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Wegen Fahrzeugmangels Wegen Fahrzeugmangels: S-Bahn Mitteldeutschland kürzt Linien und dünnt Takte aus

Von Alexander Schierholz 13.08.2019, 18:45
In der Werkstatt: Mechaniker arbeiten an einem S-Bahnzug. 
In der Werkstatt: Mechaniker arbeiten an einem S-Bahnzug.  dpa

Halle (Saale) - Neulich in der Regionalexpress-Linie 13 Leipzig-Dessau, die zum mitteldeutschen S-Bahn-Netz zählt: Im morgendlichen Berufsverkehr sind Fahrräder in einem kurzen Zug buchstäblich übereinander gestapelt.

Die Szene illustriert ein Problem, mit dem der S-Bahn-Betreiber Deutsche Bahn derzeit mehr denn je zu kämpfen hat. Nach Angaben der Bahn fehlen täglich bis zu 16 von 80 Zügen aufgrund von Werkstattaufenthalten. In ihrer Not reagiert die Bahn mit einem veränderten Fahrplan, zum zweiten Mal in diesem Jahr, gültig pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres ab Montag.

Enge im Berufsverkehr

Neuer Fahrplan heißt: Die Bahn kürzt einzelne Linien und dünnt Takte aus. So sollen Züge frei werden, damit wenigstens auf den Linien S3 und S5/5x zwischen Halle und Leipzig der Verkehr wieder einigermaßen stabil läuft. Auch dort fahren wegen des Fahrzeugmangels seit Wochen immer wieder kürzere Züge als eigentlich vorgesehen, eng wird es vor allem im Berufsverkehr. Die Verbindung zwischen den Großstädten ist mit mehr als 25.000 Fahrgästen täglich die nachfragestärkste im gesamten S-Bahn-Netz.

In Sachsen-Anhalt ist die S3 vom neuen Fahrplan betroffen. Künftig enden alle Bahnen aus Richtung Leipzig im halleschen Hauptbahnhof. Wer nach Halle-Trotha weiterfahren will, muss in einen anderen Zug umsteigen. Ähnlich verfährt die Bahn bei zwei Linien in Sachsen, der S4 Richtung Hoyerswerda und der S5 Richtung Zwickau. Diese endet in Altenburg, nach Zwickau muss umgestiegen werden. Nur die S5x fährt weiterhin nach Zwickau durch. Im Stadtgebiet von Leipzig werden zudem zwei Linien zusammengelegt und gekürzt. Die Änderungen sollen bis Ende Oktober gelten.

Allein zehn bis 14 Züge stehen nach Angaben der Deutschen Bahn täglich in der Werkstatt, weil turnusgemäß Radsätze und Motoren ausgetauscht werden müssen. Weitere zwei fehlen im Schnitt wegen regulärer Instandhaltungsarbeiten. „Das Problem ist größer als bisher“, räumt der für die S-Bahn zuständige Manager Frank Bretzger ein. „Es gab einen Rückstau, der jetzt Woche für Woche abgearbeitet wird.“ Vor den Sommerferien hatte Ersatzteilmangel die Lieferung von neuen Motoren erschwert. Auch damals hatte die Bahn vorübergehend Linien zusammengelegt und gekürzt.

Werkstatt-Kandidaten sind vor allem die 51 Züge der ersten Ausbaustufe des Netzes, erkennbar an ihren grünen Türen. Sie alle wurden im Laufe des Jahres 2013 nach und nach in Dienst gestellt. Nun erreichen sie einer nach dem anderen einen Kilometerstand, bei dem der Austausch der Antriebe vorgeschrieben ist.

Planmäßige Arbeiten

Die Arbeiten waren also planbar. Hätte die Bahn besser darauf vorbereitet sein können? „Die ersten zehn Fahrzeuge haben wir uns schon im vergangenen Jahr vorgenommen“, sagt Bretzger. Nun ließen sich die Arbeiten zeitlich nicht noch weiter strecken.

Um schneller voranzukommen, schickt die Bahn die Züge nicht nur in ihre eigenen Werkstätten in Halle und Magdeburg, sondern auch in eine private Werkstatt in Halle-Ammendorf. Ende Oktober, hofft Bretzger, soll sich die Lage entspannen.

Das erwartet auch die Landesnahverkehrsgesellschaft Nasa, die den Nahverkehr im Auftrag des Landes bestellt und bezahlt. Man habe das neue Fahrplankonzept „zähneknirschend“ zur Kenntnis genommen, sagt Sprecher Wolfgang Ball. „Kurzfristig gibt es wohl keine Alternative.“ (mz)