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Wasserburg zu Gommern Wasserburg zu Gommern: Suppe im Bierglas

Von Anja Herold 23.11.2015, 07:49
Blick von oben auf die Wasserburg Gommern
Blick von oben auf die Wasserburg Gommern Wasserbburg Lizenz

Gommern - Eine Wasserburg, wie stolz das klingt. Hinter dem kleinen und, naja, nicht gerade umwerfenden Örtchen Gommern thront eine solche, überragt von einem 40 Meter hohen Bergfried, umgeben von einer Ringmauer und einem Wassergraben. Gut 1.000 Jahre ist das Anwesen alt, mal wurde was abgerissen, dann wieder was aufgebaut.

Es war mal Jagdschloss, mal Haftanstalt, dann - DDR-Zeit! - Lehrlingswohnheim. Eine wechselvolle Geschichte, die nach der Wende noch um einige Kapitel bereichert wurde. Heute nun findet sich in der Wasserburg ein Hotel mit angeschlossenem Restaurant.

Tanzende Walderdbeeren

Das Haus stammt aus dem Jahr 1579. In seinen Räumen sollen einst Verurteilte im Gefängnis gesessen haben, sie froren vermutlich und hatten ganz bestimmt kein gutes Essen. Diese Gedanken lassen sich aber gut verdrängen, denn die Restaurant-Räume sind gemütlich, viel Holz darinnen, backsteingemauerte Wände unter einer Gewölbedecke.

Die hauseigene Brauerei grenzt unmittelbar an, durch eine große Glasscheibe sind die Kessel zu sehen. Am Eingang zum Restaurant steht ein Hinweisschild für die Gäste, dass sie platziert werden vom Personal. Das haben wir seit 25 Jahren nicht mehr gelesen. Wobei natürlich das Personal von heute ausgesprochen freundlich ist und der Gast nicht warten muss.

Eingangs ein Aperitif, diesmal ein „Burg Kir“, bestehend aus Sekt und dem wundervoll aromatischen Likör  „Fragoli“. Kleine Walderdbeerchen tanzen im Glas, ein Hauch Sommer weht einen an bei diesem Getränk (5,50 Euro). Das Bier, gebraut im Hause, wird selbstverständlich auch verkostet. Das Burgbräu „Gold“ (3,50 Euro), ein mäßig gehopftes Bier, erhielt seinen Namen nach der Farbe und ist, ja, einfach gut. Sehr süffig. Das Bier wird auch über die Grenzen des Hotels hinaus vertrieben, in Magdeburg zum Beispiel.

Süß-würzige Suppe

Anschrift:

Walther-Rathenau-Straße 9-10

39245 Gommern

Kontakt:

Telefon: 039200/78 850

Internet: www.wasserburg-zu-gommern.de

Öffnungszeiten:

täglich 12 bis 22 Uhr

Angebote:

Hauptgerichte 9,90 bis 24,90 Euro

Überhaupt spielt das Bier eine große Rolle im Wasserburg-Gasthof, es gibt neben der „normalen“ sogar eine sogenannte Schwarzbier-Karte, auf der allerlei passende Gerichte aufgeführt sind. Für eines davon entscheiden wir uns als Entree: Schwarzbiersuppe (6,40 Euro). Sie besteht aus dem Sud des Schwarzbierfleisches und ebenjenem Bier und ist versehen mit einer Haube von Eischnee.

Die Suppe schmeckt recht gut, ihre Zutaten sind zu spüren, süß-würzig insgesamt. Nicht-Schwarzbier-Trinker würden vielleicht nicht allzu viel davon nehmen. Will ja auch keiner, klar. Serviert wird die Suppe übrigens in einem Bierglas, was erst einmal originell aussieht. Allerdings stochert man mit dem Löffel recht hilflos in dem langen, engen Gefäß herum. Man kommt sich ein bisschen vor wie der Fuchs in der La Fontainschen Fabel, dem das Essen in einer Flasche serviert wurde.

