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Verkehr Verkehr: Hans Grade «hüpft» in die Geschichte

Von Sabrina Gorges 27.10.2008, 15:21
Im Dresdner Verkehrsmuseum präsentiert Hagen Kreisch das 1:10-Modell des ersten deutschen Motorflugzeuges von Hans Grade. (FOTO: DPA)
Im Dresdner Verkehrsmuseum präsentiert Hagen Kreisch das 1:10-Modell des ersten deutschen Motorflugzeuges von Hans Grade. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Trotz anschließender Bruchlandung gelangGrade damit am 2. November 1908 der erste Motorflug in Deutschland.Der oft als «Hüpfer» verspottete Flug geht in die Geschichte ein undmacht Grade, der im Alter von 67 Jahren am 22. Oktober 1946 immärkischen Borkheide gestorben ist, zur Legende.

Mit einer Festwoche und zahlreichen Veranstaltungen wird inMagdeburg auf die Verdienste des Konstrukteurs, Ingenieurs undFlugpioniers aufmerksam gemacht. Dazu haben sich die Otto-von-Guericke-Gesellschaft, das Technikmuseum und der Verein Junkerswerkzusammengeschlossen und Ausstellungen, Vortragsreihen und sogar eineTheateraufführung organisiert. «Grade war kein verrückter Schrauber,kein Hasadeur», sagt Matthias Kleiser vom Junkerswerk-Verein. «Es warzum Zeitpunkt des historischen Flugs Jungunternehmer und hat inMagdeburg Motoren und Motorräder gebaut.»

Die Luftfahrt in Deutschland verdankt Grade entscheidende Impulse,auch wenn es nach wie vor unterschiedliche Ansichten darüber gibt,wer wirklich der erste Motorflieger in Deutschland war. Der WestfaleAugust Euler soll einmal zu Grade gesagt haben: «Ich glaube, ich habefrüher gehopst als du, aber ich will nicht darauf bestehen.»

Schon früh begeisterte sich Grade, der aus dem pommerschen Köslinstammt, für das Fliegen. Otto Lilienthal und seine Gleitflüge hattenes dem Sohn einer Lehrers angetan. Er entwickelte einen Dreideckermit einem 36 PS starken Sechs-Zylinder-Motor, der auf den wenigen,noch existierenden Fotos recht wackelig wirkt. «Es war eine einzigeFehlkonstruktion», sagt Kleiser. Gleich nach der Bruchlandung auf demMagdeburger Anger entschloss sich Grade, einen stabileren undleichter zu steuernden Eindecker zu bauen.

Am 30. Oktober 1909 präsentierte er die «Libelle» auf demFlugplatz Johannisthal bei Berlin und absolvierte den erstengesteuerten Motorflug. Er flog eine Strecke von knapp drei Kilometernmit einer Rechts- und einer Linkskurve in genau zwei Minuten und 43Sekunden. Seine Flughöhe wird heute mit etwa zehn Metern angegeben.

Belohnt wurde Grade mit dem mit 40 000 Mark dotierten Lanz-Preisder Lüfte. Der Industrielle Karl Lanz hatte den Preis zur Förderungdes deutschen Flugzeugbaus gestiftet. Voraussetzung war, dass dasFlugzeug von Deutschen konstruiert, in Deutschland gebaut und vondeutschen Piloten geflogen wurde. Grade nahm das Geld und investiertees in seine im selben Jahr gegründete Flugzeugfabrik. Mittlerweilehatte er Magdeburg verlassen und war nach Borkheide in der MarkBrandenburg umgezogen.

Im Magdeburger Technikmuseum hängt heute der falsch konstruierteDreidecker als Modell an der Decke. Ein Modellbauer hat ihn anhandalter Fotografien und Dokumente gebaut und dem Museum zur Verfügunggestellt. «Leider konnten keine Originalteile verwendet werden», sagtMuseumsmitarbeiter Reinhardt Kruse. «Vom Dreidecker ist ja nichtsmehr da.» Das vorwiegend aus Holz bestehende und mit viel Stoffbespannte Fluggerät erstaunt immer wieder die Gäste. «Es sieht schonsehr unbeholfen aus, was Hans Grade da konstruiert hat», sagt Kruse.«Aber er war ja auch kein Perfektionist, sondern ein echter Macher.»