaschine gleich mal Probe laufen lässt: "Weißt du, wo du drücken musst?" Daehre nickt, denn, sagt er, "dafür haben wir die ganze Woche geübt."
Auf den letzten Drücker
10,3 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen, 2 400 in der Halle - und zu den Glücklichsten gehörte, neben Helga Daehre, wohl auch Knut Meier. Der 40-jährige Bitterfelder machte sich ohne Eintrittskarte auf den Weg nach Halle - bereits vor zwei Jahren hatte er es trotzdem in die Sendung geschafft. Und auch diesmal hielt er um kurz nach acht ein Ticket in die Höhe - für einen Sitzplatz in Reihe 1!
So darf auch er aus nächster Nähe beobachten, wie vor einem Triptychon aus Showbühne, Talksofa und Wett-Arena ein Ballett aus Kulissenschiebern, Kameramännern und Regieassistenten tanzt, um aus Pappkulissen, buntem Licht und einem gut aufgelegten Gottschalk große Abendunterhaltung zu machen. Heute Abend in Halle ist wieder für jeden etwas dabei - und jeder hat etwas mitgebracht: Schauspieler Armin Rohde, seit einem Nacktauftritt vor Jahren Gottschalks Lieblingsgast, preist eine Komödie an, die bald im Fernsehen laufen wird. Ex-Teeniestar Sasha stellt einen Kinofilm vor, Rocksänger Lenny Kravitz seine neue Single, Pop-Elfe Leona Lewis ihr Album. Später kommen noch Heiner Lauterbach und Kai Wiesinger, um auf die Premiere des Dramas "Gustloff" hinzuweisen. Dass das hallesche Metrix-Studio das Sounddesign für die Mega-Produktion gestaltete, erfährt der Fernsehzuschauer aber leider nicht.
Das Publikum in der Halle geht trotzdem dankbar mit. Atemlose Stille im Saal, während Michael Bertsch aus Donaueschingen mit seinem Wohnmobil "Wetten, dass..?" auf eine Tafel schreibt. Begeisterung, als der zwölfjährige Nikolai Musik errät, die gar nicht gespielt wird.
Ein paar Meter entfernt geht es noch geräuschvoller zu: Wegen Sturmtief "Emma" nicht wie geplant auf dem Markt, sondern in einer benachbarten Messehalle treffen die ersten ein, die Gottschalks Aufruf zur Stadtwette gefolgt sind. 100 Männer sollten sich einfinden, als "Beatles" verkleidet - eine Reminiszenz an Halles Beatles-Museum - und, gemeinsam mit den Prinzen, "Yellow Submarine" singen.
Früh zeichnet sich ab, dass es eng werden wird: Noch um 21.30 Uhr sind mehr Friseurinnen da als Beatles-Kandidaten. Und das ZDF bleibt streng: Vor der Halle harren zwei, drei Dutzend Zaungäste aus - viele von ihnen wären bereit, sich als Beatle herrichten zu lassen. Doch ohne Kostüm oder wenigstens einen Anzug, gibt es keinen Weg ins Warme - selbst der Vorraum der Halle bleibt den überwiegend jungen Fans versperrt.
Dünn besetztes U-Boot
Am Ende stehen so statt 100 nur 63 Pilzköpfe auf der Bühne - da kennt selbst der gemeinhin gnädige Gottschalk kein Erbarmen. Aber jeder ist sicher: "Hätte die Stadtwette auf dem Markt stattgefunden, wäre sie nie, nie, nie verloren gegangen", so der Hallenser Jan Rödel. Dann hätte Thomas Gottschalk einer 71-Jährigen beim Ausmisten ihres Pferdestalles helfen müssen, eine Wette, die der Showmaster lieber eingelöst hätte als das immer noch offene Versprechen, mit Stefan Raab vom Turm in ein Wasserbecken zu springen. Auch hier aber wird Halle dem Talkgiganten helfen: Am Rande des ZDF-Gastspiels ließ Gottschalk fragen, ob es unter den berühmten Wasserspringern des SV Halle nicht ein paar Leute gäbe, "die schon mal so einen Sprung bis runter gemacht haben und mir den Weg zeigen können."