Als zweite Vorspeise kommt „Flambierte Entenleber mit karamellisierten Birnen“ (9,90 Euro). Zwar war die Leber dann doch nicht flambiert, sondern glasiert, aber egal. Geschmacklich ganz hervorragend das Ganze. Edel geradezu. Leber und süße Birnen, dazu die kräftige Glasur - eine sehr gelungene Beziehung!

Dann der Hauptgang. Fasanenbrust - Sous vide gegart - auf Wirsing-Sahnegemüse mit hausgemachten Herzoginkartoffeln und Portweinsauce (18,50 Euro). Die Fasanenbrust einfach wunderbar, mit einer zarten krossen Kruste überzogen. Die Methode des Sous vide-Garens stammt aus Frankreich.

Dabei wird das Fleisch in einem Kunststoffbeutel vakuumiert und anschließend bei niedrigen Temperaturen gegart. Vorteil des Ganzen: Das Aroma der beigelegten Kräuter und Gewürze nimmt das Fleisch besonders intensiv auf, gibt andererseits nichts vom Geschmack oder Wasser wieder ab. Kurz vorm Servieren wird das Ganze noch kurz angebraten - et voilà!

Dem Fasan hat diese Methode gutgetan, soviel steht fest. Auch das Wirsinggemüse bekommt Lob, die Sahne dimmt den herben Geschmack des Kohls angenehm herunter. Die Herzoginkartoffeln kommen knusprig daher, der Kern cremig und kartoffelig. Leider gab es nur fünf davon auf dem Teller. Die Sauce hätte allerdings noch ein wenig mehr Portwein vertragen können. Ebenfalls Sous vide gegart wird die Schweineroulade im Schwarzwälder Schinkenmantel angeboten, gefüllt mit einer Morchel-Farce. Dazu reicht der Küchenchef Morchelsauce, Thymian-Kartoffelpüree und tourniertes Gemüse (19,50 Euro).

Aromatische Desserts

Wir fangen jetzt mal mit dem Püree an, das deutlich nach dem angekündigten Gewürz schmeckt und unbedingt nachkochenswert ist. Die Roulade, für Schwein ist diese Form der Vollendung eher ungewöhnlich, punktet mit einem deutlichen, guten Eigengeschmack, der unterstrichen wird vom Schinken. Aber die Morcheln versteckten sich, kamen einfach nicht hervor. Als Gemüse gibt es je ein bissfest gegartes Stück Brokkoli, Blumenkohl und Möhrchen.

Zu den Desserts: Das cremige Karamell-Walnuss-Parfait mit Vanille-Pflaumenragout (5,20 Euro) besticht vor allem durch das Obst. Es schmeckt wie „nicht aus dem Glas“. Die Vanillenote harmoniert dezent mit dem Pflaumenaroma. Der Crêpe mit Orangenschaum gefüllt und hausgemachtem Krokanteis (6,20) überzeugt ebenfalls mit einer frisch-fruchtigen Obstnote. Die leichte, luftige Creme im Inneren macht den Teig angenehm locker und leicht.

Vergessliche Gäste

Leider, es ist uns peinlich, haben wir vergessen, welcher Wein getrunken wurde. Rot war er, 5,50 Euro hat er gekostet, herausragend gut war er allerdings nicht. Auch ein wenig zu kalt serviert. Die Weinkarte hält das Übliche bereit: ein bisschen Freyburg-Unstrut, ein bisschen Frankreich, Italien, Österreich.

Kurz und gut: Nach Gommern verschlägt es einen vermutlich nicht so ohne Weiteres. Wer aber in der Nähe ist, kann auf der Wasserburg gut speisen. (mz)

Weiterführende Informationen

Gemütlichkeit herrscht im Gasthof der Burg.
Gemütlichkeit herrscht im Gasthof der Burg.
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